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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin
Autoren: Elke Pupke
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ist einer in einen Friseursalon gestürmt, hat seine Ex, mehrere Kunden und dann sich selbst erschossen, nur weil er einen Sorgerechtsstreit verloren hat. Das musst du dir mal überlegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Frau so etwas macht.«
    Â»Eben«, ereifert sich Berta, »eine Frau hätte sich viel subtiler gerächt. Und auch keine Unschuldigen da mit reingezogen. Die hätte sich erst mal einen Racheplan gemacht.«
    Â»Das ist vielleicht richtig«, stimmt Anne zu. »Wenn ich daran denke, was ich für schöne Rachepläne geschmiedet habe, als ich herausgefunden habe, dass mein Ex fremdgeht.«
    Â»Und?«, fragt Sophie, »hast du deine Rachepläne ausgeführt? Nein. Dazu bist du nicht hinterlistig und gemein genug. So wie ich dich kenne, hast du ihn direkt zur Rede gestellt.«
    Â»Gestellt habe ich«, präzisiert ihre Freundin, »die Koffer vor die Tür.«
    Â»Na also. Genau das passt auch zu dir. Und das lieben wir an dir. Stimmt’s, Tante Berta?«
    Â»Aber der ›Graf von Monte Christo‹ war ein Mann«, wendet Arno ein. »Der Verfasser, der sich seinen ganzen Rachefeldzug ausgedacht hat, ebenfalls. Und der war ja nun wirklich subtil.«
    Â»Wahrscheinlich war Dumas im Herzen eine Frau«, vermutet Sophie, »oder im Kopf. Sonst wäre der Graf von Monte Christo losgezogen und hätte alle seine Feinde einfach abgeknallt.«
    Paul Plötz hat Zander gebracht und da sowohl Berta als auch Anne, Sophie und Arno viel zu aufgeregt sind, um nach Hause zu gehen, haben sie gemeinsam Mittag vorbereitet. Nun tauschen sie bei weiß gekochtem Fisch und Gurkensalat am Stammtisch ihre Vermutungen aus. Aber es fällt einfach niemandem etwas Neues ein. Sie sind an einem toten Punkt angekommen.
    Â»Wir müssen warten, was die Polizei herausfindet«, stellt Berta schließlich fest. »Alleine kommen wir nicht weiter.«
    Arno schüttelt den Kopf. »Wir können doch zumindest versuchen herauszufinden, ob ein junger Mann, Anfang zwanzig, mit dem Namen ›Karstens‹ im Ort ist. Es ist zwar nur eine kleine Chance, aber einen Versuch wert. So viel Fremde sind ja nicht da. Er könnte in einem Hotel arbeiten.«
    Â»Und wenn er an der Rezeption einen anderen Namen angegeben hat?«
    Â»Warum sollte er?«
    Â»Da hast du auch Recht. Also, hören wir uns mal um. Vielleicht ist er sogar bei Brinkmann beschäftigt, das wäre doch naheliegend.«
    Sophie steht auf und beginnt, den Tisch abzuräumen. Anne zieht sich ihre Jacke an. »Ich gehe erst mal nach Hause. Ich muss noch ein paar E-Mails beantworten, da sind schon einige Aufträge für Reiseleitungen. Ich komme nachher noch mal vorbei.«
    Berta unterhält sich mit Arno. »Ziemlich leer, unser Stammtisch in letzter Zeit«, stellt sie fest. »Manfred Jahn ist tot, sie im Krankenhaus, Jenny Sonnenberg ist weg und Frank kommt auch nicht mehr.« Sie wirft ihrem Gegenüber einen listigen Blick zu, aber der verzieht keine Miene.
    Â»Plötz will nachher noch kommen und Steffi wohl auch«, vermutet er.
    Â»Wann will die eigentlich fahren?«, fragt Sophie von der Theke her. »Wollte sie nicht Weihnachten zu Hause sein?«
    Â»Ja, ich glaube, Ende nächster Woche fährt sie. Brauchst du die Ferienwohnung?«
    Â»Nein, von mir aus kann sie noch bleiben bis zum Mai. Mich stört sie nicht.«
    Â»Nee, nee, die hat Heimweh nach ihrer Familie. Ist auch ein bisschen komisch in letzter Zeit. Sie redet gar nicht mehr so viel.«
    Â»Das macht der Umgang mit dir und Plötz«, stichelt Sophie. »Was soll sie euch denn dauernd erzählen?«
    Â»Was macht Inka eigentlich? Die war auch schon lange nicht mehr hier.«
    Â»Stimmt.« Sophie sieht ihre Tante nachdenklich an. »Ob sie krank ist? Ich habe sie die ganze vorige Woche nicht gesehen und in der letzten Zeit hat sie nicht viel gesagt, aber sie war noch zappliger und nervöser als sonst. Anne hat ja ihre Telefonnummer, ich werde ihr nachher sagen, sie soll sie mal anrufen.«
    Aber als Anne am Abend wieder da ist, sprechen sie über das furchtbare Schicksal der Familie Karstens und niemand denkt an Inka.
    Sonntag, 16. Dezember
    Berta hat wieder schlecht geschlafen. Stundenlang hat sie in ihrem Gedächtnis gekramt, aber sie kann sich an den Tag, an dem das Kind ertrank, nicht erinnern. Damals hat sich im Ort und auch in ihrem eigenen Leben so viel verändert,
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