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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus
Autoren: Colin Kapp
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Landwirtschaft gesehen?«
    »Und du behauptest, daß das, was wir hier sehen, auch für alle anderen Ebenen gilt?«
    »Ich kann nicht allzu viele Ebenen nach unten reisen, weil ich die Temperaturen und den Druck in der Tiefe nicht aushalte, aber diejenigen, die ich besucht habe, gleichen dieser Ebene. Ich vermute, daß alle demselben Muster folgen.«
    »Und du denkst, die Ebenen finden sich auf der gesamten Boxa-Schale?«
    »Diese Behauptung läßt sich unmöglich beweisen, aber ich sehe keinen Grund, warum sie nicht zutreffen sollte.«
    »Hast du eine Vorstellung davon, wie viele Menschen hier leben könnten, Nik? Angenommen natürlich, daß die übliche Bevölkerungsdichte herrscht.«
    »Das habe ich, Maq. Und genau das ist es, was dieses Projekt so faszinierend macht. Weißt du, hier bei uns auf der Boxa-Schale ist die Oberfläche nicht zur Hälfte in Wasser und Land aufgeteilt wie auf den übrigen Schalen. Damit kann man bereits einer doppelt so großen Bevölkerung eine Heimat bieten. Meinen Berechnungen zufolge hat jede Ebene eine potentielle Bevölkerung von 60 Trilliarden. Das ergibt für alle Ebenen zusammengenommen eine Bevölkerung in der Größenordnung von 60 Quadrillionen. Das ist eine Zahl mit 25 Nullen.«
    »Bist du dir im klaren darüber, was du da sagst? Diese Zahl entspricht etwa dem Siebenhundertfachen der Gesamtbevölkerung aller bekannten Schalen zusammen.«
    »Ich weiß«, sagte Niklas Boxa, »und aus diesem Grund habe ich Alarm geschlagen. Aus Zeus’ Sicht ist das Experiment Boxa-Schale derart erfolgreich verlaufen, daß die Neugestaltung der übrigen Schalen unausweichlich für ihn ist, wenn nicht…«
    »Wenn nicht was?«
    »Mein Gott, Maq! Wenn nicht irgend jemand herausfindet, warum Zeus nicht mehr wie bisher expandieren kann, und mit neuen Ideen aufwartet, was wir mit der unaufhörlich wachsenden Menschheit anfangen sollen.«

 
Kapitel 29
     
    Da die dringendsten Lebensbedürfnisse auf der Boxa-Schale so leicht zu befriedigen waren, fehlte der kommerzielle Druck, der auf den übrigen Schalen zu einer hochentwickelten Technik geführt hatte. Die Höhlen, Tunnel und Stollen waren von Zeus in die Schale getrieben worden, und die Hauptbeschäftigung der Einwohner bestand darin, ihre Nester bequem einzurichten. Dennoch standen sie anderen Menschengeschlechtern in ihrer Intelligenz in nichts nach, und ihre Errungenschaften in der Medizin, den Naturwissenschaften und den Künsten konnten sich sehen lassen. Lediglich ihre Bedürfnisse waren anders. Kunst war zwar verschwommen sichtbar, aber in erster Linie fühlbar; die Naturwissenschaften waren vergleichsweise abstrakt, da es nur wenige praktische Anwendungen für sie gab; ihre Medizin- und Hygienestandards bewegten sich wiederum auf höchstem Niveau, wie es für eine Gesellschaft, die auf engstem Raum zusammenlebte, unabdingbar war.
    Industrie und Handwerk beschränkten sich größtenteils auf Heimarbeit, die mit verblüffender Kunstfertigkeit ausgeübt wurde. Sie verarbeiteten eine weite Palette verschiedenster pflanzlicher Materialien aus den hydroponischen Gärten ebenso wie Eisen und verschiedene Bronzelegierungen. Überragende Sachkenntnis bewiesen sie vor allem im Bergbau. Sie arbeiteten unablässig an ihrem natürlichen Lebensraum, um ihn ihren sich verändernden Bedürfnissen anzupassen, und gewannen dabei als Nebenprodukt zahlreiche Mineralien, mit denen sie Zeus nicht ausgestattet hatte. So war es ihnen möglich, den Turm am Terminal zu fällen und innerhalb von kurzer Zeit den Standort der Shellback zu unterhöhlen.
    Die Reisenden lernten dies und tausend andere Dinge auf ihrer sonderbaren Reise durch die dunkle, unterirdische Welt der Boxa-Schale. Vieles entging ihnen, weil sie nur das sehen konnten, was man ihnen direkt vor die Augen hielt. Der Gedanke an eine riesige Zivilisation, die in vollkommener Dunkelheit lebte und arbeitete, ließ sie schwindeln, bis ihnen aufging, daß ihre Bewohner sie überhaupt nicht als dunkel empfanden. Sie, mit ihren ungenügend angepaßten Augen, waren die wahren Blinden.
    Schließlich verabschiedete sich Ainsa, und Niklas Boxa führte sie stolz in sein Nest. Es stellte sich als eine Reihe von Höhlen mit gewölbten Wänden heraus, an denen dicke Wandteppiche hingen. Das Mobiliar bestand lediglich aus einigen weichen Kissen, die über den Boden verstreut waren. Das Nest war ein warmer, behaglicher ›Mutterleib‹, der unmittelbare Wirkung auf die primitiven Instinkte des Menschen zeigte. Sie
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