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Die Vergessenen Schriften IV

Die Vergessenen Schriften IV

Titel: Die Vergessenen Schriften IV
Autoren: Markus Heitz
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unser Ziel. Die Barbaren haben das Feuer gelegt, also werden sie wissen, wohin die Elben mit den Stieren geritten sind. Sparen wir uns das Suchen und fragen sie. Mit allem Nachdruck, den man dabei aufbringen kann.“ Er wandte sich im Sattel um. „Saphaîna, Milânor, ihr sichert uns mit den Bögen, der Rest nimmt die Lanzen zur Hand.“
    Alle nickten, die Schusswaffen wurden bereit gemacht.
    Im Galopp ging es auf die gedrungenen, einfachen Häuser zu, die sich noch mehr an den Hang zu ducken schienen, als würden sie daran Schutz vor den nahenden Albae suchen.
    Die Wege innerhalb der Siedlung waren nicht befestigt, mit jedem Regenguss würde sich die Erde in Schlamm verwandeln und davongespült werden. Er sah unzählige Pfähle, die sie nachträglich und recht willkürlich in den Boden gerammt hatten, um dem Untergrund Halt zu geben.
    Barbaren. Sie denken nie nach, wenn sie was tun. Oder zu spät. Tirîgon zählte rasch, während sie einritten. Vierzig Hütten. Das macht ungefähr fünfhundert Bewohner verschiedenen Alters.
    Es war niemand zu sehen. Entweder arbeiteten alle auf den Feldern oder verkrochen sich bereits vor den ankommenden Kriegern.
    Die Albae ritten den Hügel hinauf, blieben zusammen und hielten auf dem Dorfplatz an, auf dem ein Brunnen mit einer hüfthohen Umrandung eingefasst war. Von dort verliefen hölzerne Rinnen weg, die zu grob gezimmerten Sammelbecken für das Vieh führten. Alles machte einen erbärmlichen Eindruck.
    „Nicht absteigen, Mantelspangen lösen“, befahl Tirîgon und nickte den Bogenschützen zu. „Sobald ihr den Eindruck bekommt, jemand könnte eine Gefahr bedeuten, schießt ihr.“ Dann ritt er zum Brunnen, nahm seine Trinkflasche und öffnete sie, um sie über den Schacht zu halten. „Ich zähle jetzt bis drei, und dann möchte ich den Ältesten vor mir haben, oder dieses Gift macht das Wasser für die nächsten … Umläufe unbrauchbar“, rief er laut, aber beherrscht in der Gemeinsprache. „Eins …“
    Die verwitterte Tür einer schäbigen Kate schwang auf.
    Eine grauhaarige Barbarin mit faltenreichem Gesicht erschien, gekleidet in ein zerschlissenes Kleid und mit einem sackartigen Überwurf gegen die Kühle um die Schultern. Sie roch streng, wie die meisten Barbaren. Weder wuschen sie ihre Kleidung noch ihre Körper oft genug.
    „Habt ein Einsehen, hohe Herren!“, rief sie und nutzte einen abgegriffenen, speckigen Stab, um sich aufrecht zu halten. „Mein Gemahl ist der Älteste, aber er ist mit den Männern auf den Feldern.“ Sie hinkte heran, ein Bein war bandagiert. „Was führt Euch in unser kleines Dörfchen?“
    Tirîgon beließ den Arm mit der Trinkflasche ausgestreckt über dem Brunnen. „Wie heißt du?“
    „Lutina, hoher Herr.“ Sie sah zu ihm hoch, dann auf das Banner, das an seiner Lanze im Wind wehte. Ihre Augen wurden groß. „Oh, ich erkannte Euch zu spät!“, rief sie entsetzt. „Dsôn Aklán, vergebt mir! Ich sehe nicht mehr besonders gut, und …“
    Sie versucht, mich mit ihrer kleinen Aufführung abzulenken . Er warf Hécailôr einen raschen Blick zu, der daraufhin aus der Reihe scherte und langsam die Straße entlangritt, dabei unentwegt nach rechts und links blickend. „Wir sind auf der Suche nach der Herde Feuerstiere“, erwiderte er, ohne auf ihre Beteuerungen einzugehen, „die ganz in der Nähe vorbeikam. Diese Tiere sind recht selten geworden, und ihr werdet sie sicherlich gesehen haben.“
    Lutina stützte sich mit beiden dreckigen Händen auf ihren Stab. „Dsôn Aklán, wir haben nichts gesehen. Wenn unsere Männer nicht da sind, bleiben wir in den Häusern, kümmern uns um das Vieh oder um die täglichen Handarbeiten.“
    Tirîgon neigte seine Trinkflasche weiter. „Mag sein, dass ihr euch darauf verlasst, den nahen Bach als Ersatz für den unbrauchbaren Brunnen in Betracht zu ziehen, aber ich lasse meine Schützen dort aufstellen und jeden von euch niederschießen, der es wagt, mit einem Eimer an das Ufer zu treten“, sprach er freundlich. „Ihr werdet schrecklichen Durst leiden. Vielleicht sterben eure Bälger, und wenn die Götter gnädig sind, lassen sie es unter Umständen regnen, damit ihr das Nass von den Dächern lecken könnt, wer weiß?“ Seine schwarzen Augen wirkten noch bedrohlicher, und er sandte eine Prise Furcht gegen die Alte. „Doch wage es noch einmal, mich belügen zu wollen, Lutina, und dieses Wasser wird ungenießbar werden.“
    Die Barbarin wankte, die Finger krampften sich um den Stock. „Wir
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