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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen
Autoren: Christian Jacq
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inmitten dieser gewaltigen Größe wie verloren, doch nun drohte sie jeden Augenblick unterzugehen.
    Angesichts der ernsten Lage hatte Sesostris einen Tempel und eine ewige Ruhestätte bauen lassen, um so eine spirituelle Kraft zu erzeugen, die die Akazie retten sollte. Der Verfall wurde zwar aufgehalten, aber nur ein einziger Ast des Lebensbaums war wieder ergrünt.
    Die Nachforschungen, die angestellt worden waren, um die Ursache für diese Katastrophe und ihren Urheber zu entdecken, mussten jeden Augenblick zu Ergebnissen führen, sollte der Angriff, den der Pharao gegen den Provinzfürsten Chnum-Hotep plante, weil man diesen für den Drahtzieher des Verbrechens hielt, noch aufgehalten werden.
    Ausgestattet mit der goldenen Palette, dem Symbol für seine Stellung als Oberpriester von Abydos, verlas der Pharao die Sprüche der Erkenntnis, die auf ihr festgehalten waren. Hinter ihm waren die wenigen ständigen Priester aufgereiht, denen es gestattet war, im Inneren dieses heiligen Bereichs zu leben, in den jeden Tag Priester zum Arbeiten kamen, nachdem sie von den Sicherheitskräften durchsucht und überprüft worden waren.
    Der Kahle war der offizielle Stellvertreter des Königs, entschied aber nichts ohne die ausdrückliche Zustimmung des Souveräns. Als Verantwortlicher für die Archive vom Haus des Lebens hatte der Kahle sein ganzes Leben in Abydos verbracht, und er verspürte keinerlei Neigung, zu neuen Zielen aufzubrechen. Barsch und ohne Umschweife erfüllte er jene Aufgaben, die den ständigen Priestern anvertraut waren, und duldete keinen Fehler. Hatte man das Glück, dieser auf eine kleine Zahl begrenzten Gruppe angehören zu dürfen, war jede persönliche Schwäche untersagt.
    »Sind die Vorfahren angemessen verehrt worden?«, wollte der König wissen.
    »Der Diener des ka ist seiner Aufgabe nachgekommen. Die spirituelle Energie der Lichtwesen erreicht uns noch immer, die Verbindung zum Unsichtbaren erweist sich nach wie vor als zuverlässig.«
    »Wie ist es mit den Opfertischen, sind sie gedeckt?«
    »Der Priester, der jeden Tag das Trankopfer vergießt, hat seine Arbeit getan.«
    »Und das Grab des Osiris ist unversehrt?«, fragte der Pharao.
    »Derjenige, der über die Unversehrtheit des großen Leichnams wacht, hat die Siegel geprüft, die an der Pforte zu Osiris’ ewiger Ruhestätte angebracht sind.«
    »Wurde die Erkenntnis den Ritualen entsprechend weitergereicht?«
    »Der Priester, dessen Handeln geheim ist und der die Geheimnisse sehen kann, verrät seine Aufgabe nicht.«
    Doch einer dieser vier ständigen Priester erfüllte seine heiligen Dienste nicht mehr aufrichtig. Aus Enttäuschung darüber, nach einer – seines Erachtens – vorbildlichen Laufbahn nicht zum Oberpriester ausersehen worden zu sein, hatte dieser Priester beschlossen, sich mit Hilfe des Wissens, das er sich im Laufe seiner Dienstjahre angeeignet hatte, persönlich zu bereichern. Wenn Sesostris seine Verdienste nicht zu würdigen wusste, würde er sich am König und an Abydos dafür rächen.
    »Das Tor zum Himmel wird sich wieder schließen«, klagte der Kahle. »Osiris’ Barke durchquert nicht mehr den Sternenhimmel. Auch sie verfällt nach und nach.«
    Genau das hatte der Pharao befürchtet: Die Entkräftung des Lebensbaums würde eine Reihe von anderen Katastrophen nach sich ziehen und schließlich den Untergang des ganzen Landes bewirken. Aber es wäre feige und unwürdig gewesen, davor Augen und Ohren zu verschließen.
    »Lass die sieben Priesterinnen der Hathor kommen«, befahl der Herrscher, »sie sollen der Königin Beistand leisten.«
    Diese sieben Frauen stammten aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen, lebten wie ihre Mitbrüder ständig in Abydos und hatten wie sie den Eid auf das vollkommene Geheimnis geschworen. Der Kahle behandelte sie genauso wenig entgegenkommend wie die männlichen Priester und gestand ihnen auch nicht den kleinsten Fehler zu. Im Innersten des Tempels gab es keine Stellung auf Lebenszeit. Jeder Ritualist, der seiner Aufgabe offenkundig nicht genügte, musste den Tempel für immer verlassen, ohne dass der Kahle auch nur das leiseste Mitgefühl empfinden würde.
    Die jüngste der sieben Priesterinnen war gerade erst von der Königin Ägyptens in den Rang einer Auserwählten erhoben worden. Sie war von nahezu unwirklicher Schönheit. Ihr strahlendes Gesicht trug unvergleichlich feine Züge, ihre Haut war samtweich, ihre Augen funkelten in einem magischen Grün, und ihre schmalen Hüften
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