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Die versunkene Welt

Die versunkene Welt

Titel: Die versunkene Welt
Autoren: Horst Hoffmann
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aus den Nebeln und Wirbeln auf. Sosona wirkte wie aus Stein gemeißelt.
    Hexe und Amazonen bildeten eine Kette. Als alle fünfzehn beisammen waren und sich an den Händen hielten, marschierte Sosona weiter.
    Aus den lockenden, feinen Stimmen wurde wieder das Dämonengeheul, als spürten jene, die es ausstießen, daß ihnen eine Beute entgehen wollte.
    Und es wurde lauter.
    »Nur noch ein Stück!« rief Sosona. »Haltet durch!«
    »Du kannst die Trugbilder durchschauen! Kannst du auch sehen, wer sie uns schickt?« wollte Gorma wissen.
    »Nein! Es ist eine Magie weder weiß noch schwarz, weder des Lichtes noch der Finsternis!«
    Gudun verstand nicht, was sie damit meinte. Doch erinnerte sie sich noch zu gut an Sosonas Orakeleien und ihr seltsames Verhalten bei der ersten Begegnung mit den Inselbewohnern. Sie wußte mehr, als sie preisgeben wollte oder durfte.
    Plötzlich lag wieder die steinige Ebene vor ihnen. Die Amazonen ließen sich los und rissen die Klingen aus den Scheiden. Sie wirbelten herum, in der Erwartung, ein Heer unheimlicher Gegner hinter sich zu sehen.
    Doch dort gab es nur Steine und Spalten, Dämpfe und flimmernde Luft. Über ihnen kreisten die Entersegler in großer Höhe. Und vor ihnen, nur einen Steinwurf entfernt, klaffte im Fels am Fuß des Hügels eine Öffnung, dunkel und groß genug, um einen Menschen aufzunehmen.
    Und von dort kam das Kreischen und Heulen. Sosonas Nicken beseitigte alle Zweifel. Sie deutete auf die Öffnung und rief aus:
    »Dort endet Yacubs Spur!«
*
    »Worauf warten wir noch?« rief Gorma. »Wenn er sich dort drinnen versteckt hält, werden wir ihn finden!
    Ihn und Zaem und Burra! Und je eher wir seinem Treiben ein Ende bereiten, desto eher hört auch dieser Spuk auf!«
    Sie verlor kein Wort darüber, daß Yacub noch in keinem Kampf hatte besiegt werden können. Aber darum ging es letztlich nicht. Burra und Zaem dem Ungeheuer zu entreißen, war bereits ein Sieg – auch, wenn er mit dem Leben einiger Kriegerinnen bezahlt werden sollte.
    Gorma stieß das Seelenschwert in die Höhe und wandte sich den Felsen zu. Ohne sich noch einmal umzudrehen, drang sie in die dunkle Öffnung ein.
    Gudun sah, daß sich die Kriegerinnen in Bewegung setzten, und folgte ihr. Hinter der Felsöffnung lag ein breiter, in die Tiefe führender Stollen, dessen Wände von feuchtem und in der Dunkelheit matt leuchtendem Moos bedeckt waren. Zum Glück strömten hier keine Dämpfe aus dem Gestein.
    Das unheimliche Kreischen und Heulen verstummte. Unheilvolle Stille umfing die Kriegerinnen. Ihre Schritte auf dem losen Gestein waren nun die einzigen Laute.
    Niemand sprach. Alles Reden war überflüssig geworden. Die Amazonen und Sosona glaubten zu wissen, was sie am Ende des Stolles erwartete, und all ihre Sinne waren auf den zu erwartende Kampf gerichtet.
    Der Stollen schien kein Ende nehmen zu wollen. Immer steiler führte er in die unbekannten Tiefen.
    Dann aber teilte er sich.
    Gorma blieb stehen. Gudun trat an ihre Seite.
    Ungläubig starrten sie auf das Bild, das sich ihnen bot.
    Vor ihnen lag eine große Grotte, die zur Hälfte unter Wasser stand. Das fahle Licht des Mooses reichte aus, um steile Felswände und eine gewölbte Decke erkennen zu lassen, von der es an einigen Stellen heruntertropfte. Der Stollen schien der einzige Zugang auf dem Landweg zu sein. Der See im hinteren Teil der Grotte lag still. Nichts deutete darauf hin, daß in ihm etwas lebte.
    Langsam ging Gorma weiter. Noch immer blieb es still, und doch war es den Amazonen, als würden sie von Dutzenden versteckter Augen beobachtet.
    »Etwas ist in der Nähe«, flüsterte Sosona. »Ich kann es spüren, aber nicht erkennen.«
    »Und Yacubs Spuren?« fragte Gudun.
    Die Hexe zuckte nur die Schultern.
    Gudun suchte nach Felsspalten oder anderen möglichen Verstecken des Ungeheuers. Kein weiterer Gang war vom Stollen abgezweigt, durch den sie hierhergekommen waren. Yacub mußte in dieser Grotte sein, und mit ihm die beiden Verschollenen.
    »Verteilt euch!« rief Gorma. »Sucht jeden Winkel ab! Wir…«
    Gudun gewahrte die Bewegung aus den Augenwinkeln heraus. Sie fuhr herum, als Gorma die Worte im Hals stecken blieben.
    Nicht Yacub war es, der sich den Kriegerinnen entgegenwarf, nicht er selbst.
    Es war viel schlimmer. Auf die Begegnung mit dem Vierarmigen waren sie vorbereitet gewesen, doch nicht auf die kaum mehr als eine Unterarmlänge großen Kreaturen, die nun plötzlich überall um sie herum waren – mehr als ein Dutzend.
    Sie
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