Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vergessenen Schriften IV

Die Vergessenen Schriften IV

Titel: Die Vergessenen Schriften IV
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
sich bei ihrem Ritt so leise wie möglich.
    Die Albae waren mit Langbögen, Schwertern sowie langen Lanzen ausgestattet, die dazu dienen sollten, die wilden Feuerstiere bei dem Viehtrieb nach Dsôn Bhará zu dirigieren, ohne in die Nähe der tödlichen Hörner zu geraten. Gehärtete Lederrüstungen schimmerten mattschwarz.
    Tirîgon vermutete, dass ihr Vorrat an Pfeilen unter Umständen nicht ausreichte. Sie waren von einer kurzen Stierhatz ausgegangen, nicht von einem Kriegszug gegen die Elben. Da stimme ich Hécailôr zu. Umso achtsamer müssen wir in Idoslân sein. Wir sind in dieser Landschaft leicht auf große Entfernung hin zu erkennen.
    Feuerstiere hatten seinem Volk seit jeher als Reittiere gedient, wegen ihrer Unerschrockenheit und ihrer unbändigen Kraft. Mit dem ersten Kriegszug gelangten sie damals nach Tark Draan.
    Zwar waren sie vom Stern der Prüfung verschont geblieben, wie Tirîgon vermutete, doch die Barbaren und Elben hatten Jagd auf die herrenlosen Tiere gemacht und ihre Zahl drastisch verkleinert und sie nahezu ausgerottet. Diese Huftiere waren zu wild, zu reizbar, um sie vor einen Pflug zu spannen und sie zu zwingen, stupide Linie um Linie zu trotten; also blieb nur, sie zu jagen und zu essen. Mit dem Auftauchen der Dsôn Aklán schienen sich die Barbaren noch mehr zu sputen, die wenigen Exemplare auszumerzen.
    Sie hatten die Stelle erreicht, an welcher der Jungbulle von der Herde ausgeschert war. Bald entdeckten sie tatsächlich die Abdrücke von Hufeisen, die nicht zu Barbarenschmieden passten und die kaum unter den Spuren der Stiere auszumachen waren.
    Tirîgon verzog das Antlitz. Wir müssen aufmerksamer werden.
    „Alles in allem erkenne ich vier verschiedene Eisen. Ein Reiter folgte dem Tier, die anderen hetzten die Herde weiter“, befand Hécailôr und hielt die Blicke auf den Trampelpfad gerichtet. „Ich sehe außerdem Blutspritzer. Vermutlich finden wir bald verletzte oder verendete Stiere.“
    „Mehr als einen halben Moment der Unendlichkeit Vorsprung haben sie nicht.“ Tirîgon ritt los. „Wir sollten sie bei Einbruch der Nacht eingeholt haben. Seid wachsam. Es mag sein, dass der eine Elb uns folgt und hinterrücks angreift.“
    Es ging im gestreckten Galopp durch Idoslân, wobei sie nach allen Seiten Ausschau hielten.
    Auf den Feldern, an denen sie vorüberdonnerten, säten die ersten Barbaren aus, woanders wurden Äcker gepflügt. Keiner von ihnen sah den Albae hinterher. Sie zeigten ihre Verachtung durch Missachtung und verweigerten jeglichen Gruß.
    Tirîgon beließ es dabei, da er und sein Tross in Eile waren. Wir können sie nicht alle töten, um uns Respekt und Furcht zu verschaffen. Jemand muss die niedere Arbeit verrichten. Sein Blick schweifte über die grobschlächtigen Gesichter und dicken Arme. Aber ich werde mir etwas einfallen lassen, um sie daran zu erinnern, wem sie gehören.
    Am Horizont stiegen unversehens große, graue Qualmwolken auf, was an sich nichts Ungewöhnliches war. Die alten verdorrten Wiesen wurden abgeflammt, bevor der Saft einschoss, um Platz für frisches Gras zu machen; die entstehende Asche diente als Dünger und gab den Halmen Kraft.
    Hécailôr ritt auf Tirîgons Höhe. „Wir müssen umschwenken. Die Stiere werden nicht durch die Feuerwand gelaufen sein, so unerschrocken ihre Rasse auch ist.“
    Das kann kein Zufall sein. Er schüttelte den Kopf. „Das dachte ich zuerst auch, aber der Rauch stieg eben erst auf. Das bedeutet, dass die Barbaren das Feuer legten, um uns aufzuhalten“, erwiderte er. „Ich bin mir sicher, es sprach sich bereits herum, dass eine albische Reiterabteilung unterwegs ist und die Feuertiere einfangen möchte.“ Dieses Barbarenpack unterstützt die Elben bei deren Tun. Tirîgon hielt unvermindert auf die riesige Qualmwolke zu. „Sie werden feststellen, dass wir uns durch ihre einfachen Listen weder täuschen noch abschrecken lassen!“
    Die Truppe trabte quer über einen frisch bestellten Acker auf eine Ebene zu, die in weiten Teilen in Flammen stand. Der einzige Weg, das Feuer zu umgehen, führte um einen Hügel herum, an dessen kahlen Hängen sich wiederum ein Dorf befand.
    „Die Hufabdrücke der Stiere führen auf die Feuersbrunst zu, wenn ich es richtig sehe, und schwenken dann zum Bach im Süden“, machte ihn Hécailôr aufmerksam. „Ich fürchte, wir werden die Spur im Wasser verlieren.“
    Beweisen wir den Menschen, dass sie uns und unsere Wut zu Recht fürchten. Tirîgon wies auf die Siedlung. „Das ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher