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Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Titel: Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften
Autoren: Katharina Ceming Jürgen Werlitz
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aktuell brisanten Fragen unterstützen, die da etwa lauten: Hatte Maria Magdalena mit Jesus wirklich mehr als eine „platonische Beziehung“? Ist Judas der einzige Jünger, der Jesus wirklich verstanden hat? Und grundsätzlicher: Bieten diese Texte neue Informationen über den historischen Jesus oder sind sie deswegen so bedeutsam, weil sie eindrucksvolle Zeugnisse der breiten frühchristlichen Tradition des 2. Jahrhunderts sind, in der die Christenheit bezüglich der Interpretation des Heilsereignisses Jesu noch äußerst unterschiedliche Positionen vertrat?
    Neben Ergänzungen und Aktualisierungen im ersten Teil des Buches ist noch auf die Aufnahme der so genannten Petrusapokalypse hinzuweisen. Sie erfolgte nicht nur deswegen, weil sie in engem Kontext zum Petrusevangelium steht und in der von uns benützten Handschrift aus Akhmim offenbar Bestandteil desselben ist, sondern auch aufgrund ihres Inhaltes und ihrer Wirkung. Die sehr detailliert geschilderten Höllenstrafen für bestimmte Vergehen innerhalb der Höllenreise des Apostelfürsten zeigen einmal mehr, wie stark die christliche Glaubenstradition durch apokryphes Schriftgut geprägt ist. Es lohnt sich, solche Texte zur Kenntnis zu nehmen, und dabei darf ein kritischer Blick durchaus sein.
    Dank an Dan Brown, Dank an Frau Miriam Zöller vom Marix-Verlag, Dank an Prof. Dr. Tobias Nicklas, Nijmegen (für hilfreiche Tipps und Anregungen), Dank unseren Studierenden in Augsburg, Benediktbeuern, Eichstätt, Halle, Paderborn und Regensburg und schließlich auch Dank unseren Leserinnen und Lesern!
    Augsburg, den 6. Februar 2007
    Katharina Ceming und Jürgen Werlitz

T EIL A

1. E INLEITUNG
D ER F UND VON N AG H AMMADI
    Ein sensationeller archäologischer Fund Mitte des 20. Jahrhunderts in Ägypten lenkte das Interesse weiter Kreise auf die Schriften des Neuen Testaments. Im Dezember 1945 stießen Muhammad Ali Samman und sein Bruder bei der Suche nach natürlichem Dünger in der Nähe ihres Dorfes auf einen großen roten Krug aus Ton. Hin und her gerissen, ihn zu öffnen oder verschlossen zu halten, entschieden sie sich für das erstere, da die Hoffnung auf einen Goldfund größer war als die Angst, einen im Krug verschlossenen Geist zu befreien. Es traten jedoch weder Gold noch ein Geist ans Tageslicht. Vor ihnen breitete sich der Inhalt einer mehr oder weniger gut erhaltenen koptischen Bibliothek aus: dreizehn in Leder gebundene Papyrusbücher. Da ihr kleines Dorf mit seiner Fundstelle einige Kilometer von Nag Hammadi, dem nächst größeren Ort mit Bahnstation, entfernt lagt, bürgerte sich der Begriff „Bibliothek von Nag Hammadi“ für die Texte dieses Fundes ein. Bei ihnen handelte es sich also nicht um Schriftrollen wie in Qumran, sondern um Codices, d. h. gebundene Blattsammlungen mit Ledereinbänden. Der Vorteil von Codices gegenüber Schriftrollen liegt im buchstäblichen Sinne auf der Hand. Die Suche von Textstellen gestaltet sich auf einer mehreren Meter langen Rolle nämlich weitaus beschwerlicher als in einem Buch. Ohne zu wissen, was es mit diesen Texten auf sich hatte, nahmen Muhammad Ali Samman und sein Bruder diese mit nach Hause. Da beide in eine Blutrachegeschichte verwickelt waren, beschloss Muhammad Ali Samman, den Fund dem koptischen Priester Al-Qummus Basiliyus Abd el Mashi zu geben, da er befürchtete, die Polizei könnte den Codex bei einer Hausdurchsuchung finden.
    Der Weg der Nag Hammadi Texte von ihrem Fund bis zur Veröffentlichung war mehr als abenteuerlich. Ob nun die Frau des Priesters – in der koptischen Kirche dürfen Priester heiraten – diese ihrem Bruder, einem Englischlehrer, zeigte, der sofort ihren Wert erkannte und sie einem Freund in Kairo brachte, welcher sich mit der koptischen Sprache beschäftigte, oder ob der Priester selbst diese dem Geschichtswissenschaftler Raghib zukommen ließ, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Sicher ist, dass das Ministerium für öffentliche Bildung von dem Fund erfuhr. Es erwarb einen Codex und beschlagnahmte weitere elf, die zuvor der ägyptische Antiquitätenhändler Phocion Tano an eine italienische Sammlerin verkauft hatte und erklärte diese Codices zum National-Eigentum. Diese Texte gingen nun in den Besitz des Koptischen Museums in Kairo über, wo sie von dem französischen Ägyptologen Jean Doresse untersucht wurden, der ihren Wert erkannte und darauf drängt, den Rest der Texte zu suchen.
    Ein paar Blätter vielleicht auch ein ganzer Codex waren von Alis Mutter verbrannt
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