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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen
Autoren: Christian Jacq
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menschlichen Schwächen zulässt, sowie den Horus, der das Geheimnis offenbart, den Jupiter; dazu den roten Horus Mars, den Kräftespender, die Venus, Morgenstern und Abendstern zugleich, zusammen mit Phönix, der die Strahlen des Ursteins verschickt; Sobek vorne auf der Sonnenbarke, und Merkur, den Wegeöffner. Gemeinsam spielten diese Planeten eine Musik, die es zu begreifen galt, um das Klangmuster des Universums zu verstehen.
    Keiner von ihnen wies auf eine drohende Gefahr hin. Umso weniger verstand Isis, warum die Akazie nicht mehr in Übereinstimmung mit dem Mond lebte. Am Ende seiner zunehmenden Phase, dem vierzehnten Tag, kam dieses Himmelsauge wieder zum Vorschein, setzte sich erneut in Gang und strahlte in der Barke wie die Sonne der Nacht, wie das Licht im Herzen der Finsternis, fähig, die in der Finsternis verborgenen Formen sichtbar zu machen.
    Der Mond erfüllte noch immer seine Aufgabe, aber der Baum des Lebens konnte nicht mehr davon nutznießen. In den Texten hieß es aber, dass es nur eine einzige Macht gab, die diese Sonne der Nacht verdunkeln und am Strahlen hindern konnte: Seth, der Mörder von Osiris. Seth, der Gesetzesübertreter, der Gewalttätige, der Säufer, der Stürmische, der, der trennte und beschnitt, der Streit und Verwirrung säte.
    Isis wusste, wo sie ihn suchen musste: genau in der Mitte der Vorderpfote des Stiers am nördlichen Himmel.
    Die Priesterin deutete mit ihrem kleinen magischen Zepter aus Elfenbein auf ihn und befragte ihn, wobei sie sich durchaus der Gefahr bewusst war, in die sie sich begab. Seth den Unvorhersehbaren zu stören, konnte seinen schrecklichen Zorn wecken. Aber sie musste unbedingt herausfinden, warum und wie er seinem Bruder Osiris schaden wollte, indem er sich am Lebensbaum vergriff.
    Die unzerstörbaren Polarsterne veränderten sich nicht. Als Dienerinnen von Osiris bewahrten sie Seths Macht im Herzen des Universums. Dafür begannen die übrigen Himmelskörper, ungewöhnlich hell zu funkeln.
    Und plötzlich sah Isis die Wirklichkeit, die sich in dieser Unendlichkeit verbarg, die sie schon so oft voller Bewunderung betrachtet hatte, ohne ihr wahres Wesen zu erkennen. Auf einem Hintergrund aus Lapislazuli funkelten Edelmetalle und Edelsteine in der strahlenden Helligkeit der Sonnenbarke. Das Weltall erschien ihr auf einmal wie eine gewaltige Versuchsanordnung, in der sich ständig die Verwandlung von Licht, das zu den irdischen Lebewesen geschickt wurde, in Leben vollzog. Im Inneren der Berge wurden die Metalle und Mineralien, die vom Himmel gekommen waren, wiedergeboren. Der Osiris-Mond, die Sonne der Finsternis, ließ sie wachsen. Und dieses Wachstum versuchte nun ein böser Geist, der die kosmischen Kräfte störte, zu unterbrechen.
    Langsam ging Isis die Treppe wieder hinunter, wobei sie sich immer wieder an die Wand drückte, um nicht zu taumeln. Noch konnte sie nicht die Lehre aus dieser Entdeckung ziehen, aber vielleicht verhalf sie ihr eines Tages zu neuen Waffen gegen den Feind.
    Trotz der Dunkelheit spürte sie, dass noch jemand im Tempel war.
    »Wer ist da?«
    »Ich komme gerade zu meinem Dienst«, sagte Bega heiser.
    »Der Kahle hat mich gebeten, Euch abzulösen und die Himmelsbeobachtung fortzusetzen. Habt Ihr irgendetwas Auffälliges an der Bewegung der Sterne entdeckt?«
    »Nein«, antwortete Isis, und das war keine Lüge. Weder die Bewegung noch die Stellung der Himmelskörper hatte ihr Bewusstsein geöffnet, sondern ihr Wesen. Sie hätte dem ständigen Priester Bega, der ein angesehener Mathematiker, Geometer und Kalenderfachmann war, davon erzählen sollen. Aber die junge Frau war von ihrer Erfahrung noch sehr erschüttert und zog es vor zu schweigen. Als sie einige Kerzen angezündet hatten, bemerkte Bega, wie erschöpft die Priesterin aussah.
    »Wie geht es Euch, Isis?«
    »Ich fühle mich ein wenig müde.«
    »Soll ich Euch vielleicht zu Eurem Zimmer begleiten?«
    »Nein danke, das ist nicht nötig.«
    »Ohne Euch Vorschriften machen zu wollen, ich glaube, Ihr solltet Euch etwas ausruhen.«
    »Angesichts der besonderen Umstände ist mir das, genau wie allen anderen auch, nicht erlaubt.«
    »Glaubt Ihr denn, Ihr könnt die Akazie retten, indem Ihr Eure Gesundheit aufs Spiel setzt?«
    »Wenn ich sie und unser Land mit dem Einsatz meines Lebens retten könnte, würde ich keinen Augenblick davor zurückschrecken.«
    »Alle ständigen Priester teilen diese Haltung und schonen sich nicht«, sagte Bega. »Schließlich ist das Ergebnis nicht
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