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Die versunkene Welt

Die versunkene Welt

Titel: Die versunkene Welt
Autoren: Horst Hoffmann
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geeigneten Ort fand. In zu viele zeitraubende Kämpfe war er verstrickt worden.
    In jenen Augenblicken, in denen er völlig klar denken konnte, erkannte Yacub, daß er durch seine Zerstörungen die Gegner verwirrt haben mußte. Sie sahen in ihm nur ein Werkzeug der Schattenmächte und wußten nicht um seine eigentliche Aufgabe.
    Bis jetzt nicht! dachte Yacub, als er sich bebend an einer Klippe festhielt. Nur sein Kopf war über Wasser. Hoch über ihm kreisten Entersegler und warteten auf seine Weisungen.
    Die Amazonen hatten seine Brut entdeckt. Sie hatten sie ausgelöscht und ihn selbst in arge Bedrängnis gebracht. Yacub machte nicht den Fehler, seine Gegner zu unterschätzen, und so wußte er, daß sie die richtigen Schlüsse ziehen würden.
    Yacub trauerte nicht um seine Brut, denn das konnte er nicht. Jegliches menschliche Gefühl war ihm fremd. Er kannte nur seine Bestimmung und wußte, daß der Plan der Dunkelmächte in Gefahr war.
    Dabei mußte er schnellstens einen sicheren Ort finden, denn die Zeit war gekommen, weitere Nachkommen abzustoßen. Alle zehn Tage mußte er dies tun. Erst nachdem er bis zu zwanzig Nachkommen in die Welt gesetzt hatte, erwachte er aus der Starre, die seinen Körper für viele Stunden gefangenhielt und ihn wehrlos machte.
    Er hatte die Fähigkeit des Gestaltwandels und einen Teil seiner urwüchsigen Kräfte verloren, als er die Hexe Gaidel tötete. Doch jeder neue Yacub würde sie besitzen.
    Eine unbesiegbare Armee! dachte er. Sie muß wachsen! Sie muß schnell wachsen, denn die Amazonen sind gewarnt und werden die Botschaft in die Welt hinaustragen!
    Kaum hatte er dies gedacht, als er vor Zorn brüllte. Sollen sie sich wappnen! Sollen sie alles aufbieten, was sie glauben, ihm und seinen Nachkommen entgegenstellen zu können! Kein Stein wird auf dem anderen bleiben, wenn sie überrannt werden wie Gewürm!
    Aber noch war es nicht soweit. Die Amazonen wußten nun um sein Hiersein und sein Geheimnis. Vielleicht war die Grotte nicht die erste Brutstätte gewesen, die sie gefunden hatten. Vielleicht hatten sie schon vorher andere Nester gefunden und dort gewütet.
    Erst nach Wochen erwachten die Fähigkeiten in seinen Nachkommen, die ihn unbesiegbar gemacht hatten, bis…
    Gaidel! durchfuhr es ihn, und Wellen des Hasses durchfluteten sein Denken. Die Hexe! Es war ein Fehler gewesen, sie zu töten, und niemals würden seine Herren ihm diesem Fehler verzeihen, wenn es ihm nicht gelang, den Plan zu vollenden.
    Schon griff jene Verwirrung wieder nach ihm, gegen die er anzukämpfen hatte, seitdem er von Gavanque geflohen war. Seit diesem Tag war sein Geist in tiefe Dunkelheit getaucht, und es war eine andere Dunkelheit als jene, aus der er gekommen war. Einflüsse, Gedanken und Trugbilder, die nicht in ihm sein durften, gewannen immer häufiger die Oberhand über ihn. Gaidels Alpträume quälten ihn, doch weit mehr machte ihm zu schaffen, was von der Hexe selbst in ihm war. Ihr Geist war krank gewesen, hin und her gerissen zwischen Licht und Schatten tiefster Finsternis, die die Alpträume gebar.
    Das Licht war furchtbar, die Finsternis sollte ihm Labsal sein, und doch spürte er, daß auch sie ihm schadete.
    Sie beheimatete das Böse. Sie war ihm selbst verwandt und doch fremd.
    Etwas von Gaidel war in ihm und drohte ihn zu vernichten. Er mußte sein Werk vollenden, bevor es dazu kommen konnte!
    Er mußte wissen, ob auch andere Brutstätten entdeckt und zerstört worden waren. Und er mußte einen sicheren Ort finden, denn das, was aus ihm herausdrängte, duldete keinen Aufschub.
    Nicht nur die Amazonen waren zur Gefahr geworden. Die sichere Zuflucht, die er in diesem Gewässer gesehen hatte, war von hochentwickelten Wasserbewohnern verseucht, die ihm und den Enterseglern hart zusetzten, die ihm als Brutwächter zur Seite gestellt worden waren.
    Panik ergriff ihn. Bislang hatte er keinen Gedanken daran verschwendet, daß jemand seinen Nachwuchs gefährden könnte. Nun hatte er mit eigenen Augen gesehen, wie seine Nachkommen getötet wurden. Waren auch jene in Gefahr, die er in den Unterwasserruinen und den Götzenbildern der Anemona abgelegt hatte – im Vertrauen darauf, daß die Inselbewohner sie schützen würden? Hatten die Tritonen sie entdeckt und vernichtet?
    Immer größer wurde seine Angst, seine Verwirrung. Bevor die Schatten sich vollends seines Geistes bemächtigen konnten, rief Yacub einen der Entersegler herbei.
    Die Kreatur senkte sich auf ihn herab. Er klammerte sich an ihrer
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