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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin
Autoren: Elke Pupke
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dass sich ihr dieses Ereignis nicht eingeprägt hat. Und offenbar ging es vielen Bansinern ähnlich.
    Am Morgen ist sie zu einem Entschluss gekommen. Sie sieht auf die Uhr, entscheidet, dass ein anständiger Mensch um acht Uhr ausgeschlafen haben muss, und ruft Fred Müller an. Gut, dass er ihr seine Privatnummer gegeben hat. Und hat er nicht auch gesagt, sie solle jederzeit anrufen, wenn ihr etwas einfällt? Dass seine Stimme ziemlich verschlafen klingt, ignoriert Berta. Ohne lange Vorrede teilt sie ihm ihre neuen Erkenntnisse mit und den Verdacht, dass ein Angehöriger des ertrunkenen Kindes dessen Tod rächt.
    Der Polizist hört die Ausführungen geduldig an.
    Â»Tante Berta, wir sind da bereits dran«, erklärt er dann. »Wir sind durch Töpfer darauf gekommen, es gab einen aufschlussreichen Aktenvermerk. Natürlich haben wir auch den Zusammenhang zu Sören Mager und Markus Moll hergestellt. Allerdings haben wir keine Verbindung zu Manfred oder Christine Jahn gefunden. Auf die Idee, dass die Vorfälle im Hotel Seeresidenz etwas mit den Toten zu tun haben könnten, sind wir noch nicht gekommen. Vielen Dank für den Hinweis! Und was ist das für eine Geschichte mit Arno Potenberg? Warum wissen wir nichts davon?«
    Berta überhört den Vorwurf. Sie ist erleichtert. »Also meint ihr auch, es hat mit diesem Unglück zu tun. Dann braucht ihr doch nur herausfinden, wo sich die Familie aufhält. Vor allem der Vater, aber auch die Mutter und der ältere Bruder.«
    Â»Ja, natürlich.« Fred Müller ist jetzt hellwach, doch seine Stimme klingt resigniert. »Wir haben das überprüft, aber das ist eine sehr traurige Geschichte. Die Mutter hat ein Jahr nach dem Tod des Kindes Selbstmord begangen. Der Vater wurde schwerer Alkoholiker, er ist im August gestorben. Vom Sohn wissen wir nur, dass er drogenabhängig war oder ist. Zum letzten Mal ist er vor drei Jahren auffällig geworden, da wurde er in Köln als Obdachloser registriert. Die Polizei in Köln fahndet bereits nach ihm. Mehr können wir im Moment nicht tun.«
    Er überlegt kurz, dann klingt seine Stimme aufgeregt. »Wir wussten nicht, dass ein Mädchen aus dem Ort auf die Kinder aufpassen sollte. Wir müssen ganz schnell herausfinden, wer das war. Bitte, Berta, hör dich um. Wenn du irgendetwas erfährst, ruf mich sofort an, ja?«
    Berta verspricht es und zieht bereits ihre Jacke an, während sie überlegt, wen sie nach diesem Tag vor zehn Jahren noch fragen könnte.
    Wie wohl und sicher sie sich in ihrer Hütte fühlen. Dabei war es so einfach, dort einzudringen. Plötz hätte sich nur bücken müssen, um in das Schloss hineinzusehen, dann hätte er das Stück Holz entdeckt. Aber ich habe ihn ganz richtig eingeschätzt. Dumm und faul. Der Schlüssel lässt sich nicht drehen, also wird eben nicht abgeschlossen. Ist ja nichts Wertvolles drin und außerdem gibt es in Bansin keine Diebe. Alles gute Menschen!
    Und nun ist mir auch noch die Säuferin durch die Finger geschlüpft. Verdammt! Ich hätte sie alle vergiften sollen. Das hätte ein Zeichen gesetzt. Dramatisch genug, um sie aufzurütteln. Es würde das Vergangene vor dem Vergessen bewahren. Sie würden sich erinnern! Sie werden bereuen!
    Ich muss das genau planen. Es wird der Höhepunkt sein. Ein Feuer! Ein Feuer ist gut. Hell soll es sein und laut. Dramatisch. Es ist eigentlich ganz einfach. K.-o.-Tropfen in alle Getränke und dann, wenn sie alle schön schlafen, brennt die Hütte. Niemand kann sie retten. Ich muss darüber nachdenken. Aber nicht jetzt.
    Dienstag, 18. Dezember
    Am Morgen hat es endlich aufgehört zu regnen, aber dennoch ist es ein grauer, trüber Tag, der auf das Gemüt drückt.
    Â»Es wird gar nicht richtig hell«, stellt Steffi fest. Sie hat sich Sophies Auto ausgeliehen und fährt über die Insel in Richtung Zinnowitz. Neben ihr sitzt Inka, die bedrückt und sogar etwas ängstlich wirkt. Am frühen Nachmittag hat die Kölnerin vor ihrer Tür gestanden und sie zu einem Ausflug eingeladen.
    Â»Ich will in die Bernsteintherme«, hat sie erklärt, »und niemand hat Lust, mitzukommen. Die sind alle beschäftigt, aber du hast doch Zeit. Und außerdem musst du auch mal raus, du kannst doch nicht nur in der Wohnung hocken, da wirst du ja jeck.«
    Inkas Mutter hat der freundlichen Frau zugestimmt. »Fahr doch mit,
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