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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen
Autoren: Christian Jacq
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Sie stammten aus den tiefsten Tiefen der Berge und vervollständigten das Horus-Auge, den mächtigsten aller Talismane.
    Darauf folgten in einer langen Prozession die Träger und Trägerinnen der Opfergaben, die das Heiligtum mit den erforderlichen Kultgegenständen ausstatten wollten: Becken zur Reinigung, Becher, Schalen, Truhen, Opfertische, Rauchfässer, Stoffe und Barken kamen in die Schatzkammer des Tempels -die Decke war aus Gold und Lapislazuli, der Boden aus Silber und die Türen aus Kupfer.
    »Ich werde heute alle drei Rituale feiern, das Morgen-, das Mittags-und das Abendritual«, erklärte der Pharao, »damit die übernatürlichen Kräfte dieser Götterbleibe, die nicht für Menschen gedacht ist, den Geist des Ortes stärken, der die Aufgabe hat, Energie zu verströmen.«
    So sah die junge Priesterin, wie sich die entschlüsselten Schriften aus dem Haus des Lebens von Abydos erfüllten, die dem Herrscher von Ägypten als Ritualienmeister eine entscheidende Rolle zusprachen. Er allein konnte Ordnung in die Unordnung bringen, Lügen zu Wahrheit und aus Irrtümern Gerechtigkeit machen. Im irdischen Dasein der Menschen gab es nur eine Möglichkeit, in Einklang zusammenzuleben: Das Volk musste seine Riten zur rechten Zeit feiern und brauchte eihen Pharao, der voll und ganz in der Lage war, den Verpflichtungen nachzukommen, die sein Amt mit sich brachte.
    »Die Opfertische sollen erleuchtet werden«, ordnete Sesostris nun an. Die Weihrauchfässer verströmten angenehme Düfte. Blumen und Fleisch, Gemüse und duftende Kräuter, Gefäße mit Wasser, Bier oder Wein und Brot in den verschiedensten Formen wurden auf die Opfertische aus Diorit, Granit und Alabaster gelegt. All diese Schätze wurden den Gottheiten vorgesetzt, damit sie von deren vergänglicher Schönheit kosten und sie in vergleichbare Substanzen verwandeln konnten. Die Opfergaben waren dazu gedacht, das Band zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren zu stärken. Ihnen war es zu verdanken, dass sich die Schöpfung immer wieder erneuerte. Nun betrat Sesostris den überdachten Tempel, zu dem außer ihm nur sehr wenige Ritualisten als seine Stellvertreter Zugang hatten. An diesem Ort, der allen Weltlichen verschlossen war, war es ihre Aufgabe, die göttliche Reinheit zu bewahren und ohne Unterlass die Kräfte des Chaos zu vertreiben, die Maats Reich zu zerstören versuchten.
    Ganz hinten im Heiligtum befand sich der Urhügel, zu dem sich die Decke senkte und der Boden anstieg. Am ersten Morgen aufgetaucht aus den Urwassern, war er die Grundlage, auf der der Schöpfer unentwegt an seinem Werk weiterbaute. Im Halbdunkel des Allerheiligsten offenbarte sich das Reich des Lichts, zu dem der Pharao jetzt die Türen öffnete. Der König befand sich im Herzen des allmächtigen Himmels und ließ den Ursprung wieder auferstehen.
    »So wie der Kosmos für immer auf vier Säulen ruht«, sprach der Pharao zu den Versammelten, »und wie die Nilschwemme zur rechten Zeit kommt, so wie die beiden Himmelskörper über Tag und Nacht herrschen, wie die Sterne an ihrem Platz bleiben werden und die Vorsteher ihre Pflicht tun, wie Orion Osiris sichtbar macht, so wird auch dieser Tempel beständig sein wie der Himmel.«
    Die Beseelung des Tempels sollte und konnte den Verfall der Akazie des Osiris aufhalten. Eine magische Mauer aus wohltuenden Wellen würde den Baum des Lebens vor neuen Angriffen schützen, allerdings ohne die Ursache für seine Krankheit zu beseitigen.
    Der Augenblick für ein Einschreiten auf anderer Ebene war jetzt gekommen. Also versammelte der König die Mitglieder des Goldenen Kreises von Abydos, um eine Entscheidung zu fällen.
    »Nur ein einziger Provinzfürst weigert sich weiterhin, sich zu unterwerfen«, ergriff General Nesmontu das Wort. »Wir sollten einen Großangriff starten, um jeden Widerstand im Keim zu ersticken. Wenn Ägypten endlich wieder wirklich geeint ist, wird auch die Akazie wieder grün werden.«
    Der alte Offizier war noch immer rüstig und pflegte bei seiner Wortwahl nicht viel Aufhebens zu machen. Es ging ihm nicht um die persönliche Ehre, sein Leben war ausschließlich dem Ruhm der Zwei Länder gewidmet. Und wer sonst verkörperte den, wenn nicht Pharao Sesostris, für den er sein Leben zu geben bereit war?
    »Ich stimme Nesmontu zu«, erklärte General Sepi. »Auch wenn diese kriegerische Auseinandersetzung beide Seiten zahlreiche Opfer kosten wird, erscheint sie mir unausweichlich.«
    General Sepi, ein großer, magerer,
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