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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana
Autoren: Elisa Vordano
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unruhig. Was machte Rusana da draußen? Er hatte zwar gesehen, wie schnell sie sich bewegen konnte und wusste, wie stark sie war, aber das änderte nichts an seiner Angst um sie. Hoffentlich passierte ihr nichts. Kopfschüttelnd fragte sich Christian, ob er bereits am Stockholm-Syndrom litt.
Er wurde immer nervöser, und als er hörte, dass jemand die Zellentür aufschloss, ließ er das Handtuch fallen und sprang auf. Er presste sich an die Wand neben der Tür, in der Hoffnung, den Angreifer überwältigen zu können.
„Chris?“
Das war Rusanas Stimme. Erleichtert atmete Christian tief durch, schob die Tür auf und blickte um die Ecke. Sie stand direkt vor der Badezimmertür.
„Ist der Schütze weg?“
„Fürs Erste, ja. Aber wir sollten hier verschwinden“ - sie blickte auf seinen Arm, an dem das Blut herunterlief - „nachdem wir dich verarztet haben.“
Christian folgte ihrem Blick, und als er das Blut sah, fiel ihm schlagartig ein, dass sie sich für einen Vampirverschnitt hielt; doch noch bevor er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, legte sich etwas Kaltes um sein rechtes Handgelenk. Er fuhr zusammen und hob instinktiv den linken Arm, um Rusana wegzustoßen, doch sie war schnell genug, um die Handschelle auch um das zweite Handgelenk zu legen und einrasten zu lassen. Danach trat sie zurück, um deutlich zu machen, dass sie sich nicht auf sein Blut stürzen wollte.
Er hob seine Hände und in seinen Augen spiegelte sich eine Mischung aus Wut und Unsicherheit.
„Nimm mir die Handschellen ab, Rusana!“
„Nein, Chris! Du würdest bei nächster Gelegenheit fliehen und das kann ich nicht zulassen. Wenn wir in Vineta sind, wirst du alles verstehen.“
Sie griff nach seinem blutverschmierten Arm, und als er versuchte, ihn ihr zu entziehen, zischte sie:
„Halt still, ich möchte dir nur helfen und die Blutung stillen.“
Sie beugte sich vor und vermied es, ihn anzusehen, da ihre Fangzähne, in Erwartung des Geschmackes seines Blutes, ausgefahren waren. Diese Reaktion konnte sie nicht verhindert und sie wollte ihn nicht in Panik versetzen. Vorsichtshalber drückte sie ihn mit ihrem Körper fest gegen die Wand, um ihm möglichst wenig Spielraum zu lassen.
Christian fühlte sich Rusana gegenüber schwach wie ein Greis, was seinem Ego nicht gut bekam. Sollten die Vinetaner tatsächlich existieren, waren deren Kinder wahrscheinlich in der Lage, ihn zu verprügeln. Kein verlockender Gedanke. Er wartete angespannt auf den Schmerz ihres Bisses, doch alles was er spürte, war ihre warme Zunge auf seiner Haut. Rusana leckte das Blut ab, vom Handgelenk bis zum Oberarm, leckte mehrmals über die Wunde ... und das fühlte sich ... einfach nur gut an. Ein elektrisierendes Prickeln breitete sich auf seinem Arm aus und wanderte unaufhaltsam durch jede Zelle seines Körpers. Blut schoss in Regionen, in denen es im Moment nichts zu suchen hatte und Chris hatte Mühe, nicht aufzustöhnen.
„Du ... solltest das lassen.“
Rusana leckte ein weiteres Mal über die Wunde und blickte ihm ins Gesicht. Er sah noch, wie sich ihre Fänge zurückzogen, doch merkwürdigerweise erschreckten sie ihn dieses Mal nicht.
„Na, wie war das?“
„Anders als erwartet.“
Rusana lächelte, verkniff sich jedoch jeglichen Kommentar. Sie machte sich zu große Sorgen wegen des unbekannten Schützen. Sie griff nach Christians Tasche, die auf einem Hocker neben der Dusche stand, und verließ das Bad, um sie zu ihrem Wagen zu bringen. Ihre eigene Tasche lag bereits im Kofferraum. Nach kurzem Zögern folgte Christian ihr, steuerte jedoch die Küchenzeile an. Er zog mehrere Schubladen auf, in der Hoffnung, einen Gegenstand zu finden, mit dem er die Handschellen öffnen konnte. Doch auf die Schnelle fand er nichts Geeignetes und griff nach einem Fleischmesser, als er sie zurückkommen hörte.
„Möchtest du mich erstechen?“
Rusana stand nur einen Meter hinter ihm.
„Ungern.“
Christian drehte sich um und hielt ihr das Messer entgegen, was wegen der gefesselten Hände ein wenig ungeschickt wirkte.
„Nimm mir die Handschellen ab.“
„Nein.“
Rusana trat so dicht an ihn heran, dass das Messer nur Millimeter von ihrer Brust entfernt war. Ihr Blick bohrte sich in seinen. Sie hatte wunderschöne Augen. Ihre Stimme war ein Wispern:
„Könntest du mich töten, Schakuta Ru?“
Nein, konnte er nicht, was ihm schon vorher klar gewesen war. Aus Angst, dass sie sich selbst verletzte, falls sie noch näher kam, wich er zurück. Er versuchte das Messer zu senken,
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