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Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Titel: Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften
Autoren: Katharina Ceming Jürgen Werlitz
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Sendung (Lk 9,57–10,24); sowie Aussagen über das Beten (Lk 11,2–13) und die Auseinandersetzungen zum Beelzebul-Vorwurf der Juden Jesus gegenüber (Lk 11,14–52) sowie Belehrungen zum rechten Bekennen (Lk 12,2–14), über das Sorgen und Wachen (Lk 12,22–53). Es gibt noch Sprüche und Gleichnisse sowie eine Darstellung der Endereignisse (Lk 17,22–19,27). Innerhalb des Redestoffes läßt sich ein deutliches Gewicht auf den Mahn- und Drohworten feststellen.
    Wie bereits angesprochen, dürfte die ursprüngliche Quelle Q aus dem Raum Palästina stammen und um das Jahr 40/50 n. Chr. schriftlich fixiert worden sein. Die Verfolgungen der christlichen Gemeinden durch jüdische Gruppen finden in ihr bereits ihren Niederschlag. Einzelne Teile sind mündliche Tradierungen aus der Zeit Jesu, die durch wandernde Anhänger Jesu sowie durch Gemeinden weitergegeben wurden. Welche Stellung hat nun Jesus in dieser Schrift? Ist er nur Verkündiger des Gottesreiches, ähnlich den Propheten, oder ist er selbst das zu Verkündigende? Jesus ist Repräsentant der göttlichen Weisheit, er verkündigt das Gottesreich, ist aber selbst die Präsenz dieses Reiches. Durch ihn vollzieht sich die Hinwendung Gottes zu den Menschen.
D IE S YNOPTIKER UND J OHANNES
Markus
    Das älteste kanonische Evangelium ist also das Markusevangelium. Der Titel „Evangelium nach Markus“ ist aber eine spätere Einfügung und stammt nicht vom Verfasser dieser Schrift. Sie wurde zunächst anonym überliefert. Wer war dieser Markus? Bischof Papias von Hierapolis berichtet um 130 n. Chr.: „Markus war Dolmetscher des Petrus und schrieb sorgfältig auf, was er im Gedächtnisbehalten hatte, jedoch nicht der Reihe nach, was vom Herrn gesagt oder getan worden war. Denn er selbst hatte den Herrn ja nicht gehört, noch war er ihm nachgefolgt, später aber folgte er dem Petrus …“ Auch im 1. Petrusbrief wird Markus als Begleiter des Paulus und Schüler des Petrus genannt. Die Absicht ist deutlich, es soll eine direkte Abhängigkeit zu einem Zeitzeugen und Apostel hergestellt werden.
    Bei einer genaueren Analyse des Markusevangeliums muss man jedoch feststellen, dass zu viele Indizien gegen diese These sprechen. Die geographischen Kenntnisse Palästinas sind bei Markus äußerst mangelhaft, auch sprechen seine Sprache und die theologische Konzeption eher gegen einen Judenchristen als Verfasser. Das Markusevangelium ist wie alle kanonischen Evangelien in Griechisch verfasst. Der Adressatenkreis entstammt damit eindeutig dem griechisch sprechenden Milieu. Der Großteil seiner Leser waren Heidenchristen, ansonsten hätte Markus nicht jüdische Bräuche und Begriffe erklären müssen. Auch die Einbeziehung der Heiden in die Verkündigung Jesu im Evangelium spiegelt deutlich den heidenchristlichen Hintergrund wider. Dass die Frage nach reinen und unreinen Speisen thematisiert wird, zeigt aber, dass in der Gemeinde auch Judenchristen lebten. Wenn man nach dem Ort der Abfassung des Markusevangeliums fragt, so scheint Syrien am ehesten dafür in Frage zu kommen, denn dort gab es eine Tradition, in der Markus eine anerkannte Autorität darstellte. Nachdem in seinem Werk der Jüdische Krieg, der 69–71 n. Chr. stattfand, und die Tempelzerstörung bereits angedeutet werden, vermutet man die Entstehung seines Evangeliums um das Jahr 70 n. Chr.
    Bei der Zusammenstellung seiner Schrift konnte Markus bereits auf ein reichhaltiges Gut an Sammlungen und überlieferten Stoffen zurückgreifen, so z. B. auf einen Passionsbericht, eine Sammlung galiläischer Streitgespräche, eine Gleichnisquelle etc. Auffallend bei Markus ist die relativ große Anzahl von Wunderberichten und Exorzismen, während die Überlieferung von Jesus-Worten eher gering ist. Die von Matthäus und Lukas ausgiebig zitierte Spruchquelle Q kennt Markus nicht. Ebenso fehlt bei Markus eine Kindheitsgeschichte Jesu, wie sie später Matthäus und Lukas ihren Evangelien voranstellten.
    Inhaltlich lässt sich das Markusevangelium in drei Hauptteile gliedern. Der erste Teil umfasst Jesu Wirken innerhalb und außerhalb Galiläas, der zweite seinenWeg zur Passion und der dritte Jesu Aufenthalt in Jerusalem. Die theologische Richtung seiner Schrift ist vom Kreuz und von der Auferstehung her bestimmt. Sie ist ein Ruf an die Gemeinde, bereit zu sein für die Leidensnachfolge Jesu. Diese beiden Ereignisse, nämlich das Kreuz und die Auferstehung, bestimmen vom ersten Moment an sein Evangelium. Jesus ist der Christus, der
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