Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
drohte, umso mehr genoss Sesostris die Ruhe und den Frieden von Abydos. Natürlich hatte sie alle die Krankheit der Akazie verunsichert, trotzdem lebte in ihnen die Erinnerung an das goldene Zeitalter weiter, als es den Initiierten noch gelungen war, den Tod durch die Feier der Mysterien von Osiris zu besiegen.
    Zur Rettung dieser lebenswichtigen Werte musste der Pharao Chnum-Hoteps Aufstand niederschlagen, ihn unterwerfen und zu einem Geständnis bringen. Sollte es Sesostris gelingen, diese Festung von Seth zu zerstören und die Zwei Länder wieder zu vereinen, würde er über eine unerhörte neue Stärke verfügen, die ihm bislang gefehlt hatte.
    Am Ufer sprach die junge Priesterin die Gebete zum Schutz der Reise vor dem Auge am Bug des königlichen Schiffes, das erst kürzlich neu aufgemalt worden war. Sobek überprüfte höchstpersönlich jeden einzelnen Seemann und durchsuchte noch wenige Minuten vor der Abfahrt zum dritten Mal die Kabine des Herrschers.
    »Wann werdet Ihr zurückkommen, Majestät?«, fragte die junge Frau.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Krieg steht bevor, habe ich Recht?«
    »Osiris, der allererste Pharao, herrschte über ein Land, in dem alle Provinzen eine Einheit waren, ohne dabei ihre Eigenständigkeit aufgeben zu müssen. Meine Aufgabe besteht darin, sein Werk fortzuführen. Ob ich zurückkomme oder nicht
    – erfülle du deine Aufgabe.«
    Während sich das Schiff langsam vom Ufer entfernte, gelang es Sesostris nicht, den Blick von der unvergleichlichen Landschaft von Abydos abzuwenden, die der
    Unvergänglichkeit von Osiris zu verdanken war.

    4

    Alle drei Monate wurde die Wachmannschaft, die den Zugang zur Stadt Kahun bewachte, vollständig ausgewechselt. Die Soldaten waren auf die vier Stadttore verteilt und ließen nur bekannte und ausdrücklich dazu berechtigte Personen die Stadt betreten. Iker war überzeugt, dass man ihn festhalten würde und versuchte deshalb nicht einmal, dieses Hindernis zu überwinden und aus Kahun zu fliehen. Hocherhobenen Hauptes steuerte er stattdessen auf das Haus von Heremsaf, seinem obersten Arbeitgeber, zu.
    Ehe man ihn ins Gefängnis warf, zur Zwangsarbeit verurteilte oder sogar hinrichten ließ, wollte Iker Heremsaf seine geheimsten Gedanken offenbaren. Das war zwar mit Sicherheit nutzlos, weil dieser hohe Beamte Sesostris diente. Doch um die Wahrheit über den Gewaltherrscher ans Tageslicht zu fördern, musste man sie erst mal ins Bewusstsein bringen, damit es einem anderen bewaffneten Arm gelingen konnte, ihn zu besiegen.
    Für den Besuch bei seinem Richter hatte sich Iker mit dem kostbaren Schreibwerkzeug ausgerüstet, das ihm sein Lehrer, General Sepi, geschenkt hatte. Er wollte seinem Ankläger seine Paletten und Pinsel, seine Schabeisen und Radiergummis und seine Tintenfässer zurückgeben.
    Damit hätte er einen endgültigen Schlussstrich unter seine Vergangenheit gezogen.
    Heremsaf verspeiste gerade genüsslich hauchdünn geschnittene Birnen, die mit Frischkäse, der mit Knoblauch gewürzt war, überbacken waren. Als Iker bei ihm vorsprach, hob er nicht einmal den Kopf und widmete sich voll und ganz seiner Leibspeise.
    Heremsaf, dieser Mann mit dem kantigen Gesicht und dem kleinen, perfekt gestutzten Bart, war eine der wichtigsten Persönlichkeiten von Kahun. Als Verwalter der Pyramide von Sesostris II. und des Anubis-Tempels kontrollierte er die täglichen Lieferungen an Fleisch, Brot und Bier, Fett und Duftwassern, überprüfte genauestens die Bücher der Rechnungsschreiber, listete die Überstunden der Angestellten auf und überzeugte sich davon, dass die Lebensmittel ordnungsgemäß verteilt wurden. Heremsaf stand immer früh auf und ging spät zu Bett, so etwas wie Ruhepausen kamen ihm nicht in den Sinn.
    Iker verdankte ihm seine erste Arbeitsstelle und seine Beförderungen, die stets vom gleichen Hinweis begleitet waren: »Deiner Wachsamkeit darf nichts, aber auch gar nichts entgehen.« Nun hatte Iker aber im Zuge eines Auftrags, den ihm sein Vorgesetzter anvertraut hatte, ein Messerheft mit der Aufschrift Gefährte des Windes gefunden, dem Namen des Schiffs, das ihn hatte zu Tode bringen sollen. War das einfach nur ein Zufall, oder bediente sich Heremsaf seiner? Indem er es Iker untersagte, die Archive zu befragen, bewies er, dass er mit dem Stadtvorsteher, einem bedingungslosen Anhänger und Helfershelfer von Sesostris, unter einer Decke steckte. Dennoch gab es nichts, was ihm der Schreiber konkret zum Vorwurf hätte machen können,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher