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Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Titel: Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL
Autoren: Hans Kneifel & Detlev G. Winter
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1.
     
    Der High Sideryt warf sich unruhig hin und her. Schweißtropfen bedeckten seinen kahlen Schädel. Er wusste, dass die SOL in kurzer Zeit aufgegeben werden musste.
    Das mächtige Schiff ächzte in allen Verbänden. Eine geradezu panische Aufregung hatte seine Besatzung erfasst. Die Bildschirme der Interkoms blinkten in schnellem Wechsel und zeigten ununterbrochen neue Aufnahmen des Schreckens.
    Der energetische Mahlstrom von Mausefalle wurde praktisch von Stunde zu Stunde dichter. Ein Schauer kosmischer Trümmer raste – teilweise langsamer, teilweise schneller als die SOL – auf die siebte Welt des Sonnensystems zu. Aus den Lautsprechern gellten Entsetzensschreie. Eine Gruppe von Ferraten kämpfte vor den Toren eines Hangars um ein startbereites Beiboot. Mehrere Vystiden und ihre Haematen schlugen sie zurück. Sirenen gellten durch die Korridore aller drei Schiffsteile.
    Das riesige Objekt, das sich der SOL näherte, war inzwischen so nahe herangekommen, dass ein Zusammenstoß unmittelbar bevorstand. Die Schutzschirme ließen sich nicht aktivieren. Niemand saß an den Kontrollen der Triebwerke. Schüsse peitschten durch die Gänge. Der Koloss, der sich der SOL näherte, erschien nacheinander in verschiedenen Ansichten und Vergrößerungen.
    Gegen das Schott, das zu Chart Deccons Kabine führte, hämmerten schwere Schläge. Vermutlich handelte es sich um schweres Werkzeug oder um die Kolben von Strahlwaffen.
    Totenbleich und mit rasendem Pulsschlag wachte Chart Deccon auf. Er keuchte und schüttelte den Kopf. Dann fluchte er. Der Traum hatte ihn mitgenommen. Jede Einzelheit hatte ihn tief getroffen. Er stand auf, schüttelte sich ein zweites Mal und riss den E-kick-Akku von dem Tischchen neben seinem Bett. Hastig befestigte er die Elektroden an der schweißnassen Haut. Die Haftflächen rutschten mehrmals ab, bis sie endlich saßen. Bevor er die Augen wieder schloss, warf er einen langen Blick auf die Interkomschirme.
    Das Ding sah aus wie eine vieleckige geometrische Figur. Der Informationstext, den die Magniden auf einen anderen Schirm gespiegelt hatten, besagte, dass das Gebilde mit einem größten Durchmesser von zweitausendachthundert Metern aus dreizehn fünfeckigen Außenflächen bestand. Doch die Form war nicht exakt mathematisch, sondern in sich verschoben. Die Flächen und deren Kanten waren von einem Wust von Auswüchsen bedeckt. Es gab schlanke Türme und stumpfe Kuppeln, merkwürdig geformte Antennen und unzählige scharf konturierte Luken. Sämtliche Außenflächen, auch die der Kanzeln und Tentakel, waren marmorartig gesprenkelt und von vielen Narben, Rissen und Einschlägen gezeichnet. Die Spuren von Feuer und Hitze waren nicht zu übersehen.
    Während das E-kick in Deccons Körper strömte, versuchte er weitere Einzelheiten zu erkennen. Er spürte die Übertragung nicht direkt, aber seine Stimmung hob sich ein wenig.
    »Ein Weltraumfort oder ein riesiges Schiff«, murmelte er. »Oder eine Raumstation, die sich irgendwo losgerissen hat.«
    Der Infotext flackerte auf und verschwand. An seine Stelle trat die grafische Projektion von zwei Kurslinien. Leuchtpunkte markierten die Position und die Geschwindigkeit sowohl des Fremden als auch der SOL. Die Geschwindigkeit des Objekts war im Augenblick größer als die des Hantelschiffs. Die Linien besagten, dass der Fremde sehr nahe an der SOL vorbeirasen würde. In rund vierundzwanzig Stunden war die größte Annäherung erreicht.
    Der High Sideryt schloss die Augen und fiel in eine Art Starre. Wie besonders starker Alkohol breitete sich das E-kick in seinem Innern aus.
    Als er wieder aufstand und den Blick über die düstere Einrichtung seiner einsamen Klause schweifen ließ, erfüllten ihn neue Spannkraft und das Bewusstsein, dass die SOL noch lange nicht in unmittelbarer Gefahr war.
    Ein weiterer Bildschirm zeigte das Innere der eigentlichen Zentrale. Deccon berührte eine Taste. Sofort wandte sich ihm ein Techniker zu.
    »Wer trägt heute die Verantwortung in der Zentrale?«, fragte der High Sideryt.
    »Arjana Joester«, lautete die Antwort.
    »Ich muss sie sprechen.« Das Bild wechselte. Arjana hob den Kopf von den Kontrollen und sah Deccon an.
    »Neuigkeiten von dem geheimnisvollen Ding, das uns verfolgt?«, erkundigte sich der Kommandant der SOL.
    Unter dem weißen, wallenden Kleid zeichnete sich die bemerkenswerte Figur Arjanas ab. Die junge Frau, kaum älter als vierzig Jahre, war schlank und trug rotbraunes Haar. In ihren blauen Augen
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