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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus
Autoren: Colin Kapp
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läßt.«
    »Nun überleg mal, wie ineffizient eine Proto-Sonne arbeitet: Die Hälfte ihrer Strahlung verliert sich ungenutzt im Weltraum, die andere Hälfte muß erst die Atmosphäre überwinden, und ein guter Teil davon wird von der Schalenoberfläche wieder ins All reflektiert. Die Boxa-Schale gewinnt bei einem Vergleich der Effizienz mühelos. Aber das Gesamtsystem ist sogar noch cleverer ausgetüftelt.«
    Die übrigen Schalenbewohner waren nach und nach verschwunden, bis nur noch Boxa und Ainsa sie begleiteten. Sie standen jetzt am Fuß von etwas, das Ancor wie ein gewaltiges Horn erschien, auf dem ein geheimnisvoller Gott weit weg von ihnen blies. Ein warmer Luftzug drang daraus hervor, der nach Früchten und Blumen roch.
    »Das hier ist Teil des Lüftungssystems«, erklärte ihnen Boxa. »Der Luftaustausch zwischen den unterirdischen Anlagen und der Oberfläche ist sehr gering. Die hydroponischen Gärten dienen nicht nur der Nahrungserzeugung, sie regenerieren auch die Luft in einem nahezu geschlossenen System. Die Pflanzen brauchen Kohlendioxid, die Menschen brauchen Sauerstoff, also stellt man jeweils das vom anderen Benötigte zur Verfügung.«
    »Du bewunderst es, nicht wahr?«
    »Ich weiß effiziente Systeme zu schätzen, Maq. Als ich hierherkam, blieb mir nur die Wahl, mich anzupassen oder zu sterben. Ich schaffte es, mich an das Leben in der Dunkelheit zu gewöhnen, obwohl ich anfangs das Gefühl hatte, zu erblinden. Als ich dann das System akzeptiert hatte, konnte ich als Wissenschaftler nicht umhin, es zu erforschen. Und je mehr ich über diese Gesellschaft hier erfahre, desto mehr fasziniert sie mich. Alles Leben auf der Boxa-Schale ist Teil eines organischen, ineinandergreifenden Ganzen. Das trifft wahrscheinlich auch auf andere Systeme zu, aber woanders haben sie sich durch Zufall entwickelt. Dieses hier wurde von Zeus geplant. Kommt, ich zeige euch die hydroponischen Gärten!«
    Er führte sie in eine weitere, vom Geräusch fließenden Wassers erfüllte Höhle und bat sie, sich an eine bestimmte Stelle neben dem reißenden Fluß zu stellen.
    »Das ist unser Transportsystem. Jede Ebene hat ihr eigenes Kanalnetz. Die Kanäle verlaufen in alle Richtungen; man kann also hin- und zurückreisen wie mit einem Zug. Ich habe noch nicht herausgefunden, was diese Kanäle speist; ich weiß nur, daß Zeus sich automatisch darum kümmert. Ich vermute, daß sie ursprünglich dazu gedacht waren, Nährstoffe zwischen den verschiedenen Arten von hydroponischen Gärten zu befördern. Im Vergleich mit den Verkehrsmitteln der Mars-Schale sind die erreichten Geschwindigkeiten natürlich gering, aber wenn jede Region im Grunde genommen gleich aussieht, wer will dann schon reisen?«
    Mit Hilfe der klobigen Brille konnte Maq seine Hände und die verschwommenen Umrisse seiner Begleiter erkennen. Ainsa stand in einigen Schritten Entfernung, als ob er die Gruppe nicht stören wollte. Mehr konnte Ancor nicht sehen. Boxas Anpassung an die Dunkelheit mußte bemerkenswert sein, denn immerhin konnte er mühelos den Mechanismus betätigen, mit dem er ein unbesetztes ›Boot‹ aus dem rasenden Kanal holte. Sie kletterten in das auf einer Rampe ruhende Gefährt, und Niklas instruierte sie sorgfältig, wohin sie sich setzen sollten, um beim Eintauchen in den wilden Strom nicht über Bord geworfen zu werden. Dann trug sie plötzlich das gurgelnde Wasser dahin, und sie starrten blind und ängstlich in die Dunkelheit vor ihnen, während sich ihr Führer irgendwo im Heck des Boots um die Steuerung kümmerte.
    Nach einiger Zeit ebbte die Fließgeschwindigkeit ab, und der Kanal wurde immer breiter, bis schließlich das rote Leuchten der Decke stark genug war, um sehen zu können. Sie befanden sich in einer riesigen, mit Wasser gefüllten Höhle, aus der sich endlose Reihen sonderbarer und wunderschöner Pflanzen hungrig der Lichtquelle entgegenreckten.
    »Dies ist nur einer von unzähligen Millionen hydroponischen Gärten der Boxa-Schale«, sagte Niklas. »Die Felsdecke ist elektrolumineszent. Innerhalb der Schale existieren ausreichend große Unterschiede elektrischen Potentials, um diese Höhlen permanent zu erleuchten. Der Großteil der Strahlung liegt im nicht-sichtbaren Bereich, aber die Pflanzen sind entsprechend angepaßt. Dieses Feld wurde vor zehn Tagen angelegt, und man wird es morgen abernten. Fast noch unglaublicher ist die Tatsache, daß die Pflanzen nahezu alle eßbar sind. Habt ihr jemals eine derart effiziente
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