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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo
Autoren: Philipp Espen
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den Beschlüssen der Synode von Elvira begonnen hatte, wurde nach dem Übertritt des westgotischen Königs Rekkared (Kg. 586-601) zum Katholizismus auf mehreren Konzilien zu einem System der Unterdrückung ausgebaut. Die westgotischen Herrscher Spaniens waren bestrebt, die religiöse Einheit ihrer Untertanen zu erreichen. Und das bedeutete, sie sollten alle der katholischen Kirche angehören. Die Juden wurden aus den Staatsämtern ausgeschlossen, das Verbot zur Haltung christlicher Sklaven wurde bekräftigt, ebenso jeglicher Umgang zwischen Christen und Juden unter Strafen gestellt. Auch vor Zwangstaufen schreckte man nicht zurück, obwohl von päpstlicher Seite dieses Mittel der »Bekehrung« ausdrücklich untersagt worden war. Wer sich nicht taufen lassen wollte, der wurde des Landes verwiesen. Da dies aber den Verlust des größten Teils ihres Besitzes bedeutete, ließen sich viele, besonders die Land besitzenden Juden, zum Schein taufen.
    Als die außenpolitische Lage durch die Entwicklung in Nordafrika immer bedrohlicher wurde, klagte König Egiks (Kg. 687-701) die Juden auf dem 17. Konzil von Toledo an, sie würden mit ihren Glaubensbrüdern in Nordafrika zum Schaden seiner Herrschaft konspirieren – was im Klartext bedeutete, sie hätten Kontakte zu den islamischen Kräften. Dieser Vorwurf sollte etwa 400 Jahre später erneut zur Begründung von Zwangsmaßnahmen dienen. Als schließlich im Jahr 711 die arabische Invasion der iberischen Halbinsel kam und die Eroberung des gesamten Gebietes innerhalb von drei Jahren abgeschlossen war, bedeutete dies die weitgehende Befreiung der Juden von Unterdrückungsmaßnahmen aller Art.

 
    Eine neue Blüte jüdischen Lebens in Spanien
     
     
     
    Hatte die Politik der Westgoten das jüdische Geistesleben Spaniens nahezu zum Erliegen gebracht, kam es nun unter den arabischen Herrschern zu einer neue Blüte. Zunächst war es möglich, das Gemeindeleben wieder zu organisieren, dann aber auch die unter der christlichen Herrschaft verlorene Stellung in der Wirtschaft wiederzugewinnen. Dieser Aufschwung begann unter Abd al-Rahman I. (Emir 755-788), der das gesamte islamische Spanien (al-Andalus) im Jahr 755 im Emirat von Cordoba zusammenfasste. Der Anteil der Juden an der Gesamtbevölkerung betrug aber nie mehr als 1 %. Allerdings gab es jüdische Städte, wie z. B. Lucena. Überhaupt lebten die Juden bevorzugt in den Städten, wo sie in allen Bereichen städtischen Handels und Handwerks tätig waren. Unter Kalif Abd al-Rahman III. (Klf. 929-961) stieg Hasdaj ibn Schaprut (940-975) zu hohen Staatsämtern auf. So war er nicht nur das Oberhaupt der spanischen Juden, sondern auch im Dienst des Kalifen für Zoll und Außenhandel zuständig und unternahm diplomatische Missionen. An die Talmud-Hochschule (Jeschiva) von Cordoba berief er Mose ben Hanoch, einen bedeutenden italienischen Talmud-Gelehrten. Auch die hebräische Sprachwissenschaft förderte Hasdaj. Diese positive Entwicklung der jüdischen Wissenschaft brach auch nicht ab, als Cordoba 1031 von den Berbern erobert wurde. Auf der iberischen Halbinsel bildeten sich nun zahlreiche islamische Teilreiche unter den Reyes de taifas genannten Kleinkönigen, in denen jüdische Kultur blühte. Juden stiegen in höchste Staatsämter auf. Auch die talmudische Wissenschaft erreichte einen Höhepunkt, besonders in Lucena, wo an der dortigen Hochschule Isaak Alfasi (1013-1103) wirkte. Die Berührung mit der arabischen Wissenschaft wirkte ebenfalls anregend, besonders auf die jüdische Literatur. Salomo ibn Gabriol (1020/21-1053/58) und Mose ibn Esra (ca. 1055-1135/40) waren wichtige Vertreter jüdischer Dichtung der Zeit. Die Philosophie und die Mystik erhielten wichtige Impulse. Die von Bahja ibn Paqudas, der um 1100 lebte, verfasste »Mystik der Herzenspflichten« zeigt starke Beziehungen zur islamischen Philosophie. Das Buch »Lebensquelle« von Salomo ibn Gabriol hatte innerhalb des Judentums keinen Widerhall gefunden, fand aber in der lateinischen (christlichen) Scholastik einige Beachtung.
    Mit dem Ende des 11. Jahrhunderts war die Zeit des Friedens vorbei. Jerusalem wurde von den Christen 1099 erobert, die Kreuzzüge begannen und führten natürlich zu einer Verhärtung der Fronten zwischen Islam und Christentum, aber auch zu Bedrückungen innerhalb der islamischen Staaten für die Nicht-Muslime. So war es 1066 in Granada zum ersten Pogrom im islamischen Spanien gekommen. 1500 jüdische Familien fielen dem Gewaltausbruch zum
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