Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
gegen halb sechs Uhr nachmittags - das war gestern - fiel ihm ein seltsames Paar auf, das aus dem Subway-Ausgang am Museum of Natural History kam.«
    Wir holperten über Eis und Schlaglöcher, daß ich die Knochen in meinen Beinen spürte.
    »Der Mann hat sich sofort eine Zigarette angezündet, während die Frau eine Pfeife in der Hand hielt.«
    »Das ist interessant«, sagte ich.
    »In der Subway ist das Rauchen verboten, und auch deswegen erinnert sich der Beamte an sie.«
    »Bekamen sie eine Strafe?«
    »Der Mann. Die Frau nicht, weil sie ihre Pfeife nicht angezündet hatte. Der Mann zeigte dem Beamten seinen Führerschein, von dem wir jetzt glauben, daß er gefälscht war.«
    »Sie sagten, das Paar sah seltsam aus. Inwiefern?«
    »Sie trug einen Herrenmantel und eine Atlanta-Braves-Baseballkappe. Und ihr Kopf war geschoren. Der Beamte war sich nicht einmal sicher, ob es wirklich eine Frau war. Zuerst nahm er an, daß es sich um ein homosexuelles Paar handelte.«
    »Beschreiben Sie den Mann, der bei ihr war«, bat ich sie.
    »Mittelgroß, schlank, merkwürdig kantige Gesichtszüge und unheimliche blaue Augen. Sein Haar war karottenrot.«
    »Als ich Gault zum erstenmal sah, war sein Haar platinblond. Und als ich ihn letzten Oktober sah, war es kohlrabenschwarz. «
    »Gestern war es definitiv karottenrot.«
    »Und heute hat es wahrscheinlich schon wieder eine andere Farbe. Und er hat tatsächlich unheimliche Augen. So intensiv.«
    »Er ist sehr schlau.«
    »Es gibt keine Beschreibung für das, was er ist.«
    »Böse, fällt einem in diesem Zusammenhang ein, Dr. Scarpetta«, sagte sie.
    »Bitte, nennen Sie mich Kay.«
    »Wenn Sie mich Frances nennen.«
    »Es scheint also, daß sie gestern nachmittag im Museum of Natural History waren«, sagte ich. »Was für eine Sonderausstellung läuft dort zur Zeit?«
    »Haifische.«
    Ich blickte zu ihr hinüber, aber ihre Miene blieb ernst, während der junge Beamte beherzt durch den New Yorker Verkehr steuerte.
    »Im Moment läuft dort eine Sonderausstellung über Haifische. Vermutlich wird jede Spezies von Anbeginn der Zeit gezeigt«, sagte sie.
    Ich schwieg.
    »Soweit wir es rekonstruieren können, geschah folgendes mit der Frau«, fuhr Commander Penn fort, »Gault - nennen wir ihn ruhig so, denn wir sind sicher, daß wir es mit ihm zu tun haben -ging mit ihr in den Central Park, nachdem sie die Subway-Station verlassen hatten. Er führte sie in einen Teil des Parks, der Cherry Hill heißt, erschoß sie und lehnte ihre nackte Leiche an die Brunnenwand.«
    »Warum ist sie mit ihm nach Einbruch der Dunkelheit in den Park gegangen? Noch dazu bei diesem Wetter?«
    »Wir glauben, daß er sie irgendwie dazu gebracht hat, ihn zu The Ramble zu begleiten.«
    »Wo sich Homosexuelle treffen? «
    »Ja. Dort ist ein Homosexuellen-Treff. Die felsige Gegend ist überwuchert, gewundene Pfade scheinen nirgendwo hinzuführen. Auch die für den Central Park zuständigen Polizisten gehen nicht gern dorthin. Egal, wie oft man dort war, man verirrt sich immer wieder. Die Verbrechensrate ist hoch. 25 Prozent der im Park verübten Straftaten geschehen dort. Hauptsächlich Raubüberfälle.«
    »Wenn er sie nach Einbruch der Dunkelheit zu The Ramble geführt hat, muß sich Gault im Central Park auskennen.«
    »Ja.«
    Das legte die Annahme nahe, daß sich Gault schon eine ganze Weile in New York aufhielt, und dieser Gedanke frustrierte mich schrecklich. Er hatte sich vor unserer Nase herumgetrieben, und wir hatten es nicht gewußt.
    »Der Schauplatz bleibt über Nacht abgesperrt«, sagte Commander Penn. »Ich vermute, daß Sie ihn sich ansehen wollen, bevor wir Sie ins Hotel bringen.«
    »Auf jeden Fall«, sagte ich. »Gibt es Beweise?«
    »Wir haben im Brunnen eine Patronenhülse gefunden, die Schmauchspuren aufweist, wie sie typisch für eine Glock Neunmillimeter sind. Und wir haben Haare gefunden.«
    »Wo waren die Haare?«
    »In der Nähe der Leiche, in den Schneckenverzierungen eines gußeisernen Gebildes im Brunnen. Vielleicht hat er sich eine Haarsträhne ausgerissen, als er die Leiche aufsetzte.«
    »Welche Farbe?«
    »Hellrot.«
    »Gault ist zu gewissenhaft, um eine Patronenhülse oder Haare zurückzulassen«, sagte ich.
    »Er konnte nicht sehen, wo die Hülse lag«, sagte Commander Penn. »Es war dunkel. Die Hülse war sehr heiß, als sie in den Schnee fiel. Verstehen Sie jetzt, was damit passiert ist?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich verstehe.«

3
    Innerhalb von Minuten trafen Marino, Wesley und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher