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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo
Autoren: Philipp Espen
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Opfer. In diesem Jahrhundert begann auch mit der Herrschaft König Alfons VI. (Kg. 1065/72-1109) von Kastilien die erneute Erstarkung der christlichen Herrschaften in Spanien. Die untereinander zerstrittenen islamischen Herrschaften konnten keine einheitliche Front mehr aufbauen. So kam es dazu, dass Alfons VI. Tribute von einigen islamischen Herrschern erhielt. Wenn auch noch bei der Schlacht von Zallaqa im Jahr 1086 auf christlicher wie islamischer Seite Juden teilnahmen, so endete in dieser Zeit doch die Toleranz der Muslime und Christen den Juden gegenüber.
    Die Almoraviden ergriffen die Macht in Sevilla und begannen sofort ihre Bemühungen um die vollständige Islamisierung des Landes. Juden wie Christen wurden ärgstens bedrückt. Aber auch in den christlichen Reichen war die Situation von nun an ähnlich.

 
    Spanien wird wieder christlich
     
     
     
    In der ersten Phase der Reconquista, der christlichen Wiedereroberung der iberischen Halbinsel, waren Sanktionen gegen die Juden unterblieben. Ihre Rechte wurden nicht eingeschränkt, sie konnten Landbesitz erwerben und ihren Gewerben nachgehen. Im christlichen Norden Spaniens waren sie den Christen rechtlich nahezu gleichgestellt. Ihr Schutzherr war der König, und so heißt es im »Libro de los Fueros de Castilla«: »Die Juden gehören dem König; selbst wenn sie auf dem Territorium Adliger des Reiches oder ihrer Ritter oder anderer oder auf klösterlichem Territorium leben; sie haben immer dem König zu unterstehen, in seinem Schutz und in seinem Dienst« [§ 107, zit. n. Greive, 1980, S. 32]. Diese für die Juden günstigen Umstände fanden allerdings im Verlauf des 11. Jahrhunderts ein Ende. Zunächst erfolgte der Umschwung im christlichen Spanien. Hatte Papst Gregor VII. (PM 1073-1085) mit seinem Protest gegen die weitgehende rechtliche Gleichbehandlung von Juden und Christen im christlichen Spanien noch keinen nennenswerten Erfolg gehabt, so machte sich mit der Zeit bei den Untertanen, insbesondere aber beim Adel, ein regelrechter Judenhass breit. Dieser hatte seinen Ursprung allerdings mehr in der Auseinandersetzung zwischen Adel und König. Die spanischen Könige hielten weiter am Schutz der Juden fest, bedienten sie sich ihrer doch in der Verwaltung, wo einzelne jüdische Amtsträger zu höchsten Würden aufstiegen. Dies führte zu Neid unter den Christen. Trotzdem hielten alle Könige der Reconquista bis hin zu Ferdinand III. (Kg. 1217-1252) von Kastilien und Jayme I. (Kg. 1213-1276) von Aragon daran fest. In Kastilien wurde nach Ferdinands Tod das jüdische Leben stark beschränkt. Es waren Blut- und Ritualmordbeschuldigungen aufgetaucht, denen man durch Zwangsmaßnahmen zuvorkommen wollte. Die Juden durften also um das Osterfest herum ihre Häuser nicht mehr verlassen. Die Errichtung von Synagogen wurde wieder durch Vorschriften erschwert. Kein Jude durfte, wie von der Kirche schon in den Jahrhunderten zuvor immer wieder verlangt, eine Funktion einnehmen, in der ihm Christen unterstellt waren. Nun wurde auch das Tragen bestimmter Kleidung und insbesondere des gelben Flecks zur Kennzeichnung einer Person als Jude verlangt. Dabei führten diese Maßnahmen, nicht überall mit letzter Konsequenz durchgeführt, nicht zu einem Absterben jüdischer Kultur im christlichen Spanien.

 
    Jüdische Gelehrsamkeit gibt Europa Impulse
     
     
     
    Im 12. Jahrhundert wirkten weiterhin bedeutende jüdische Gelehrte. Philosophie und Mystik, aber auch die anderen Wissenschaften blühten. Unter König Alfons X. (Kg. 1252-1282) stieg die Übersetzerschule von Toledo – deren Personal in dem Roman vollkommen fiktiv ist – zu großer Bedeutung auf. Hier wurde das islamisch-jüdische Wissen der christlichen Gelehrtenwelt zugänglich gemacht und strahlte aus nach ganz Europa. Die Kabbala, eine mystische Deutung der fünf Bücher Mose, erlebte im 13. Jahrhundert mit dem 1291 von Moses Bar Shem Tov de Leon verfassten »Sohar« (Buch des Glanzes) ihren Höhepunkt. In diesem Jahrhundert wirkten auch die Bibelkommentatoren Mose ben Nachman (Nachmanides, um 1195-1270) und Bahja ben Ascher (um 1260-1340), die wesentlichen Einfluss auf die spätere Zeit hatten. Doch mussten diese Gelehrten auch inszenierte Demütigungen ertragen. In Barcelona wurde 1263 eine öffentliche Religionsdisputation abgehalten, in der sich Nachmanides dem zum Christentum übergetretenen Pablo Christiani stellen musste. Das öffentliche Gespräch endete ohne fassbares Ergebnis, wenn auch beide Seiten
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