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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten
Autoren: Susanne Eder
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Bruder Kämmerer?«
    Pothinus fuhr zusammen. »Ich weiß nicht, was Ihr damit meinen könntet«, behauptete er. Einen Augenblick lang schaute er den Burggrafen herausfordernd an, dann glitt Besorgnis über sein rundliches Gesicht, und er senkte den Blick.
    Bandolf atmete auf. Er hatte sich also nicht geirrt. »Lasst mich Eurem Gedächtnis nachhelfen«, sagte er. »Als der Erzbischof von Bremen in jener Nacht in die Pfalz getragen wurde, habt Ihr etwas vom Boden aufgehoben. Ich fragte Euch danach, und Ihr sagtet, es sei Euer Ring gewesen, der Euch vom Finger geglitten wäre. Aber in Wirklichkeit war es nicht Euer Ring. Es war etwas anderes.«
    Folbert schaute seinen Rivalen scharf an, und auch der Bischof von Worms warf seinem Günstling einen vernichtenden Blick zu.
    »Was habt Ihr denn nun gefunden?«, rief König Heinrich ungeduldig. Die würdevolle Maske, die er aufgesetzt hatte, verrutschte, und Neugier blitzte aus seinen Augen.
    Bruder Pothinus reckte den Hals. »Ich habe einen Dolch gefunden.« Er starrte Bandolf trotzig an. »Und Ihr könnt Euch Eure Vorwürfe sparen, Burggraf. Ich hatte allen Grund dazu, diesen Fund vor Euch zu verbergen, denn es war von Rechts wegen meine Aufgabe, diesen Überfall auf bischöflichem Grund und Boden zu untersuchen.«
    »Aber später, als Ihr wusstet, dass Seine Hoheit mir die Aufgabe übertragen hat, da hättet Ihr ihn mir aushändigen müssen.«
    Der Bruder Kämmerer schwieg.
    »So schafft diesen Dolch doch endlich herbei«, befahl Heinrich, während seine Finger auf die Armlehne trommelten.

    Pothinus schritt hocherhobenen Kopfes aus dem Raum und hinterließ eine Duftwolke aus Weihrauch.
     
    Als die Tür hinter dem Kämmerer zugefallen war, wandte sich Heinrich an seinen Burggrafen. »Fahrt fort. Was geschah weiter?«
    »Wie ich schon sagte, kannte Ludger den Gerber von seinen nächtlichen Eskapaden auf dem Kirchhof. Er wusste, dass Schnorr ein Prahlhans war, und befürchtete wohl, er würde auf Dauer den Mund nicht halten können. Und ich denke, er beabsichtigte auch nicht, dem Gerber noch mehr von seinem Silber in den Rachen zu werfen. Also verabredete er sich mit Schnorr noch am selben Abend bei dessen Gerbgruben. Ein Beutel mit Silber im Tausch für das verräterische Stück Stoff aus der Dalmatika des Erzbischofs und Schnorrs Schweigen – das war der Handel. Und als Ludger zur verabredeten Zeit dort eintraf, glaubte sich Schnorr am Ziel seiner Wünsche.« Bandolf runzelte die Stirn. »Wahrscheinlich ist ihm überhaupt nicht in den Sinn gekommen, Ludger könnte ihm ans Leben wollen, und er kehrte ihm arglos den Rücken zu. Und Ludger ergriff die Gelegenheit und erwürgte den lästigen Mitwisser. Er nahm seinen Beutel Silber wieder an sich und hängte den Kopf des Gerbers in die Grube. Vielleicht hoffte er, die scharfe Brühe würde die Würgemale vertuschen und einen Streit unter Zechkumpanen glaubhafter machen.«
    »Ihr irrt Euch!«, rief Sigurt triumphierend. »Ludger war an jenem Tag mit mir und einigen anderen Rittern auf der Jagd.«
    »Ist das wahr?«, wollte der junge König wissen.
    Bandolf schüttelte den Kopf. »Nicht ganz, Hoheit. Wie wir wissen, verließ Ludger die Jagdgesellschaft noch vor dem Abend. Ihr selbst habt mir das gesagt«, wandte er sich an Sigurt. »Und Frau Teudeline hat ebenfalls gesehen, wie
Ludger bei Dämmerung heimkehrte und kurz darauf das Haus wieder verließ. Und wenn Euch das nicht genügt, so kann es der Stallknecht bezeugen.«
    »Das hat nicht das Geringste zu bedeuten«, knurrte Detmar. »Woher wollt Ihr denn wissen, wann dieser unselige Mensch sein Leben ausgehaucht hat? Es könnte ebenso gut einer der Gerber gewesen sein, und der Mord könnte stattgefunden haben, bevor mein Bruder die Jagdgesellschaft verließ.«
    »Die Gerber verließen ihre Arbeit erst bei Anbruch der Dunkelheit. Schnorr kann folglich nicht vorher gestorben sein, sonst hätten die anderen Gerber das Geschehen beobachten können. Auch in der Nacht kann es nicht passiert sein, denn als ich früh am Morgen zu den Gruben gerufen wurde, war Schnorr schon kalt und steif.«
    Schweigen folgte seinen Worten und gab Bandolf Gelegenheit, seine Gedanken zu sammeln. Bisher hatte er sich auf sicherem Boden befunden, doch was er jetzt vorhatte, war ein Manövrieren auf sehr glitschigem Grund. Er warf einen Blick auf die starr gewordenen Gesichter von Ludgers Familie und fragte sich besorgt, ob er die Lücke, die Schwäche finden würde, die er brauchte.
    Der Eintritt von
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