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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen
Autoren: Christian Jacq
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konnte nur heißen, dass er seine Pläne durchschaut hatte. Er wollte Iker festnehmen lassen und verurteilen. Ihm blieb nur noch die Flucht, aber würden ihm denn die Wächter am Stadttor erlauben, Kahun zu verlassen?

    3

    Sesostris hatte die Stadt, die er in Abydos erbauen ließ, auf den Namen »Ort der Ausdauer« getauft, als Symbol für den wichtigsten der beiden Grundwerte, auf denen die Macht der Pharaonen basierte: die Ausdauer oder Standhaftigkeit. Der zweite Grundwert, die Wachsamkeit oder, genauer gesagt, das Erwachen des Osiris durch seine Auferstehung, verlieh dem Vorhaben die übernatürliche Dimension, mit deren Hilfe es dem Pharao möglich war, Bauwerke zu errichten, die der Zeit standhielten.
    Sesostris überprüfte persönlich den Dienstplan der Priester, die in fünf aufeinander folgende Gruppen unterteilt waren. Als der Priester, der diesen Plan verfasst hatte, dem Hünen so nah war, konnte der kleine, nervöse Mann ein Zittern nicht unterdrücken.
    »Wenn du meine Anweisungen befolgt und deinen Auftrag zuverlässig ausgeführt hast, frage ich mich, warum du solche Angst hast?«
    »Weil… wegen dem Vorrecht, Euch zu begegnen. Ich…«
    »Weder du noch ich haben irgendwelche Vorrechte! Wir sind Diener des Osiris.«
    »So habe ich das auch gemeint, und…«
    »Wie hast du deine Gruppen eingeteilt?«, unterbrach ihn der Pharao.
    »Sie arbeiten auf herkömmliche Art und Weise. Die Priester bilden eine Mannschaft, die in verschiedene Abteilungen mit jeweils ganz genau festgelegten Aufgaben unterteilt wird. Keine von ihnen darf einer anderen schaden, und alle Dienste werden zur vorgeschriebenen Zeit ausgeführt.«
    Der Mann erging sich nun in einer ausführlichen Erläuterung, in der er den Schmuck der Statuen, das Säubern der Schalen für die Reinigung, die Zubereitung des Lampenöls, das ohne Rauchentwicklung brannte, und die Auswahl der Speisen erläuterte, die auf die Opfertische kamen und dann unter Aufsicht verteilt wurden. Er nannte dem Pharao Namen und Auftrag der Wächter, der Handwerksmeister, der Bildhauer, der Maler und Gärtner, Bäcker, Brauer und Metzger, der Fischer und der Hersteller von duftenden Essenzen, wobei er niemanden – auch nicht den bescheidensten Opferträger –
    vergaß.
    »Jeder Einzelne von ihnen wird durch die Ordnungskräfte überprüft, die jeweils über Tag und Uhrzeit der Ankunft und Abreise Buch führen und gegebenenfalls die Gründe für Fehlen oder Verspätung festhalten.«
    »Wie viele vorübergehende Priester wurden bisher wegen schwerer Verstöße ausgeschlossen?«
    »Kein einziger!«, antwortete der Verantwortliche stolz.
    »Damit ist deine Unfähigkeit erwiesen.«
    »Aber, ich…«
    »Wie kannst du es wagen zu behaupten, du seist unfehlbar?
    Entweder versuchst du mir etwas zu verbergen, was ein unverzeihlicher Fehler wäre; oder du vertraust blindlings den beschönigenden Berichten deiner Untergebenen, was mindestens ebenso schlimm wäre. Sobald ich einen Nachfolger für dich ernannt habe, verlässt du Abydos.«
    Als Sesostris nun persönlich die Werkstätten, die Vorratslager, die Bäckereien und Brauereien aufsuchte und überprüfte, musste er verschiedene Sicherheitsmängel feststellen. Daraufhin beauftragte er Sobek den Beschützer, auf der Stelle die erforderlichen Maßnahmen zu veranlassen. Danach empfing er seinen Baumeister, dem man seine Erschöpfung deutlich ansah.
    »Gibt es neue Schwierigkeiten?«
    »Nichts Ernstes, Majestät, das haben wir dem Schutz von Hathors Priesterinnen zu verdanken. Das Werkzeug geht nicht mehr ständig kaputt, und die Steinmetze werden nicht mehr krank. Deshalb habe ich jetzt auch die große Freude, Euch das Ende der Bauarbeiten mitzuteilen: Heute Morgen haben die Maler die letzte göttliche Statue fertig gestellt, die Statue der Isis. Euer Tempel ist nun bereit, ein Höchstmaß an ka zu verströmen, genauso wie Eure ewige Ruhestätte. Wann wünscht Ihr, die Schatzkammer zu beseelen?«
    »Gleich morgen.«

    In Theben wurden die Feierlichkeiten immer von einem fröhlichen Volksfest begleitet. Aber in Abydos spielten sogar die Bierbrauer eine kulturelle Rolle im Dienste von Osiris. Und unter den gegebenen Umständen wäre jede
    Freudenkundgebung fehl am Platze gewesen.
    Unter den Blicken der ständigen Priesterinnen und Priester legte Sesostris in den Grundstein seines Tempels vierundzwanzig Barren aus verschiedenen kostbaren Metallen und Edelsteinen – aus Gold und Silber, aus Lapislazuli, Türkis, Jaspis und Karneol.
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