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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus
Autoren: Colin Kapp
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– zumindest für kurze Zeit – in Sicherheit, und Ancor gestattete es sich, seine Anspannung ein klein wenig zu lockern.
    Sie passierten nicht weniger als sieben hydroponische Gärten auf ihrer Fahrt, und Ancor dämmerte langsam der außerordentliche Maßstab dieser unterirdischen Welt. Sie hatten lediglich einen winzigen Ausschnitt der Boxa-Schale gesehen; das Gesamtsystem war so gewaltig, daß sie Jahrtausende lang in einem dieser flinken Boote hätten sitzen können, ohne die Schale auch nur einmal zu umrunden. Und sie hätten dieselbe Reise auf den verschiedenen Ebenen tausendmal wiederholen können, ohne zweimal denselben Ort zu sehen. Und selbst dann hätten sie lediglich einen vernachlässigbar kleinen Teil der Schale erforscht! Das menschliche Gehirn weigerte sich, derartige Größenordnungen zu erfassen, und ihnen blieb nur, Niklas’ Versicherung zu akzeptieren, daß das, was sie gesehen hatten, repräsentativ für das Ganze war.
    Niklas steuerte das Boot, während Ainsa am Heck saß und auf der Suche nach möglichen Verfolgern Ausschau hielt. Da die Fließgeschwindkeit des Wassers von der Breite der Kanäle abhing und in den hydroponischen Gärten deshalb sehr gering war, veränderte sich der Abstand zwischen zwei Booten auf demselben Kanal unablässig. Wenn man ihnen auf den Fersen war, hätte Ainsa ihre Verfolger früher oder später bemerkt. Sie waren sich sicher, daß Ainsas Warnung rechtzeitig genug käme, um ihnen eine reibungslose Flucht zu ermöglichen.
    Als sie aber schließlich auf die Rampe schossen, an der ihre Kanalfahrt zu Ende ging, spitzte sich die Lage dramatisch zu. Sie erblickten an die zwanzig leuchtende Augenpaare, die ihnen den Weg versperrten. Mehr konnte Ancor nicht erkennen, aber das Klingen von Metall auf Metall sagte ihm, daß diese Leute bewaffnet waren. Verzweifelt wünschte er sich ebenfalls eine Waffe. Niklas schob ihm einen Gegenstand in die Hand, der sich wie ein Speer anfühlte. Ancor drehte sich um und versuchte das Donnern des Wassers zu übertönen.
    »Ainsa und Nik, ihr haltet euch hier heraus; das ist nicht euer Kampf. Sine, nimm es mit niemandem auf, bevor du nicht sicher bist, daß ich ihn entwaffnet habe. Die übrigen bleiben, wo sie sind.«
    »Sine nicht bei uns«, rief Ainsa. »In Wasser sprang, als Boot auf die Rampe gefahren. Ich kann dir Kampf nicht alleine lassen.«
    »Wenn du kein hervorragender Kämpfer bist, stehst du mir nur im Weg. Ich will nicht, daß du unnötig verletzt wirst. Niklas muß für sich selbst entscheiden.«
    Ancor vermutete, daß sich Sine den Kanal ein Stück weit hatte hinuntertreiben lassen und jetzt aus dem Wasser kletterte, um sich von hinten an die Angreifer heranzuschleichen. Angesichts der reißenden Strömung hätte er jeden anderen bereits verloren geglaubt, aber bei Sines Gewandtheit im Wasser machte er sich keine Sorgen um sie. Er erhob drohend seine Waffe und ging auf die Männer zu, die sich ihnen in den Weg gestellt hatten.
    Trotz seiner Blindheit hatte er einige Vorteile. Die leuchtenden Augen seiner Gegner verrieten ihm ihre Positionen, und er war im Gegensatz zu ihnen ein ausgebildeter Kämpfer. Sie waren zwar in der Überzahl, aber er war bereits als Massenmörder berüchtigt und gab sein Bestes, diesem Ruf gerecht zu werden: Der furchtbare Ancor lächelte irre, als er auf seine Opfer zuging.
    Einer aus der Gruppe ergriff die Initiative und stürmte auf ihn zu. Nur das Pendeln seiner leuchtenden Augen verriet Ancor, daß er ein langes Messer oder ein Schwert haben mußte, das er hin und her schwang. Er parierte versuchsweise mit dem Speer, fühlte, wie er auf Metall traf, schlug die Waffe seines Gegners zur Seite und stieß seinen Speer in eines der leuchtenden Augen. Der schrille Schmerzensschrei, den der arme Teufel ausstieß, erhöhte den psychologischen Druck auf die übrigen.
    Entschlossen machte er einen weiteren Schritt auf die Gruppe zu und stellte befriedigt fest, daß einige der Angreifer zurückwichen. Dann fiel plötzlich einer von ihnen ohne ersichtlichen Grund um – Ancor erkannte das daran, daß seine leuchtenden Augen schlagartig verschwanden. Sine mußte sich von hinten an die Angreifer angeschlichen haben und ließ nun ihre tödlichen Finger spielen. Um die Aufmerksamkeit von ihr abzulenken, stieß Ancor den grauenhaftesten Schlachtruf aus, den er seinen Stimmbändern abzuringen vermochte, und griff den am nächsten Stehenden an. Zwei andere sprangen auf der Stelle an die Seite des Angegriffenen,
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