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129 - Im Vorhof der Hölle

129 - Im Vorhof der Hölle

Titel: 129 - Im Vorhof der Hölle
Autoren: Dämonenkiller
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David Vance stammte aus den Slums von New York. Er hatte die Schattenseiten des Lebens kennengelernt, und sein Weg hatte über die schiefe Bahn steil abwärtsgeführt. Mit vierundzwanzig, wo für andere das Leben erst richtig begann, war er bereits am Ende. Er glaubte, nur noch durch harte Drogen und Rauschgift seinem Elend entfliehen zu können.
    Als er nach seinem letzten Trip aufwachte und feststellte, daß seine Freundin Stella an einer Überdosis gestorben war, wollte er auch einen Schlußstrich unter alles ziehen. War es ein Wink des Schicksals, eine göttliche Fügung oder auch nur purer Zufall, daß er, als er in seiner Panik auf die Straße stürzte, dort einer Gruppe von jungen Leuten in die Arme lief? Sie trugen Kutten aus Sackleinen, hatten die Köpfe kahl geschoren und nannten sich Padmas.
    Die Padmas nahmen David bei sich auf. Sie holten ihn mit viel Geduld ins Leben zurück - und eines Tages schlossen sie ihn in ihren Meditationskreis ein und nahmen ihn mit auf eine mentale Reise, die jeden Trip in den Schatten stellte. Und als David wieder zu sich kam, befand er sich hier auf dem Dach der Welt; in der Klosterfestung des Padmasambhawa, die wie ein Adlerhorst in einer senkrechten Felswand hing und von Eis und Schneemassen fast verdeckt wurde.
    David hatte sich das Haar geschoren und trug ebenfalls eine einfache Kutte. Er hatte sich den Padmas angeschlossen - und doch spürte er, daß er keiner von ihnen war. Er fühlte sich als Außenseiter. Damals, an jenem denkwürdigen Tag in New York, hatte er geglaubt, neu beginnen zu können. Er war überzeugt gewesen, durch die Lehren des Padmasambhawa einen neuen Lebenssinn gefunden zu haben. Doch jetzt mußte er erkennen, daß er immer auf der gleichen Stelle trat.
    Nur ein einziges Mal hatte er erkannt, wozu der menschliche Geist fähig war - das war gewesen, als er mit den anderen Padmaschülern einen Geistesblock gebildet hatte und schließlich mit ihnen hier materialisiert war. Aber er hatte dieses Erlebnis nicht wiederholen können. Während die anderen Schüler seines Lehrganges bereits zur Verteidigung des Klosters gegen die Mächte der Finsternis herangezogen wurden, stand er untätig herum und wußte nicht, wie er die Zeit totschlagen sollte. Er konnte sich nicht nützlich machen - und deshalb verzweifelte er.
    Immer öfter plagten ihn Alpträume, in denen er Stella vor sich sah - mit völlig ausgemergeltem Körper, den Blick gebrochen, die Armbeuge voll blauverfärbter Einstiche. Und während rings um ihn der lautlose Kampf des reinen Geistes gegen die Schwarze Magie stattfand, irrte er ziellos durch die Gänge und Hallen.
    Die Padmas saßen in Gruppen meditierend beisammen. Er traf sie überall, in ihren Klausen, auf den Gängen, in den Gewölben. Aber selbst wenn er ihnen so nahe war, daß er sie berühren konnte, wenn er mit ihnen am Tisch saß und die kargen Mahlzeiten mit ihnen teilte oder Seite an Seite mit ihnen in den Schulungsräumen versuchte, seinen Körper zu stählen und seinen Geist zu öffnen - er merkte immer, daß Welten sie trennten. Und wenn er schlief, dann erschien ihm Stella.
    Bald war seine Erinnerung an sie dermaßen verfälscht, daß ihre reale Erscheinung einem Wunschbild Platz machte. Sie wurde in seinen Träumen immer schöner und erweckte die Sehnsucht in ihm, für immer bei ihr zu sein.
    David geißelte seinen Körper, bis er wund war. Er ließ sich für Tage in einem Meditationsraum einmauern. Er verließ völlig unbekleidet das Kloster und wanderte durch die Eishölle. Und er hungerte.
    Aber es half alles nichts. Er konnte die Bilder von Stella nicht aus seinem Geist verbannen. Immer, wenn er glaubte, endlich den richtigen Weg zur Reinheit des Geistes gefunden zu haben, tauchte sie auf und machte alle seine Fortschritte zunichte.
    Eines Tages irrte er wieder einmal ziellos durch die weitverzweigten Gänge der Festung. Plötzlich hörte er einen markerschütternden Schrei.

    Durch einen Torbogen kam ein Schüler getaumelt.
    David eilte zu ihm und stützte ihn. Der Padmajünger hatte nicht mehr die Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Sein Gesicht war totenblaß. Aus seinen Augen quollen dicke Blutstropfen. Die Haut auf seinem kahlen Schädel platzte, und aus den Wunden sickerte eine wässerige Flüssigkeit.
    „Was ist passiert, mein Freund?" fragte David besorgt. während er den am ganzen Körper zitternden Schüler auf den Steinboden bettete.
    „Die - Dämonen", konnte der Padma noch stammeln, dann war er tot.
    David
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