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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross
Autoren: Iain Mc Dowall
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Chef?«
    Jacobson ging zurück an die weiße Tafel, wo alle ihn sehen konnten.
    »Das heißt, wir müssen noch einmal neu ansetzen. Was sonst? Uns alles noch mal vornehmen. Jede Zeugenaussage, jedes Videobild, jede Telefonnummer. Wir müssen alles noch einmal überprüfen. Fangen wir mit dem Nächstliegenden an: Gehen Sie alle noch einmal Ihre Notizbücher durch. Jetzt. Überdenken Sie alles, was Sie seit dem Morgen danach getan, gesehen und gehört haben, und fragen Sie sich: Was habe ich ausgelassen, was übersehen?«
    Jacobson setzte sich an einen freien Tisch mit einem Computerterminal. Lieber war er allein in seinem Büro, aber es gab Gelegenheiten, da mussten die Leute sehen , dass er arbeitete.
    Er rekapitulierte ein weiteres Mal den zeitlichen Ablauf: wann Maureen Bright zu Jane Ebdon gefahren war, wann Copeland und Smith gekommen und wieder gefahren waren, wann Prakash Mishra Karen Holt bei Grove abgesetzt hatte und für wann der Pathologe die beiden Morde ansetzte, um Mitternacht (Grove) und gegen ein Uhr morgens (Holt). So saß er lange da und dachte nach. Dann rief er den Ereignisbericht von Montagnacht auf den Schirm.
    Mit den Ereignisberichten arbeitete Jacobson mehr oder weniger seit seinem ersten Tag im CID. Früher waren sie auf Papier verteilt worden, inzwischen gab es sie in elektronischer Form, tatsächlich erfüllten sie aber nach wie vor den gleichen Zweck. Die Berichte wurden zweimal täglich zusammengestellt und listeten alles auf, was während der vergangenen zwölf Stunden gemeldet worden war. Sie waren eine, wenn nicht die grundlegende Informationsquelle für jeden ernsthaften, erfahrenen Detective, denn sie gaben darüber Auskunft, was alles zu dem Zeitpunkt, der einen interessierte, in der Stadt und der Region vorgegangen war. Natürlich hatte er den Bericht von Montagnacht schon einmal gelesen. Aber das lag ein paar Tage zurück, und seitdem hatte er ihn nicht mehr angesehen. Jetzt las er ihn noch einmal Punkt für Punkt und unterstrich alles, was zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht lag.
    Er sah es praktisch sofort. Er stand auf, holte sich einen Becher kaltes Wasser aus dem Wasserspender und setzte sich wieder vor den Schirm. Ein Autodiebstahl am Riverside Walk, eingegeben um Viertel vor zwölf, wobei der Diebstahl selbst offenbar zwanzig Minuten vorher stattgefunden hatte. Beim ersten Lesen musste ihm die Sache irrelevant vorgekommen sein. Zu Anfang der Ermittlungen hatte sich noch alles auf Crowcross und die Vorgänge dort konzentriert (zum Beispiel den unglückseligen George McCulloch mit seinem weißen Fensterputzwagen).
    Er trank das Wasser, kopierte die Nummer des Falles aus dem Bericht ins System und suchte zusammen, was es über den Diebstahl gab. Anschließend rief er im Wachraum an und bat darum, mit dem entsprechenden Streifenpolizisten verbunden zu werden. Er hatte Glück: Der Mann hatte Dienst und konnte sich noch gut an den Vorfall erinnern.
    Kerr war mittlerweile ebenfalls eingetroffen, und nachdem Jacobson sämtliche Einzelteile zusammengesetzt hatte, erzählte er ihm von seiner Entdeckung. Fügte sich das nicht alles zu einer schlüssigen Erklärung?
    Das Viertel um den Riverside Park, wo Alison wohnte und auch sein Freund Kenneth Grant, war nur einen Steinwurf vom Memorial Park und dem »Riverside Hotel« entfernt. Bei dem Wagen handelte es sich um einen über zehn Jahre alten Fiesta, das Auto eines jungen Mannes, geklaut aus der Einfahrt seines Elternhauses. Leicht zu knacken, leicht kurzzuschließen. Der Junge hatte den Wagen davonfahren sehen, hatte in seinem Zimmer am Fenster gestanden und zugesehen, wie sein geliebtes erstes Auto die Straße hinunter verschwand. Er war noch nach draußen gerannt, vergebens, und hatte sofort die Polizei verständigt. Die nächtlichen Streifenwagen hatten nach dem Fiesta Ausschau gehalten, aber bei dem Diebstahl handelte es sich sicher nicht um das Verbrechen des Jahrhunderts, und so war der Wagen erst am nächsten Morgen wiedergefunden worden . Und das war das Komische, das Ungewöhnliche an der Sache: Der Fiesta war wieder in die Gegend gebracht worden. Der Dieb hatte ihn in der Riverside Avenue stehen lassen, praktisch um die Ecke vom Ort des Diebstahls. Dazu war der Wagen so gut wie unbeschädigt. Nur ein Stück der Verblendung beim Steuer war kaputt, und die Zündkabel hingen herunter.
    »Was denken Sie?«, fragte Jacobson, nachdem er Kerr die Einzelheiten geschildert hatte.
    »Ja, das ist möglich«, sagte Kerr, »und
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