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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten
Autoren: Susanne Eder
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Bruder Pothinus unterbrach die kurze Verschnaufpause. Mürrisch überreichte der Kämmerer dem Burggrafen einen Dolch mit glänzender Schneide und einem Griff aus Horn, der mit eingeschnitzten Ornamenten verziert war.
    »Ein schönes Stück Schmiedekunst. Und der Griff scheint mir unverwechselbar«, bemerkte Bandolf und streckte ihn Elgard entgegen. »Erkennt Ihr den Dolch Eures Sohnes?«
    Elgard senkte den Kopf.
    Wortlos hielt Bandolf den Dolch Ludgers Onkel unter die Nase. Sigurt starrte den Burggrafen an, ohne die Waffe auch nur eines Blickes zu würdigen.

    »Aber Ihr werdet doch den Dolch Eures Bruders erkennen«, wandte sich Bandolf an Detmar. Rote Flecken überzogen Detmars Gesicht, und er nickte betroffen.
    »Dann bleibt mir nur noch festzustellen, dass diese Waffe, mit der Seine Eminenz, Adalbert von Bremen, auf dem Pfalzhof bedroht worden ist, dem Edelmann Ludger von Blochen gehörte; besagter Ludger folglich der Mann war, der in der Nacht vor Michaeli das Verbrechen verübt hat«, sagte Bandolf laut.
    König Heinrich nahm das Schwert, das auf seinen Knien lag, erhob sich und hielt die Klinge über seinen Kopf. »Wir pflichten dem Burggrafen von Worms bei«, erklärte er. »Ludger von Blochen ist des niederträchtigen Anschlags auf Erzbischof Adalbert von Bremen schuldig. Sein Tod ist jedoch einer gerechten Bestrafung zuvorgekommen. Gott möge seiner Seele gnädig sein.«
    Elgard entfuhr ein Keuchen. Detmar, blass geworden bis in die Lippen, schob trotzig sein Kinn vor, während Sigurt seinen Zorn hinter einem eingefrorenen Lächeln zu verbergen trachtete. Adeline schaute verwirrt um sich, als hätte sie noch nicht recht begriffen, was da soeben vorgegangen war. Ein freudloses Lächeln belebte dagegen Rainalds Gesicht.
     
    »Jetzt wollen Wir hören, wie der feige Mörder selbst den Tod gefunden hat«, fuhr der König fort, noch ehe jemand etwas sagen konnte. Er setzte sich zurück auf seinen Stuhl, legte das Schwert vorsichtig über seine Knie und nickte dem Burggrafen zu. Bandolf hätte schwören mögen, dass in seinen Augen ein verschwörerisches Blinzeln steckte.
    Langsam drehte er sich um und heftete seinen Blick auf die Verwandtschaft des toten Ludger. Aller Augen waren auf ihn gerichtet, abwartend, neugierig, lauernd, bedrohlich. Sein Blick fiel auf Rainald, und er schüttelte bedauernd
den Kopf. Er konnte dem jungen Edelmann nicht ersparen, die Schande, die seine Familie getroffen hatte, ans Licht zu bringen. Sein Blick glitt weiter, über Richenza und Adeline hinweg, und blieb auf Elgard haften.
    »Ihr müsst Euch vor Augen halten, dass Ludger mit seinem liederlichen Lebenswandel den ehrgeizigen Plänen seiner Familie, insbesondere dem Verlangen seiner Mutter nach größerem Ansehen, im Wege stand«, sagte er endlich.
    »Es ist keine Schande, wenn man für seine Kinder ein besseres Leben erstrebt«, warf Elgard ärgerlich ein.
    Bandolf ignorierte ihren Einwurf. »Seine Habgier verzögerte immer wieder die Heirat seiner Schwester Adeline. Für seinen Onkel Sigurt, der bereits sein eigenes Hab und Gut verschleudert hatte und munter in das Säckel seines Neffen griff, bedeutete Ludgers unkluges Handeln ein ständig wachsendes Wagnis. Und nicht zuletzt Detmar, der als Zweitgeborener hinter seinem Bruder zurückstand, musste tatenlos zusehen, wie Ludger die Habe der Familie vergeudete.«
    »Haltet Ihr mich für einen Kain, der seinen Bruder aus Missgunst erschlägt?«, schrie Detmar aufgebracht.
    »Wo wart Ihr denn an jenem Abend, als Euer Bruder umgebracht wurde? Eine Antwort auf diese Frage seid Ihr mir bis jetzt schuldig geblieben«, hielt Bandolf ihm entgegen.
    Detmar biss sich auf die Lippen. »Ich habe ihn nicht getötet«, sagte er lahm. Bandolf wartete. Im Raum herrschte erwartungsvolle Stille.
    Schließlich räusperte sich Detmar. »Ludger plante, die Hochzeit zwischen Rainald und Adeline zum dritten Mal zu verschieben, und wollte die Verhandlungen über den Ehevertrag erneut aufnehmen. Rainald war wütend darüber. Er drohte mit seiner Abreise, und Adeline bat mich, ein gutes Wort bei Ludger für sie einzulegen. Nicht, dass mein
Wort bei Ludger viel Gewicht gehabt hätte.« Er zuckte mit den Schultern. »Als ich sah, wie er das Haus verließ, dachte ich, es wäre vielleicht eine günstige Gelegenheit, unter vier Augen mit ihm zu sprechen. Also folgte ich ihm. Aber als ich in die Stefansgasse einbog, verlor ich Ludger aus den Augen.«
    »Und dann?«
    »Herr im Himmel. Ich wusste ja nicht, wohin
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