Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo
Autoren: Philipp Espen
Vom Netzwerk:
jüdische Mission verboten. Mit allen diesen Maßnahmen begann die Aussonderung der Juden aus dem gesellschaftlichen Leben des Römischen Reiches. Einen scharfen Einschnitt in das Verhältnis zwischen Juden und Christen stellte die Synode von Elvira in Spanien im Jahr 306 dar. Nicht nur die Ehe zwischen Juden und Christen sowie die Kultgemeinschaft wurden verboten, sondern für Christen wurde auch die Tischgemeinschaft mit Juden unter schwere Kirchenstrafen gestellt. Die Zeit war nun reif für die ersten christlichen Übergriffe auf Juden. Gutgeheißen wurde ein solches Vorgehen sogar von Ambrosius von Mailand. Doch war diese scharfe Ausgrenzungspolitik nicht überall in Europa gleich. Im westlichen Teilreich verfügte noch im Jahr 404 Kaiser Honorius (Ks. 395-423) zwar den Ausschluss der Juden aus dem Kriegsdienst, ließ die übrigen Privilegien der Juden aber unangetastet. So hielten hier Juden weiterhin christliche Sklaven, denen die freie Religionsausübung gestattet sein musste.
    Bis zum 7. Jahrhundert war das Judentum in Europa in einem starken Niedergang begriffen. Durch die Einschränkungen ihrer wirtschaftlichen Betätigung verarmten viele Juden, hinzu kamen Verluste in den Gemeinden durch zahlreiche Übertritte zum Christentum. Diese Entwicklung machte auch vor Palästina nicht Halt. Katastrophal war hier auch die Abschaffung des jüdischen Patriarchats im Jahr 425 unter Kaiser Theodosius II. (Ks. 379-395), womit die bis dahin eigenständige politische Vertretung der Juden erlosch. Kaiser Heraklius (Ks. 610-641) untersagte die Ausübung der jüdischen Religion vollständig und wollte die Juden zur Annahme der christlichen Staatsreligion zwingen. Diese Politik hatte sogar Auswirkungen in Westeuropa, in der Lombardei, in Burgund und im Frankenreich.

 
    Der »Babylonische Talmud«
     
     
     
    Für das babylonische Judentum bedeutete diese negative Entwicklung den Aufschwung. Am deutlichsten zeigt sich dies in der Rechtsverbindlichkeit des »Babylonischen Talmuds«, dessen Sammlung im 6. Jahrhundert abgeschlossen wurde. Der palästinische Talmud, seit dem 4. Jahrhundert vollendet, stand dahinter zurück. Die arsakidischen und sassanidischen Herrscher im Zweistromland übten weitgehend Toleranz gegenüber ihren jüdischen Untertanen. So konnten die Juden auch eine gewichtige Position im Seidenhandel einnehmen, sie trieben aber auch Ackerbau und waren in den Städten handwerklich tätig. Das geistige Leben der Juden blühte unter diesen Bedingungen auf. So konnte der Unterhalt für die rabbinischen Hochschulen aufgebracht werden, die große Gelehrte hervorbrachten. Dabei blieb deren Einfluss nicht auf Mesopotamien beschränkt. Auch aus Europa kamen religiöse Fragen betreffende Anfragen hierher und wurden beantwortet. So entstand die »Responsenliteratur«, die diese Fragen und Antworten sammelte. Die Entscheidungen der babylonischen Rabbiner galten im ganzen Judentum als rechtsverbindlich. Diese Vormachtstellung hielt mehrere Jahrhunderte an, auch die arabische Eroberung tat dem keinen Abbruch. Und doch kam es infolge der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung am Beginn des 11. Jahrhunderts zum Niedergang. Mit dem Tod des Hai Gaon von Pumbedita im Jahr 1038 verlor das babylonische Judentum seine Bedeutung.

 
    Die Juden unter der Herrschaft des Islams
     
     
     
    Mit der arabisch-islamischen Eroberung und Staatenbildung im Nahen Osten hatte sich die Lage der Juden in diesen Gebieten erneut geändert. Als »Leute des Buches« (Ahl al-kitab) schon im Koran als schützenswerte Minderheit anerkannt, profitierten die Juden von der neuen Herrschaft. Waren die Juden auch, wie die Christen, unter islamischer Herrschaft zur Zahlung der Kopfsteuer verpflichtet und galten nicht als Staatsbürger, so gewannen sie doch ihre früheren Betätigungsfelder zurück. So konnte sich der weitgehend von Juden getragene Fernhandel entwickeln, der die Luxuswaren des Orients bis ins christliche Europa hinein weitergab. In dieser Zeit lebte auch das Judentum Europas wieder auf, insbesondere durch die Zuwanderung orientalischer Juden, wodurch die Gemeinden wieder anwuchsen.
    Spanien gewann im frühen Mittelalter eine wichtige Mittlerfunktion zwischen der arabischen Gelehrsamkeit und Europa. Dabei bildeten die jüdischen Gelehrten eine wichtige Instanz. In den Jahrhunderten vor der islamischen Eroberung der iberischen Halbinsel war das Judentum allerdings von den christlichen Herrschern in große Bedrängnis gebracht worden. Was mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher