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Geister-Dämmerung

Geister-Dämmerung

Titel: Geister-Dämmerung
Autoren: Jason Dark
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»O neiiiiinnnn…!«
    Der langgezogene furchtbare Schrei des Mannes hallte über die eisige Gletscherlandschaft, traf als Echo die kahlen Felsen der uralten Berge, wehte über Schneefelder hinweg und fegte als unheimlich klingender Laut gegen den stahlblauen wolkenlosen Himmel, in dessen Weite er schließlich verhallte.
    Der Mann aber stand am Abgrund! Vor ihm das Nichts, die Tiefe einer Schlucht, grau, düster und gefährlich. Hinter ihm das Grauen in Gestalt zweier schrecklicher Wesen, die halb Mensch und halb Tier waren. Furchtbare Gestalten, aus einer Welt, die es nicht geben durfte, die trotzdem vorhanden war. Er hatte einmal einen Blick hineingeworfen, aber er hätte nie gedacht, dass diese unheimliche Welt einmal das entlassen würde, was sie beherbergte.
    Auf den Schultern saßen die Köpfe von schwarzen Panthern mit den gefährlich funkelnden Raubtieraugen. Die Ohren waren aufgerichtet, die Mäuler standen offen. Geifer, er schimmerte wie dünner Eiter, rann aus dem Maul und über das Fell.
    Pranken besaßen diese Wesen nicht. Die Arme und Beine waren die eines Menschen, auch die graue Kleidung passte dazu. Sie waren gekommen, hatten sich angeschlichen, ihn gejagt bis zu diesem Abgrund, vor dem der Mann stand und nicht mehr weiter wusste. Wollte er nicht sofort zerfetzt oder zerschmettert werden, musste er sich den Mutanten stellen und gegen sie kämpfen. Ein Raubtier war schon viel stärker als er, zwei von dieser Sorte würden ihm keine Chance mehr lassen.
    Trotzdem gab der Mann nicht auf. Eigentlich hätte er in seiner dünnen Jacke frieren müssen, doch er spürte die beißende Kälte nicht. Die Angst war größer.
    In der klaren Luft hoben sich die mutierten Wesen besonders gut ab. Sie erinnerten an Denkmäler ohne Leben, aber der Mann wusste genau, dass es anders war. Von einer Sekunde zur anderen konnten sie sich in reißende Killer verwandeln.
    Der Mann drehte sich so weit um, dass er sie anschauen konnte. Er dachte nicht mehr an die sich hinter ihm befindliche Tiefe. Für ihn war es wichtig, den beiden Monstren zu entkommen und zu versuchen, das Tal zu erreichen, wo sein Wagen stand.
    Er hatte sein Ziel gefunden, er hatte gesehen, was kaum jemandem vor ihm gelungen war, und jetzt sollte er seinen Preis dafür bezahlen. Seine Hand kroch schlangengleich unter die Jacke. Dort befand sich die Waffe, die er noch hatte mitnehmen können.
    Eine langläufige Armee-Pistole, aus der er schon seit Jahren nicht mehr geschossen hatte. Er hoffte nur, dass sie noch funktionierte. Das Metall war kalt, er hätte Handschuhe anziehen sollen. Die Reue kam etwas spät. Als er den Arm ausstreckte, fegte der Wind Staub und Schneekristalle in seine Richtung. Ein Schleier entstand, hinter dem die Körper der Bestien verschwammen und in den er kurzerhand hineinschoss.
    Er spürte den Rückschlag, hörte das Peitschen des Schusses und musste feststellen, dass selbst auf diese Entfernung kein Treffer möglich war. Die beiden standen nach wie vor.
    Aber sie gaben Laute von sich. Keine menschlichen, die von Raubtieren. Sehr gefährlich hörten sie sich an. Ein drohend und dumpf klingendes Knurren, vermischt mit dem Platzen der Geiferblasen. Dann sprang der erste.
    Der Mann hatte zwar damit gerechnet, trotzdem wurde er überrascht, als er plötzlich den Schatten auf sich zuhuschen sah, sich das Knurren verstärkte und zwei gefährliche Hände, zu Krallen geöffnet, gegen ihn schlugen.
    Der Mann riss noch abwehrend die Anne hoch. Es war ein verzweifelter Versuch, aber es gelang ihm nicht, den Angriff der ersten Bestie zu stoppen. Sie wuchtete gegen ihn. Ihre Hände umkrallten seinen Hals, drückten die Kehle zusammen und rissen ihn gleichzeitig vom felsigen Boden in die Höhe.
    Seine Chancen schwanden.
    Er bekam keine Luft mehr, schoss noch einmal, aber die Kugel fegte in den wolkenlosen Himmel.
    Dann kam auch der zweite. Einen Sprung brauchte er, um den Mann zu erreichen. Sein Kopf glänzte in einem tiefen Schwarz, dazwischen funkelten die kalten Augen, er sah Zähne und spürte den Biss. Grausam war es. Die Zähne drangen durch seine Kleidung. Sie hackten in das Fleisch, rissen Wunden, er spürte die Schmerzen, die ihn fast wahnsinnig machten, und wurde gegen den Abgrund gedrängt. Auch der erste biss zu.
    Der Mann schrie. Er schrie so lange, bis dieser Laut in einem Gurgeln erstickte und er Blut schmeckte. Dass man ihn bereits in die Nähe des Abgrunds gedrückt hatte, nahm er nicht mehr war. Er ging nach hinten, folgte dem
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