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Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)

Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
Autoren: Max Bentow
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am Schlachtensee erreicht.
    »Wie schön, dass du doch mal wieder Lust auf eine Kahnpartie hast.«
    »Klar, Paps, hat mir ja auch irgendwie gefehlt.«
    Sie reihten sich in die Schlange der Wartenden vorm Bootsverleih ein.
    Sie blickte ihn von der Seite kritisch an. »Mama hat gesagt, du warst drei Tage im Krankenhaus.«
    »Ja, das hat sie zufällig rausgekriegt.«
    »Was war los ?«
    Er musste sie unbedingt vor der Wahrheit verschonen.
    »Eine Gehirnerschütterung, die ich auskurieren musste.«
    »Wie ist das denn passiert ?«
    »Beim Sport«, log er, »keine große Sache.«
    »Solltest in deinem Alter nicht mehr Fußball spielen.«
    Er versuchte zu grinsen.
    Kein Wort von dem nächtlichen Überfall. Und unter keinen Umständen durfte er erwähnen, dass er am Tag darauf in Notwehr einen Menschen erschossen hatte.
    Von all den schrecklichen Dingen sollte sie nichts wissen, das würde sie nur unnötig verstören. Stattdessen wollte er mit ihr diesen herrlichen Oktobersonntag genießen.
    Doch da gerade alle Boote besetzt waren, beschloss er, die Zeit zu nutzen und kurz zu telefonieren. Schon seit Tagen versuchte er, Kolperts Frau zu erreichen, denn wenn er Max in der Klinik besuchen wollte, hieß es immer nur, er brauche Ruhe und könne niemanden empfangen.
    »Ich muss mal eben was am Telefon klären«, sagte er zu Emily, »bin gleich wieder da.«
    Sie nickte ihm zu, und er entfernte sich ein paar Schritte von ihr.
    Diesmal hatte er Glück, Frau Kolpert hob sofort ab.
    »Hier ist Nils Trojan.«
    Ein längeres Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Ich wollte mich nur erkundigen, wie es Ihrem Mann geht.«
    »Herr Trojan«, sagte sie leise, »zunächst einmal danke, dass Sie … nun ja, dass Sie so geistesgegenwärtig waren und Schlimmeres verhindern konnten.«
    Wieder blitzte die Szene in Hanna Thiels Wohnung vor ihm auf. Letztlich hatte sich Trojan bei Max zu bedanken, denn wenn der sich nicht vor ihn gestellt hätte, wäre er an seiner Stelle von der Säure getroffen worden. Viele schlaflose Nächte hatte er damit verbracht, über das Geschehene nachzugrübeln, und fortwährend geisterte die Frage in seinem Kopf herum, was nun schlimmer sei, ein Menschenleben auf dem Gewissen zu haben oder von einer Chemikalie im Gesicht verätzt zu werden.
    »Ich hab nur meinen Job getan«, murmelte er.
    Und immerzu musste er es sich wie ein Mantra vorbeten: Du hast richtig gehandelt, euer beider Leben war in Gefahr. Sie war eine Serienmörderin und kannte selbst keine Skrupel. Alle Voraussetzungen für den finalen Rettungsschuss waren gegeben. Du hast dich nur so verhalten, wie es dein Job erfordert.
    Sein Herz schlug höher. »Wie geht es ihm denn nun ?«
    Bitte, dachte er, alles, nur keine Erblindung.
    »Die erfreuliche Nachricht zuerst: Max scheint über gute Reflexe zu verfügen. Weil er bei dem Angriff die Arme vors Gesicht hielt und instinktiv die Augen zukniff, ist seine Sehkraft nicht in Mitleidendschaft gezogen worden.«
    »Gott sei Dank !«
    »Zwar sind durch die Dämpfe die Augen stark gereizt worden, so dass er zunächst den Eindruck hatte, er könne nichts mehr sehen, aber mittlerweile haben die Ärzte in dieser Richtung Entwarnung gegeben.«
    »Frau Kolpert, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr mich das erleichtert.«
    »Das ist aber nur die eine Sache. Die andere ist, dass seine linke Gesichtshälfte auf immer entstellt sein wird, dort ist die Haut völlig verätzt. Und auch seine linke Hand hat einiges abbekommen.«
    »Ich würde gerne zu ihm.«
    »Besuch strengt ihn sehr an. Er hat noch immer große Schmerzen.«
    »Verstehe.«
    Wieder sah Trojan vor sich, wie Hanna Thiel von seiner Kugel in den Schädel getroffen wurde. War das die gerechte Strafe für sie, Auge um Auge, Zahn um Zahn ?
    »Bitte grüßen Sie ihn von mir. Und sagen Sie ihm, dass ich sofort bei ihm bin, sobald er das wünscht.«
    »Er muss sich erst in diese Situation hineinfinden. Der Anblick ist … ach, ich war einmal dabei, als die Verbände gewechselt wurden … Es ist …« Sie brach ab.
    »Frau Kolpert, es tut mir unendlich leid.«
    »Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
    Dann legte sie auf.
    Er ging zurück zu Emily, endlich wurde ein Boot für sie frei. Er zahlte für eine Stunde, und sie stiegen ein.
    Sie bestand darauf, selbst zu rudern. So glitten sie hinaus auf den See, und er schaute sie staunend an.
    »Was ist, Paps ?«
    »Du siehst toll aus. Meine Tochter !«
    Sie schüttelte ihre Locken und lachte. »Danke schön.«
    Schweigend
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