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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten
Autoren: Susanne Eder
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dulden würde.«
    »Und deshalb sollte ich meinen Neffen getötet haben?«, höhnte Sigurt unbedacht. »Ich habe Ludger an diesem Tag nicht einmal gesehen. Ich war betrunken, als ich vom Grafen zurückkam. Ich ging sofort in meine Kammer. Und Elgard wird es bezeugen. Ist es nicht so, Schwester?«
    Elgard senkte ihr tränennasses Gesicht und schwieg.
    »Ist es nicht so?«, beharrte er.
    Als sie noch immer nichts sagte, forderte König Heinrich: »Sprecht, Weib. Könnt Ihr bezeugen, dass Euer Bruder das Haus an jenem Abend nicht mehr verließ?«
    Stumm schüttelte sie den Kopf.
    »Leugnen ist zwecklos. Euer Gespräch wurde belauscht. Und ich habe einen Zeugen«, versetzte Bandolf, noch ehe Sigurt etwas sagen konnte, und deutete auf Adeline. »Ludgers Schwester hat Euren Streit mit angehört.« Adeline schaute verdutzt auf. Dann mochte ihr aufgehen, woher der Burggraf davon wusste, und sie biss sich zornig auf die Lippen. Bandolf fuhr unbeirrt fort:
    »Elgard machte Euch bittere Vorwürfe wegen des Guts bei Eich. Mit einem Mal wurde Euch bewusst, dass Ihr zu weit gegangen seid. Um Euch zu rechtfertigen, habt Ihr Elgard erzählt, dass ihr Halunke von Sohn die junge Hermia geschändet hat und dass sie einen Bastard von ihm unter dem Herzen trug. Und habt von Ludgers missglücktem Anschlag auf den Erzbischof von Bremen berichtet. Euch war daran gelegen, Eurer Schwester ganz deutlich zu machen, wie sehr Ludger seiner Familie und insbesondere Elgards eigenem Bestreben schadete.«
    »Und woher sollte ich von Hermia gewusst haben? Oder gar davon, dass Ludger hinter dem Anschlag auf Seine Eminenz
steckte? Und wie hätte ich wissen können, wo er sich an jenem Abend aufhielt?«, hielt ihm Sigurt entgegen.
    »Wo Ihr Ludger um diese Stunde finden würdet, das konntet Ihr Euch leicht denken. Und was Hermia oder den misslungenen Anschlag anbelangt, so vertraute Ludger Euch. Was lag näher, als dass er sich Euch, dem väterlichen Freund, anvertraut hat? Womöglich habt Ihr sogar Ludgers Streit mit dem Gerber mit angehört.«
    »Vermutungen«, schnaubte Sigurt.
    Richenza sprang auf und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Nein!«, rief sie. »Ich habe Euch vor dem Haus gesehen, als Ludger sich mit dem Gerber stritt. Ihr seid an mir vorbeigelaufen und dann hinter dem Holunderbusch vor dem Haus stehengeblieben. Ihr musstet hören, was gesprochen wurde.«
    Verblüfft drehte Bandolf sich zu ihr um und schimpfte sich einen Trottel, dass er nicht früher daran gedacht hatte, sie zu befragen.
    Sigurts spöttische Stimme unterbrach seine Gedanken. »Und wo ist Euer Zeuge dafür, dass ich selbst Hand an Ludger gelegt habe?«
    Bandolf zuckte mit den Schultern. »Einen Zeugen habe ich nicht«, gab er zu. Auf seinen Wink kam Prosperius aus seiner Ecke, wo er bislang unbeachtet auf das Zeichen des Burggrafen gewartet hatte. Das Bündel, das er unter dem Arm trug, legte er mit einer tiefen Verbeugung vor den Stuhl des Königs. Dann zog er sich wieder zurück, vor Aufregung hochrot im Gesicht.
    »Was ist das?«, fragte Heinrich und beugte sich neugierig vor.
    Mit seiner Stiefelspitze schob Bandolf das grobe Sackleinen beiseite.
    »Erklärt uns doch, wie diese Dinge in Eure Truhe gekommen sind«, forderte er Sigurt auf.

    »Ihr habt meine Kammer durchwühlt?«, schrie Sigurt aufgebracht. »Wie könnt Ihr es wagen!«
    »Er tat es auf mein Geheiß«, antwortete der König.
    Sigurt wurde bleich, während alle anderen neugierig eine silberne, ornamentierte Spange, einen dazu passenden Gürtel, zwei Ringe und einen Mantel aus feiner, dunkelblauer Wolle betrachteten. Ein Stück roten Stoffs, mit Goldfäden durchwirkt, lag ganz obenauf. Bandolf hob es auf und reichte es dem Erzbischof von Bremen.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, Eminenz, dann passt dieses Stück Stoff genau zu dem Riss in der Borte Eurer Dalmatika.« Und zu Sigurt gewandt sagte er: »All diese Dinge gehörten Ludger. Den verräterischen Stofffetzen hatte er dem toten Gerber abgenommen, und er befand sich noch immer in seinem Mantel, als Ihr Ludger umgebracht und seine Sachen an Euch genommen habt. Ich hätte nicht gedacht, dieses Stück Stoff noch vorzufinden, und frage mich, warum Ludger sich dessen nicht längst entledigt hatte. Immerhin untermauert es seine Schuld. Oder Ihr? Ihr musstet doch wissen, was es damit auf sich hat.«
    Sigurt schwieg.
    Wie versteinert hefteten sich Elgards Augen auf die Habe ihres Sohnes. Dann sagte sie leise: »An jenem Abend hat Sigurt mir erzählt, was Ludger
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