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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross
Autoren: Iain Mc Dowall
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jeder Einzelheit und auch nicht exakt dem tatsächlichen Geschehen entsprechend.
    »Nein, sie haben nicht geheiratet. Martin hatte genug gesunden Menschenverstand, das irgendwann zu beenden. Jedenfalls hat er den ersten Monat bei uns gewohnt. Jill, meine Partnerin, hielt es am Ende aber nicht mehr aus und hat mit der Faust auf den Tisch gehauen. Wir waren von Paparazzi und Presse umzingelt, die sind uns mit Teleobjektiven, Infrarotkameras und was es sonst noch gibt zu Leibe gerückt. Nicht mal zu Waitrose haben sie uns noch unbeobachtet gelassen. Wobei Martin auch nicht unbedingt eine Hilfe war. Er fuhr mit dem Taxi nach Crowby hinein, zog von Theke zu Theke und kam sturzbetrunken zurück.«
    Slingsby hob sein Glas an die Lippen, trank aber nicht. »Das war eine Phase, da musste er durch. Auf jeden Fall waren wir ziemlich erleichtert, als er ein möbliertes Zimmer fand. Das war natürlich noch, bevor die Frage der Entschädigung geklärt war, mit der er sich ein eigenes Haus kaufen konnte.«
    Die Antwort auf seine nächste Frage kannte Jacobson bereits, oder glaubte es wenigstens.
    »Sie haben Ihren Job gemacht, Alan. Haben zu ihm gehalten, bis er am Ende freikam. Warum sich da schuldig fühlen? Warum sich infrage stellen? Ich meine, er kann doch nicht der einzige Mandant gewesen sein, der für etwas verurteilt wurde, das er nicht getan hat.«
    Slingsby lächelte gezwungen.
    »Die Gefängnisse sind voll mit unschuldigen armen Teufeln, Frank. Das wissen Sie so gut wie ich, und ich habe meinen Anteil daran, indem ich es nicht immer verhindern kann. So ist das nun mal in dem Job. Aber mit Martin … das war das erste Mal, bei dem ich gescheitert bin. Und Sie kennen meinen Hintergrund, Sie wissen, woher ich komme. In den ersten Jahren habe ich die ganzen Verschwörungstheorien noch ernst genommen. Ich dachte, sein Fall würde ›politisch‹ etwas aufdecken.«
    »Sie meinen, dass Claire Oldham vom Geheimdienst ermordet worden war?«
    »Genau. Ich dachte, ich könnte dem MI5 etwas nachweisen. Mein Gott, Frank! Was ich für Vorstellungen hatte …« Er trank endlich einen Schluck und fuhr dann fort: »Ich denke, der Fall hat sich über die Jahre in mich hineingefressen. Ich fühlte mich verpflichtet. Ja, das ist das beste Wort dafür.«
    »Wenn Sie sagen, Sie sind in Kontakt geblieben, was genau meinen Sie damit? Gesellschaftlich?«
    »Ich bin nicht sicher, ob das im Zusammenhang mit Martin der richtige Ausdruck ist. Aber ja, doch, er hat mich hin und wieder zu sich eingeladen. Maureen Bright ist eine ziemlich gute Köchin. Wie hat sie es übrigens aufgenommen?«
    »Schlecht, um es kurz zu machen. Das war dann ja eine illustre Runde: Crowbys führender Strafverteidiger mit einem ehemaligen Lebenslänglichen und einem ehemaligen Callgirl-«Slingsby hatte sich gefangen. Sein Gesicht verriet nicht mehr, was er empfand, und wenn, dann nur das, was er zeigen wollte.
    »Ich bin sicher, so würden es Ihre weniger intelligenten Kollegen sehen, I ừ ank. Von Ihnen hätte ich eigentlich anderes erwartet. Martin Groves Leben war in mancher Hinsicht ein einziger Albtraum, eine Aneinanderreihung von Schrecklichkeiten, doch er hatte daraus gelernt und ernsthafte Einsichten gewonnen. Ich konnte ihn nur in gelegentlichen kleinen Dosen ertragen, aber er war ein interessanter Mann, nachdenklich . ẵ . Es war bereichernd, mit ihm zusammen zu sein.«
    Jacobson kam auf Groves Arbeitszimmer zu sprechen und den Verdacht, dass der Mörder – oder die Mörder – den Computer mitgenommen hatte.
    »Es sieht so aus, als hätte das, womit er beschäftigt war, immer noch mit seinem Fall zu tun gehabt.«
    »Das weiß ich sicher, Frank. Er hat an seiner Autobiografie geschrieben, seit etwa drei Jahren. Als er anfing, habe ich ihn von meinen Angestellten mit Kopien der kompletten Unterlagen des Falles versorgen lassen. Jede einzelne Seite hat er bekommen.«
    Jacobson trank Slingsbys erwartungsgemäß ausgezeichneten Kaffee und versuchte sich sein Gegenüber im Haus von Grove vorzustellen, was ihm jedoch nicht recht gelingen wollte.
    »Wozu das? Ich verstehe schon, dass er Ihre Unterlagen gebraucht hat, um die Geschichte des Prozesses und der Berufungsverhandlungen erzählen zu können. Worauf ich hinaus will, ist die Frage, ob er dabei noch anderes im Sinn hatte. Ob er zum Beispiel Claire Oldhams wahren Mörder finden wollte. Ich meine, wenn Grove sie nicht umgebracht hat, wer zum Teufel war es dann? Schließlich hat er bei seiner Entlassung lauthals
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