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Die Ueberlebende

Die Ueberlebende

Titel: Die Ueberlebende
Autoren: Kishwar Desai
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aufführen.«
    Â»Ich verfüge über genügend Foto- und Interviewmaterial, um die Fakten zu kennen«, kam Gurmit ihm zuvor. »Ich bin jetzt seit fast einem Jahr an dieser Sache dran. Beim letzten Mal ist es Ihnen gelungen, die Veröffentlichung zu verhindern. Aber diesmal übergebe ich mein Material einem Fernsehsender, der dann eine Reportage darüber bringen wird, wie ein junges Mädchen von einem hohen Polizeibeamten in den Wahnsinn getrieben wurde, weil sie sich in den falschen Mann verliebt hat, dass sie in der psychiatrischen Anstalt vergewaltigt und gefoltert wurde, dass ihr Hauslehrer, den sie liebte, dann ihre Schwester missbraucht hat und dass diese Schwester nun ebenfalls in der Psychiatrie sitzt. Wir sind im Besitz von Durgas Tagebuchaufzeichnungen. Sie werden heute Abend live im Nachrichtenkanal gesendet. Und dann sind Sie derjenige, um den sich alles dreht.«
    Es war nicht zu übersehen, dass Prakash sich zunehmend unwohler in seiner Haut fühlte. Er tupfte sich die Stirn ab und sah uns hilflos an. Es war einfach zu viel für ihn, was er alles zu hören bekam, und er schien sich nicht sicher, ob er in all das verwickelt sein wollte.
    Ich beugte mich zu ihm vor und sagte leise: »Ich glaube nicht, dass es eine rechtliche Handhabe dafür gibt, ein unschuldiges und gesundes Mädchen hierzubehalten. Es wird furchtbar, wenn die Fernsehkameras hier anrollen: Wenn die Reporter erst einmal eine Story riechen, wird man sie kaum wieder los. Erinnern Sie sich an diese Geschichte im Zentralkrankenhaus? Sie haben fast einen Monat lang vor dem Gebäude ihre Zelte aufgeschlagen, und ich glaube, letzten Endes hat das Krankenhaus dann auch Probleme bekommen … mehrere Ärzte mussten ihre Posten räumen … andererseits, wenn Sie uns erlauben, Durga mitzunehmen … und die Polizei die Ermittlungen aufgrund mangelnder Beweise einstellt … ließe sich ein Skandal wohl doch noch vermeiden.«
    Gurmit pflichtete mir mit einem Kopfnicken bei. »Ich wäre bereit, den Fernsehsender zurückzupfeifen, wenn Sie auf unseren Vorschlag eingehen.«
    Ein langes Schweigen folgte. Endlich ergriff der Klinikdirektor das Wort.
    Â»Ramnathji … es tut mir leid, aber ich glaube, Simran hat recht. Ich habe das Gefühl, dass ich unzureichend informiert wurde, was dieses Mädchen betrifft, und ich möchte jegliche Schritte vermeiden, die ihr weiteren Schaden zufügen könnten.«
    Zum ersten Mal, seit wir den Raum betreten hatten, gab auch Harpreet etwas von sich. »Auch wir möchten Durga nicht schaden. Sie und Simranji haben einen völlig falschen Eindruck von uns.«
    Wieder dieser einschmeichelnde, ach so überzeugende Tonfall, die Betrübnis in jenen grünen Augen. Selbst jetzt noch, da ich wusste, was ich wusste, spürte ich, wie mir der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Wie leicht könnte man in den Glauben verfallen, dass ich mich irrte und er die volle Wahrheit sprach.
    Â»Harpreetji …« Ich beschloss, ebenso formell zu sein wie er. »Ich bin mir sicher, dass auch Sie von Herzen nur das Beste für sie wünschen. Immerhin ist Ihr Sohn ja Durgas Neffe. Aus Durgas Tagebüchern weiß ich auch, dass Sie … mal durchaus von ihr angetan waren. Ihre Schwester war ja gerade erst sechzehn Jahre alt, als sie Ihr Kind zur Welt brachte, und Durga ist erst vierzehn. Ich bin sicher, dass Ramnathji mit uns übereinstimmen wird, dass man das als Missbrauch Minderjähriger bezeichnen könnte, falls wir es zur Anzeige bringen wollten.«
    Ein gequälter Ausdruck huschte über sein Gesicht. Warum drohte ich ihm mit juristischen Konsequenzen? Schließlich hatte er doch nur versucht, zwei jungen Mädchen, die von ihrer eigenen Familie schlecht behandelt wurden, ein väterlicher Freund zu sein.
    Â»Es stimmt mich wirklich traurig, dass Sie so eine schlechte Meinung von mir haben. Ich bin hergekommen, um Durga bei ihrer Genesung zu unterstützen, aus keinem anderen Grund.«
    An seinem Gesichtsausdruck konnte ich ablesen, warum es so wichtig war, dass Sharda überlebte. Der Beweis dafür, dass sie Rahuls Mutter war, fand sich in ihrer DNA , und die war vermutlich das Einzige, was in ihrem Körper noch einigermaßen intakt war. Gurmit hatte ordentlich recherchiert. All das, was er in seiner Zeitung nicht hatte veröffentlichen dürfen, kam jetzt ans Tageslicht.
    Â»Ramnathji … wir
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