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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen
Autoren: Christian Jacq
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Sonne.
    »Auf Befehl Seiner Majestät wohne ich zur Zeit in Memphis, weil ich in alten Archiven arbeiten soll, die lange nicht mehr ausgewertet wurden. Ehe ich mich jetzt wieder für viele lange Stunden in die Bibliothek des Hathor-Tempels zurückziehe, wollte ich noch ein wenig frische Luft schöpfen. Bitte entschuldigt, dass ich Euch gestört habe.«
    Und wieder überschlugen sich in Ikers Kopf die Worte, ohne dass er sich für eines von ihnen entscheiden konnte.
    »Erinnert Ihr Euch noch an den Granatapfelbaum? Ich würde ihn gern mit Euch zusammen bestaunen.«
    Der Baum war eine einzige Pracht, eine Blüte nach der anderen öffnete sich in seinem Laub.
    Sie nahmen auf einer Holzbank Platz, einander zugleich nah und doch so fern.
    »Wie sehr habe ich mir gewünscht, Euch wiederzusehen, Isis! Es ist bestimmt das letzte Mal.«
    »Warum diese Schwarzseherei?«
    »Vom Pharao habe ich die Genehmigung zu einem Auftrag, den nur ich ausführen kann: Ich soll versuchen, mich unerkannt unter die Anhänger des Propheten zu mischen.«
    »Wie soll das gehen?«
    »Das wird man mir noch sagen.«
    »Wie könnt Ihr Euch verteidigen?«
    »Mit dem Schwert eines Schutzgeistes, das mir der Pharao geschenkt hat, mit einem Amulett, auf dem das ›Zepter der Macht‹ abgebildet ist, und mit der Kampferfahrung, die ich während meiner Ausbildung sammeln konnte.«
    Isis machte einen verstörten Eindruck.
    »Kommt dieser Auftrag nicht einem Selbstmord gleich?«
    »Als Königlicher Sohn bin ich meinem Vater vollkommenen Gehorsam schuldig. Außerdem muss ich ihm dienen, ohne an mich selbst zu denken. Deshalb ist mein Platz jetzt in Kanaan. Sollte ich Erfolg haben, kann der Pharao weitaus wirksamer gegen die Kräfte des Bösen ankämpfen. Scheitere ich, wird ein anderer an meiner Stelle einen neuen Versuch unternehmen.«
    »Wenn man bedenkt, was Euch da bevorsteht, wirkt Ihr erstaunlich gelassen.«
    »Bitte glaubt nicht, ich hätte schon von vornherein aufgegeben – ganz im Gegenteil! Aber ich weiß, dass meine Erfolgsaussichten sehr, sehr gering sind. Deshalb würde ich Euch gern um einen Gefallen bitten, wenn ich darf.«
    »Sprecht nur, ich höre.«
    »Wenn ich mich auf den Weg nach Kanaan mache, muss ich Nordwind, meinen treuesten Gefährten, zurücklassen; er ist ein Esel, den ich zweimal vor dem sicheren Tod gerettet habe. Dafür hat er mich immer vor allem Übel bewahrt. Würdet Ihr ihn mit nach Abydos nehmen und Euch um ihn kümmern?«
    »Ja, gern, und ich werde versuchen, seine Freundschaft zu gewinnen. Macht Euch keine Sorgen, Nordwind wird es an nichts fehlen.«
    »Das ist eine große Erleichterung für mich, die Abreise wird mir nicht ganz so schwer fallen. Hier in Memphis mutig zu sein, ist kein großes Kunststück. Aber wie werde ich mich verhalten, wenn ich weit weg von Ägypten und allein bin? Und selbst wenn ich das Versteck des Propheten ausfindig machen sollte, kann ich dann auch Sesostris davon verständigen?«
    »Der Geist von Abydos schützt Euch, Iker. Dank Eurer Hilfe werden wir den Lebensbaum retten.«
    »Mögen die Götter Eure Worte erhören, Isis.«
    Der junge Mann musste plötzlich daran denken, was die Schlange auf der Insel des ka zu ihm gesagt hatte: »Ich konnte das Ende dieser Welt nicht verhindern, wirst du deine retten können?«
    Isis erhob sich.
    Gleich würde sie gehen, für immer aus seinem Leben verschwinden, und er hatte ihr noch nichts gesagt. Er stand auch auf.
    »Isis…«
    »Ja, Iker.«
    »Wahrscheinlich sehen wir uns nicht wieder, deshalb muss ich Euch etwas gestehen… Ich liebe Euch.«
    Aus Angst vor ihrer Reaktion blickte er zu Boden. Ihr Schweigen kam ihm endlos vor. Schließlich sagte sie mit einer Stimme, in der Iker Rührung zu hören glaubte: »Auch mir hat der Pharao einen schier nicht zu bewältigenden Auftrag anvertraut. Wie Ihr, glaube auch ich, dass ich ihn nicht erfüllen kann. Und ich muss eigentlich all meine Gedanken darauf richten. Trotzdem werden einige davon bei Euch bleiben und Euch nicht mehr verlassen.«
    Er wagte es nicht, sie zurückzuhalten oder noch etwas zu ihr zu sagen, er sah ihr nur nach, wie sie leichten Schrittes davonging und so zerbrechlich, so anmutig und schön aussah. Dann blieb er allein zurück in einem Garten, der in strahlendes Licht getaucht schien.

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