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Die versunkene Welt

Die versunkene Welt

Titel: Die versunkene Welt
Autoren: Horst Hoffmann
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Unterseite fest und steckte den Kopf in die Bauchluftblase.
    Nach Asingea! befahl er dem Helfer. Zur Insel im Norden, zur Brutstätte!
*
    Es dämmerte bereits, als Yacub aus dem Meer stieg. Es herrschte Flut. Nur ein Teil der Tempelruine ragte dunkel und verlassen vor ihm auf.
    Yacub gebot den Enterseglern auf ihn zu warten. Er selbst begab sich zur Ruine, fand tauchend den Weg, den er schon einmal genommen hatte, und zwängte seinen aufgedunsenen Körper durch das aufgerissene Maul der großen Statue.
    Er gelangte in die Höhle, in der er seine Brut abgelegt hatte, die jüngste von allen.
    Yacub brauchte sich nicht lange umzusehen, um zu wissen, daß er zu spät gekommen war. Seine schlimmsten Ahnungen fanden hier ihre Bestätigung. Seine Nachkommen waren tot, erschlagen.
    Unbändiger Zorn ergriff die Bestie, Zorn auf die Amazonen, denn nur sie konnten dieses Nest zerstört haben. Die Tritonen kämpften mit anderen Waffen, und daß nicht nur die Kriegerinnen ins Nasse Grab verschlagen worden waren, sondern noch weit gefährlichere Gegner, davon wußte Yacub noch nichts.
    So gab er den Amazonen die Schuld, und noch Schlimmeres mußte er nun befürchten. Ein Nest konnten sie durch Zufall gefunden haben, doch nicht gleich zwei. Yacub hatte seine Verstecke gut gewählt – zumindest hatte er dies bislang geglaubt.
    Aber die Amazonen spürten sie auf, eines nach dem anderen. Hätte er sie vom Entersegler in der Grotte zerfetzen lassen! Wäre nur nicht dieses elende Dunkel, die furchtbare Leere in ihm gewesen!
    Sicher waren sie schon auf dem Weg zum nächsten Nest. Alles in Yacub drängte darauf, ihnen zuvorzukommen. Doch er konnte nicht überall zugleich sein, wo er seine Brut abgelegt hatte. Außerdem spürte er schon wieder, wie sein Geist sich verwirrte. Und das Austragen des neuen Nachwuchses war bereits überfällig. Plötzlich waren verschwommen die Körper von Meeresbewohnern zu sehen.
    Yacub kannte ihren Kampfesmut und ihre Kraft. Selbst jetzt hatte er ihnen nicht viel entgegenzusetzen. In der Starre jedoch war er wehrlos. Sie würden ihn töten, bevor er seine Brut überhaupt austragen konnte.
    Und sie griffen an. Ihre Köpfe schimmerten im Wasser, ihre Oberkörper, ihre Arme mit den Harpunen aus Fischknochen. Yacub floh.
    Kaum konnte er sich noch schnell genug bewegen. In ihm wütete und schrie es. Wenn er nicht sehr rasch einen geeigneten Ort fand, würde die Brut ihn von innen heraus zerfressen!
    Er rief die Entersegler herbei, noch ehe er aus der Götzenstatue heraus war. Einer von ihnen trug ihn aus der Ruine ins offene Meer. Mit verzweifelter Kraft klammerte Yacub sich fest. Dunkle Nebel umwallten seinen Geist. Er konnte das nicht mehr abwehren, was da so ungestüm auf ihn eindrang, und mußte warten, bis die Zerrbilder und Alpdrücke vorbeigingen.
    Irgendwann tauchte er mit dem Schädel aus dem Meer, gewarnt dadurch, daß der Entersegler unter Wasser und ein Stück vor der Küste zurückblieb. Die in seinen Lungen angehaltene Luft und das Winden und Stoßen in seinem Leib peinigten ihn so sehr, daß er bereits den urtümlichen Schrei auf den Lippen hatte, mit dem er seinem Groll Luft machen wollte.
    Er blieb ihm im Halse stecken, als er die Gestalten sah, die auf einer kleinen Landzunge saßen, standen und sich unterhielten.
    Denn da wußte er, daß ihm nicht nur die Amazonen ins Nasse Grab gefolgt waren, sondern auch seine gefährlichsten und verhaßtesten Feinde.
    Nur zu viert waren sie, und nun näherte sich ihnen vom Land eine Inselbewohnerin. Yacub zerriß es fast. Er wollte aus dem Wasser steigen, sich auf sie stürzen, sie in einem einzigen überraschenden Anrennen für alle Zeiten unschädlich machen. Alles in ihm schrie danach, doch stärker noch war der lautlose Schrei seiner Brut.
    Er tauchte unter und fand den wartenden Entersegler. Sie waren Gefangene dieses Gewässers. Später konnte er sie töten. Nun mußte er einen Brutplatz finden. Nach einem Versteck zu suchen, dazu hatte er keine Zeit mehr.
    Bring mich fort! befahl er dem Entersegler. An Land!
    Irgendwohin, ganz gleich wo – nur aus der Nähe der Feinde. Die Entersegler sollten über ihn wachen, solange er starr und hilflos war.
    Es kam über ihn, noch als er dies dachte. Als wüßte der Entersegler um seine Qual und Hilflosigkeit, legte er seine Peitschenschwingen Um ihn und drückte ihn so in die Bauchluftblase.

3.
    Es ist die Zeit gekommen, hatte Dorgele gesagt, euch zu den Tritonen zuführen!
    Die Worte der Inselbewohnerin und
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