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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross
Autoren: Iain Mc Dowall
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verkündet, er werde den wahren Schuldigen schon aufspüren.«
    »Das habe ich mich auch gefragt, Frank, und ich habe ihm davon abgeraten, mit Nachdruck. Viele haben das über Jahre hinweg versucht, haben alte Geschichten wieder ausgegraben und sind doch keinen Schritt weitergekommen. Ich fand es gut, dass er seine Geschichte aufschreiben wollte, dachte, dass er sich die Sache so von der Seele schreiben und nebenbei auch noch ein hübsches Sümmchen verdienen könnte – aber er sollte auf keinen Fall nach dem Mörder suchen! Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, dass die Suche ihm keine Ruhe lassen würde, dass er sich wieder und wieder im Kreis drehen und zahllose weitere Jahre seines Lebens vergeuden würde.«
    Jacobson leerte seine Tasse bis zum letzten Tropfen und überlegte, ob noch Zeit für eine zweite war. Wahrscheinlich nicht, dachte er, wenn Slingsby zum Zug muss.
    »Denken Sie, dass er deswegen nach Crowby zurückgekehrt ist? Meinen Sie, er hat tatsächlich daran gedacht, den Fall zu lösen?«
    Slingsby stand auf und schenkte sich nach . Hatte er seine Reservierung für den Zug nach Wolverhampton vielleicht vergessen?
    »Was ihn nach seiner Freilassung ernsthaft getroffen hat, war die Tatsache, dass Sie den Fall nicht noch einmal aufnehmen wollten, Frank. Das hat er als Zeichen dafür verstanden, dass er in den Augen der Polizei immer noch der Schuldige war, auch wenn es wissenschaftlich widerlegt worden war. Dass die Boulevardpresse ähnlich reagiert hat, war nicht unbedingt hilfreich.«
    Jacobson hob beide Hände. »Sehen Sie mich nicht so an, mein Bester. Ich bin, was das angeht, nie nach meiner Meinung gefragt worden. Ich glaube nicht mal, dass jemand mit Greg darüber geredet hat. Das Ganze ist auf der Chief-Constable-Ebene entschieden worden, weit oberhalb des CID.«
    Slingsby stellte seine erlesene Flasche zurück in den Schrank.
    »O ja, wenn Salter dabei etwas zu sagen gehabt hätte, wäre alles komplett anders gelaufen, Frank.«
    Jacobsons Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. Wie Slingsby nur zu gut wusste, konnte er seinen Chef, DCS Salter, nicht ausstehen.
    »Grove blieb also bei seinem Vorhaben, den wahren Mörder zu finden, und nahm Ihren guten Rat nicht an?«, fragte er, als er sein Mienenspiel wieder unter Kontrolle hatte.
    »Das ist denkbar. Ich weiß, dass er Michael Mott mehr als einmal damit auf die Nerven gegangen ist.«
    »Mott?«
    Der Name erinnerte ihn dunkel an etwas.
    »Mott, private Ermittlungen. Drüben in Birmingham. In den Neunzigern, als Martin mit keiner seiner Berufungen durchkam, habe ich ihn einmal eingeschaltet. Mit einem sehr schlichten Auftrag: Findet den wahren Mörder.«
    Jacobson stand auf und ging zu dem Erkerfenster, um einen kurzen Blick auf die Dächer zu werfen. Slingsby trat neben ihn . Von hier oben konnte man sogar in die schmale Gasse hinter der Sicherheitsbarriere sehen, wo die Gefangenen ins Gericht gebracht und wieder abgeholt wurden.
    »Mott hat nichts herausgefunden. Wenigstens nichts Stichhaltiges.«
    »Wusste Grove das?«
    »Ja, alles. Ich habe ihm nie etwas verheimlicht. Aber er war ein Experte darin, sich an Strohhalme zu klammern, noch am letzten Fetzchen Hoffnung festzuhalten. Darüber hätte er eine verdammte Doktorarbeit schreiben können. Aber was blieb ihm auch übrig? Einem unschuldig Verurteilten, der mehr als zwanzig Jahre wegen schwerer Vergewaltigung und Mord abzusitzen hatte?«
     

6
    Martin Grove.doc
    Halloween ế Ausgerechnet an Halloween lernte ich sie kennen. Ausgerechnet an Halloween sah ich Claire zum ersten Mal . In dem Jahr schlug ich mich so durch, zog herum, nahm hier und da einen Job an. Das ging eine ganze Weile so: seit ich die Schule geschmissen und mein Leben zu Hause als Sohn meiner Mutter hinter mir gelassen hatte. Ich war ohne Halt, offen für alles, was kam. Eine Zeit lang hatte ich Arbeit unten an der Südküste, nicht weit von Brighton, schwarz auf einer Baustelle, Tee kochen und hier und da was wegschaufeln, das sonst keiner wegschaufeln wollte. Aber dann gab es ein Problem mit der Baugesellschaft und der Finanzierung, und alle, die nicht unbedingt gebraucht wurden, mussten gehen, ich als Erster. Eine Weile probierte ich es in London, aber ohne feste Bleibe war das nichts. Da ging damals schon ohne die richtigen Klamotten und einen Stapel Kreditkarten so gut wie gar nichts. Wie ein hungriger Gaul fraß London mir mein Baustellengeld auf. Also beschloss ich, weiterzuziehen und mein Glück weiter nördlich
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