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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten
Autoren: Susanne Eder
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wollte, wie sie sich Hermias annehmen sollte, fuhr sie fort. »Das junge Mädchen war verzweifelt, und schließlich gestand sie mir, dass Ludger sie geschändet hat. Sie erzählte mir, dass sie sich in ihrer Not und außer sich vor Scham an einen Priester gewandt und ihm alles gebeichtet hat.«
    Heinrich fuhr herum und starrte seinen Burggrafen an. »Dann hätte der Priester das Beichtgeheimnis gebrochen?«, rief er empört.
    Bandolf schüttelte den Kopf. »Nein, mein König, das wäre zu viel behauptet. Der Priester war in schwerer Bedrängnis. Auf dem Bankett hatte er nichts weiter als eine Äußerung über Ludgers schändliches Treiben fallen gelassen. Doch nun forderte sein Bischof unter vier Augen Aufklärung von ihm. Und unter dem Siegel der Verschwiegenheit vertraute sich der Priester seinem Bischof an. Wenn jemand das Beichtgeheimnis gebrochen hat, dann war es Bischof Adalbero, der das Gehörte für seine Zwecke benutzt hat.«
    »Hmm«, machte Heinrich, offenbar nicht recht überzeugt.
    Bandolf fuhr hastig fort: »Wie auch immer, Adalbero fand wohl, dass ein Mann, der eine Jungfrau aus hohem Hause schändete, auch nicht davor zurückschrecken würde, einen Mord zu begehen. Ich stelle mir vor, dass der Bischof Ludger zu sich rufen ließ und ihm auf den Kopf zu sagte, welche Strafe ihm für seine schändliche Tat drohte, schilderte ihm die ewige Verdammnis in glühenden Farben. Und als Ludger sich schon in der Hölle braten sah, bot er ihm einen Ausweg an. Ludger würde Milde und Absolution erhalten, wenn er der Kirche einen Dienst erweisen würde. Sigurt sagte uns, Ludger hätte behauptet, der Anschlag auf Adalbert von Bremen sei zum Wohle der ganzen Familie. Daher nehme ich an, dass man ihm auch einträgliches Land
und Gut versprochen hat. Und schließlich willigte Ludger ein.«
    Bandolf unterbrach sich und lächelte kalt. »So kläglich Ludger auch sonst gewesen sein mag, dumm war er nicht. Er verlangte ein Unterpfand dafür, dass er seinen Lohn nach begangener Tat auch erhalten würde. Und Bischof Adalbero ließ ihm die kostbare Elfenbeinkette zukommen, die er selbst von Anno von Köln kurz nach Ostern geschenkt bekommen hatte.«
    »So ein Judas!«, schrie Heinrich außer sich. »Soll er selber in der Hölle braten!«
    Erheitert fing Bandolf ein nachgerade mütterliches Lächeln auf, mit dem Garsende den jungen König bedachte. Auch Heinrich mochte es am Rande bemerkt haben. Ein Anflug von Zerknirschung schien über sein Gesicht zu huschen, und er mäßigte seine Stimme, als er sich an seinen Burggrafen wandte. »Woher wisst Ihr das alles?«
    »Bruder Arbogast und Bruder Goswin vom Domstift waren mir dabei sehr hilfreich«, erklärte Bandolf. »Arbogast wusste, dass die Gebetskette zuerst Anno von Köln gehört hatte, und Bruder Goswin erinnerte sich glücklicherweise wieder daran, dass er die Kette nach Ostern an Adalberos Gürtel hängen sah. Zudem hatte Goswin beobachtet, wie Ludger von Folbert, dem Dekan, ein Kästchen überreicht bekam, in dem sich die Elfenbeinkette befand.«
    »Dann war also der Dekan der Mittler zwischen Bischof Adalbero und Ludger?«
    »Ich nehme es an. Folbert zeigte sich ungewöhnlich interessiert an der Kette und an meinen Fortschritten. Er machte auch keinen Hehl daraus, dass er Annos Mann ist und höher hinaus möchte, als nur ein Amt als Dekan zu bekleiden. Ich bin auch überzeugt davon, dass es Folbert war, der Bruder Goswin niedergeschlagen und die Kette entwendet hat.«

    Bandolf seufzte. »Bruder Goswin kam die Kette gleich bekannt vor, als ich sie ihm zeigte, doch leider erinnerte er sich erst nach dem Diebstahl wieder daran, dass er sie nicht nur an Bischof Adalberos Gürtel gesehen, sondern später auch beobachtet hatte, wie Folbert sie aus dem Kästchen nahm, um sie Ludger zu zeigen.« Mit einem Lächeln warb er um Nachsicht. »Der gute Bruder Scholasticus ist hin und wieder ein wenig zerstreut.«
    Für Heinrich war Bruder Goswins Verfassung offenkundig nicht von Interesse. »Und was ist mit dem Kämmerer?«, wollte er wissen. »Wie mir zu Ohren kam, ist auch Bruder Pothinus außerordentlich ehrgeizig und bemüht sich um das Amt des Propstes. Könnte auch er in die Verschwörung verwickelt sein? Immerhin hat er Euch Ludgers Dolch vorenthalten.«
    Bandolf grinste. »Ich bezweifle sehr, dass Pothinus von all dem etwas wusste. Seinen Fund hat er wohl nur für sich behalten, um mir eins auszuwischen.«
    Heinrich lachte. Dann verdunkelten sich seine Augen wieder, und er
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