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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana
Autoren: Elisa Vordano
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was wegen der ungünstigen Haltung seiner gefesselten Hände jedoch nicht wirklich gelang. Also wandte er sich um und ließ das Messer auf den Küchentresen fallen. Ihre Hand legte sich auf seinen Arm und völlig unerwartet hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange.
„Du hast ein gutes Herz, Christian. Ich verspreche dir, dass mein Bruder und ich nicht vorhaben, dir etwas anzutun. Komm jetzt. Wir müssen hier weg, bevor der Schütze es sich anders überlegt und zurückkommt.“
Sie zog ihn mit sich bis zur Haustür.
„Woher weißt du, dass er weg ist?“
„Ich habe ihn bis zu seinem Wagen verfolgt und ihn davon fahren sehen. Er war sehr schnell, also handelt es sich um einen Vinetaner.“
„Und warum hat er auf mich geschossen?“
„Ich weiß es nicht und das macht mir Sorge. Warum sollte jemand verhindern wollen, dass du in Vineta ankommst und Marco rettest? Der Schütze hatte es eindeutig auf dich abgesehen, denn auf mich hat er keinen einzigen Schuss abgefeuert. Wozu er durchaus die Möglichkeit gehabt hätte. Es handelt sich also nicht um ein Attentat auf die Königsfamilie.“
„Königsfamilie?“
„Ja, durch meine Adern fließt königliches Blut und mein Bruder ist König der Vinetaner.“
Christian schüttelte frustriert seinen Kopf.
„Lass uns zur nächsten Nervenheilanstalt fahren, ja?“
Rusana ersparte sich eine Antwort, trat einen Schritt nach draußen und suchte konzentriert die Gegend ab.
„Ich denke, es lauert niemand auf dich. Los, zum Wagen!“
Sie fasste nach Christians Handschellen und zog ihn mit. Er folgte ihr willig, da er keinen großen Wert darauf legte, erschossen zu werden.
     

6. Fluchtversuch
    Als Rusana den holprigen Waldweg entlangfuhr, der von dem kleinen Häuschen, in dem sie die Nacht verbracht hatten, wegführte, suchte Christian nach verräterischen Bewegungen zwischen den Bäumen. Ihm war ein wenig mulmig zumute. Wieso wollte ihn jemand ins Jenseits befördern? Wollte jemand verhindern, dass er lebend in Vineta ankam? Aber das konnte nicht sein, denn den Ort gab es nicht. Er betrachtete den Streifschuss und stellte erstaunt fest, dass sich bereits eine Borke auf der Wunde bildete. Rusana war jedenfalls kein normaler Mensch, das stand fest. Hatten größenwahnsinnige Wissenschaftler ihre Gene manipuliert? War so etwas möglich?
Als der unbefestigte Waldweg endete, bog Rusana rechts ab auf eine Landstraße. Bald darauf verriet ein Straßenschild, dass sie Richtung Schwerin fuhren. Jetzt wusste Christian wenigstens, in welcher Ecke Deutschlands sie sich befanden. Der Verkehr wurde etwas dichter und er blickte unsicher in den Seitenspiegel.
„Ob uns wohl jemand folgt?“
„Möglich, aber bis jetzt habe ich den Wagen des Angreifers nicht gesehen. Er fährt einen schwarzen Passat. Ich frage mich, woher er das Versteck kannte und vor allem, woher er wusste, dass wir dort sind. Dass du dort bist! Wir müssen sehr vorsichtig sein und dürfen auf keinen Fall eines meiner anderen Verstecke aufsuchen.“
„Du hast mehrere Gefängnisse vorbereitet?“
„Sicher. Ich hatte schließlich lange genug Zeit, mir auszumalen, dass du, oder ein anderer von Marcos Nachkommen, mich nicht freiwillig begleiten würde.“
Sie warf ihm einen Seitenblick zu.
„Hat deine Oma, also Katrin Müller, eigentlich ein Mädchen oder einen Jungen zur Welt gebracht?“
„Einen Jungen. Meinen Vater Erwin Müller. Warum?“
„Weil ich Marcos Nachkommen schon seit zweiunddreißig Jahren suche und nur wusste, dass die Frau, die er geschwängert und nie geheiratet hat, Katrin Müller hieß. Bis ich auf dich gestoßen bin, habe ich keine Spur von ihr, ihren Kindern oder Enkeln gefunden.“
„Zweiunddreißig Jahre?“, fragte Christian überrascht. „Wie alt bis du eigentlich?“
Rusana grinste.
„Man fragt eine Frau nicht nach ihrem Alter.“
„Wie alt?“, beharrte er.
„Achtundneunzig.“
Christian musterte sie abschätzend. Sie sah nicht älter aus als er, eher jünger.
„Du glaubst mir nicht?“
„Fällt mir schwer.“
„Verständlich. Also, wo hat deine Großmutter gelebt? Warum konnte ich keine Spur von ihr finden?“
Christian warf einen prüfenden Blick über seine Schulter auf die Wagen hinter ihnen, bevor er fragte:
„Ich nehme an, du hast hauptsächlich in Deutschland gesucht?“
„Ja, weil Marco in München aufgewachsen ist. Aber zeitweise war ich auch in anderen Ländern Europas und in Amerika.“
„Dann ist es nicht verwunderlich, dass du meine Oma nicht gefunden hast. Sie ist
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