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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen
Autoren: Christian Jacq
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zwar in Begleitung eines Kenners.
    »Ich arbeite in den königlichen Weinbergen«, log Gergu.
    »Wenn wir uns die Kehle mit Starkbier angefeuchtet haben, zeige ich dir ein paar Tropfen, die du nicht vergessen wirst.«
    Kein Mensch vertrug so viel Alkohol wie Gergu. Selbst wenn er völlig betrunken war, verstand er noch, was man ihm sagte. Der alte Soldat konnte da allerdings nicht mithalten. Deshalb beantwortete er, nachdem er sich seiner Heldentaten gerühmt hatte, nur allzu bereitwillig die Fragen seines neuen Freundes.
    »Warum ist denn General Nesmontu so überstürzt nach Memphis zurückgekommen?«, wollte Gergu wissen.
    »Das ist eine seltsame Geschichte, mein Lieber! Eine Karawane wurde überfallen, es gab Opfer unter den Kaufleuten und den Soldaten, die sie begleitet hatten. Und soll ich dir sagen, wer der Anführer der Räuberbande war? Der Prophet! Ja! Die Dummköpfe in Sichern hatten den Falschen hingerichtet. Kannst du dir so was vorstellen?«
    »Weiß man denn jetzt, wer er in Wirklichkeit ist?«
    »Der General weiß das bestimmt… Und das wollte er dem Pharao auch eiligst mitteilen.«
    »Dann wird jetzt wahrscheinlich die ganze Gegend gründlich durchsucht.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil das schon sechsmal geschehen ist, immer ohne Ergebnis! Nesmontu ist schlau. Wahrscheinlich schickt er einen Spitzel, der sich bei den Kanaanitern einschleusen und herausfinden soll, wo sich der Prophet versteckt. Und dann schlagen wir zu.«
    »Ausgezeichnete Arbeit, Gergu«, sagte Medes anerkennend.
    »Dieser geschwätzige Kerl hat uns wertvolle Dienste geleistet. Noch heute Abend gebe ich die Hinweise an den Libanesen weiter, damit der den Propheten davon unterrichtet.«
    »Iker, der Königliche Sohn wünscht Euch zu sprechen«, meldete ein Diener.
    Sofort verließ Medes sein Arbeitszimmer und ging ihm eilig entgegen.
    »Wie kann ich Euch behilflich sein, Iker?«
    »Obwohl ich Eure Einladung zum Abendessen angenommen habe, kann ich leider nicht kommen.«
    »Ich hoffe, Ihr seid nicht etwa krank?«
    »Nein, nein, aber ich muss Memphis eine Zeit lang verlassen.«
    »Geht es um einen Auftrag in den Provinzen?«
    »Nehmt es mir nicht übel, aber dazu kann ich Euch unmöglich etwas sagen.«
    »Möchtet Ihr, dass wir uns für einen anderen Tag verabreden?«
    »Das geht leider nicht, weil ich nicht weiß, wie lange ich unterwegs sein werde.«
    »Dann wünsche ich Euch eine gute Reise und gestehe, dass ich ungeduldig Eure Rückkehr erwarte. Bitte erweist mir die Ehre, Euch als einer der Ersten nach Eurer Rückkehr empfangen zu dürfen.«
    »Ich verspreche es.«
    »Dann also auf Wiedersehen!«
    »So es die Götter wollen, Medes.«
    Für die überstürzte Abreise des Königlichen Sohnes gab es nur eine einzige Erklärung: Sesostris hatte ihm soeben unter dem Siegel der Verschwiegenheit den Auftrag erteilt, sich bei den aufständischen Kanaanitern einzuschleichen. Iker war kein Soldat, man kannte ihn dort nicht, er würde sich als Anhänger des Propheten ausgeben und damit mehr erreichen als Nesmontus ganze Armee.
    Wenn er sich nicht irrte, hatte Medes endlich einen sicheren Weg gefunden, diesen lästigen Störenfried ein für allemal loszuwerden. Der Libanese würde ihn durch seine Mittelsmänner beschatten lassen, später würden das die Schüler des Propheten übernehmen. Sobald Iker, im Glauben, er sei gut getarnt, das Stammesgebiet von Kanaan betrat, war er ein toter Mann.

    Vor ihm lag Kanaan, ein feindliches Land, Gefahr, Einsamkeit, Angst und wahrscheinlich der Tod. Iker machte sich keine falschen Hoffnungen, was sein Schicksal betraf, aber er hatte auch keine Angst davor. Bevor er sich zu dieser vielleicht letzten Prüfung aufmachte, genoss er noch einmal die Ruhe und den Frieden der Palastgärten. Wie gern hätte er den Rest seines Lebens damit zugebracht, im Schatten einer Sykomore zu schreiben, dem Lauf der Sonne nach dem Gleichmaß der Hieroglyphen zu folgen, in dem sie sich auf einen Papyrus reihten, die Gedanken der Weisen zu erforschen und nach neuen Wortbildern zu suchen, die mit der Überlieferung übereinstimmten. Doch ihm war ein anderes Schicksal bestimmt, und sich dagegen zu wehren, wäre dumm und kindisch gewesen.
    Plötzlich glaubte er, wieder einmal Opfer einer Sinnestäuschung zu sein: Da war sie wieder, Isis. Sie kam auf ihn zu, in einem blassrosa Kleid und mit einer Lotusblüte im Haar.
    »Isis… Bist du es wirklich?«
    Sie lächelte ihn an, strahlend, wie eine
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