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Die versunkene Welt

Die versunkene Welt

Titel: Die versunkene Welt
Autoren: Horst Hoffmann
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alle waren wie Yacub. Mit glühenden Augen kamen sie heran, schickten sich an, die winzigen Hörner auf ihren Echsenschädeln in die Beinschienen der Amazonen zu rennen, oder sprangen die Kriegerinnen mit gewaltigen Sätzen an.
    Ein Entsetzensschrei aus vielen Kehlen mischte sich in das wiederaufbrausende Kreischen und Heulen. Vor Schreck erstarrt, vermochte Gudun sich erst wieder zu rühren, als eine der kleinen Bestien sich schon in ihre Rüstung verbissen hatte.
    Noch ahnte sie die Wahrheit nicht. In diesen Augenblicken wußte sie nur, daß diese Kreaturen dämonisches Leben wie Yacub selbst waren, geboren aus tiefster Finsternis und nur von dem einen Drang besessen, zu töten. Sie glichen Yacub nicht nur äußerlich. Sie waren ebenso wild und blutrünstig wie er.
    Ein unwirklicher Kampf begann. Gudun streckte den Angreifer mit einem einzigen Streich nieder, bevor er, an ihrer Rüstung heraufgeklettert, seine winzigen, spitzen Zähne in ihren Hals schlagen konnte. Fassungslos sah sie, wie die Augen der Kreatur erloschen und ihr Körper erstarrte.
    Sie wirbelte herum. Überall kämpften Amazonen gegen die Ausgeburten des Dunkels. Jeder Angreifer, der nur abgewehrt worden war, griff noch wütender, noch schneller erneut an. Die Kriegerinnen waren halbwegs geschützt durch ihre Rüstungen, doch Sosona…
    Gudun drohte das Blut in den Adern zu stocken, als sie sah, wie die Hexe von gleich drei kleinen Yacuben bedrängt wurde. Keine Magie vermochte sie zu schützen. Sie wich schreiend zurück. Wie von Katapulten gefeuert, sprangen die Bestien in die Höhe und schlugen ihre Klauen in den Hexenmantel. Die Schreie und das schrille Gekreisch schienen die Wände der Grotte zum Einsturz bringen zu wollen. Gudun mußte einen zweiten Angreifer töten, bevor sie Sosona zu Hilfe eilen konnte.
    Mit der Klinge löste sie die Alptraumgeschöpfe von ihrem Mantel und riß das letzte mit bloßer Hand aus dem Haar der Hexe. Bevor es sich in sie verbeißen konnte, schleuderte sie es von sich. Das Geschöpf kam schneller auf die Beine, als Guduns Blicke ihm folgen konnten, und stürzte sich erneut auf sie.
    Gorma war heran und tötete es. Gudun warf ihr einen dankbaren Blick zu und bereitete sich darauf vor, den nächsten Gegner abzuwehren.
    Erst jetzt wurde sie sich der plötzlichen Stille bewußt. Fassungslos starrte sie auf die toten kleinen Bestien auf dem Felsboden. Sie konnte nicht glauben, was sie soeben erlebt hatte.
    Und keine Zeit blieb ihr, den einzig möglichen Schluß daraus zu ziehen.
    Denn plötzlich stand er selbst vor ihnen – Yacub, der Steinerne, ausgespien von der Finsternis.
    Und er hatte sich verändert. Sein Körper hatte nun den doppelten Umfang angenommen. Der vierarmige Riese wirkte wie aus Stein gemeißelt. Er stand da und starrte auf seine winzigen Ebenbilder.
    Die Amazonen rührten sich nicht. Sie alle spürten, daß sie Zeuge von etwas Unfaßbarem wurden. Keine von ihnen wagte in diesen Augenblicken zu atmen.
    Dann ließ Yacubs Gebrüll die Luft in der Grotte erzittern. Kleine Steine lösten sich von der Decke und schlugen hallend auf, als der Riese zu toben begann.
    Er stürzte sich auf die Kriegerinnen und lief in ihre kreisenden Klingen. Aus schierer Verzweiflung stellten sich ihm die Dienerinnen der Zaem entgegen, kämpften um ihr Leben, ohne daß sie hoffen konnten, das Ungeheuer durch ihre Schläge in Bedrängnis bringen zu können. Zaem und Burra waren vergessen. Es ging ums nackte Leben.
    Und Yacub zeigte Schwächen!
    Gudun faßte es nicht. Aber sie setzte ihm nach, als er vor ihren Klingen zurückwich. Wild wie eh und je gebärdete sich Yacub, schlug mit seinen vier Armen um sich, beförderte zwei, drei Amazonen zu Boden und brüllte, daß Gudun glaubte, die Trommelfelle müßten ihr zerrissen werden. Aber er wich den Hieben aus, wie er es nie getan hatte. Nicht länger war seine Haut wie aus Stein und trotzte jedem Hieb.
    »Er ist verletzbar geworden!« schrie Gorma. »Kämpft, Amazonen! Diesmal besiegen wir ihn!«
    Ein Beben ging durch den Körper des Vierarmigen. Es war, als bäumte er sich gegen das Wissen um seine eigene Schwäche auf. Noch schrecklicher wütete er, doch seine Bewegungen waren zu ruckhaft, zu langsam. Sein Leibesumfang mochte ihn behindern. Doch Gudun glaubte nicht, daß dies der einzige Grund war. Sie spürte, daß sie ihn diesmal wirklich besiegen konnten, dem Alptraum ein für alle Mal ein Ende machen. Sie alle spürten es, und der geballten Kampfeswut der Amazonen hatte
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