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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands
Autoren: Barbara Cleverly
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vor Zorn und Trauer. Ich musste ihn davon abhalten, mit der Waffe loszustürmen. Nein, es gibt bessere Möglichkeiten, sagte ich ihm. Es sind noch mehr Menschen beteiligt als nur wir: die anderen Opfer, das Land selbst. Unsere Diskretion war erforderlich. Wir beschlossen, bis ganz nach oben zu gehen. Und ich glaube, man hat Vater zugehört. Aber wir warteten und warteten, und es schien nichts zu geschehen. Vermutlich überprüfte man sie. Dann wurde offensichtlich, dass man sich für den einfachen Ausweg entschieden hatte. Die Kreatur sollte mit einem leichten Klaps auf die Finger und einem vorzeitigen, diskreten Rückzug aus dem öffentlichen Leben davonkommen.
    Ich hatte nicht die Absicht, sie zu töten. Ganz bestimmt nicht. Ich hatte keine Waffe dabei, kein Messer und auch keine Dosis Zyankali. Ich wollte sie mit ihren Verbrechen konfrontieren. Ich hatte gesehen, wie sie mit Joanna geflirtet hatte, und ich dachte: ›O Gott, sie gibt nicht auf! Sie macht weiter!‹ Ich unterhielt mich unter vier Augen auf der Toilette mit Joanna und riet ihr, es hier und jetzt zu beenden. In dieser Phase langweilte sie sich bereits ungeheuer und nahm meinen Rat sehr gern an.«
    »Dann sind Sie also doch im Aufzug gefahren - allerdings in Ihrem schwarzen Kleid, womit Sie nicht der Beschreibung entsprachen, die dem Liftboy gegeben wurde - falls Armitage sich tatsächlich die Mühe gemacht haben sollte, ihn zu befragen … Ich habe schon vor langer Zeit aufgehört, die Beweise, die mir der Sergeant vorlegte, zu berücksichtigen. Vermutlich war Dame Beatrice sehr überrascht, Sie anstatt ihrer auserkorenen Beute zu sehen, als Sie ein oder zwei Minuten, nachdem sie selbst auf das Zimmer gekommen war, durch die Tür marschierten.«
    »Offen gesagt war sie wütend, dass ich mich einmischte! Ich sagte ihr, wer ich war, was sie noch wütender machte. Ich teilte ihr mit, dass meine Schwester alles gebeichtet hatte, bevor sie sich tötete. Ich sagte ihr, dass sie unter Beobachtung stünde und ihre Tage gezählt wären. Jeder Marineangehörige, dem sie begegnete, würde sie insgeheim beobachten und sie verachten, weil sie eine Verräterin war. Ich zog ordentlich vom Leder! Wie ein Racheengel, könnte man sagen. Ich wollte sehen, wie sie sich wand und krümmte. Sie wurde richtig wütend. Sie ist … war … eine furchteinflößende Frau, wenn sie wütend wurde. Sie haben auf ihrem toten Gesicht nur ein schwaches Echo dessen gesehen, wozu sie fähig war. Nun, ich trug etwas zu dick auf. Sie griff sich den Schürhaken und schlug nach mir. Ich wich aus, und sie versuchte es erneut. Ich lief durch das Zimmer, fürchtete um mein Leben. Sie drängte mich beim Kamin in die Ecke. Mittlerweile war ich so verzweifelt, dass ich ihr den Schürhaken entriss … ich bin stärker, als ich aussehe, Sir, und ich bin es gewöhnt, mit verkommenen Subjekten fertig zu werden.«
    Joe nickte. »Ich habe Sie in Aktion gesehen, Westhorpe. Und dann?« Er drängte sie zum schwierigsten Teil des Geständnisses.
    »Ich schlug ihr auf den Kopf. Ich dachte, ich hätte sie nur betäubt. Aber ein Schlag war nicht genug! Sie wollte einfach nicht sterben! Ich musste weiter auf sie einschlagen. Das Blut spritzte überall hin. Ich hatte nicht gehört, wie Armitage hereinkletterte, bis er mit seiner Polizistenstimme brüllte: ›Legen Sie die Waffe aus der Hand, Miss!‹ Tja, ich stand eine Weile so da und sammelte mich. Ich war blutgetränkt, und sie stöhnte und starb auf dem Boden. Aber meine Sinne waren unglaublich scharf, Sir«, fügte sie verwundert hinzu. »In einem solchem Moment sagen Leute in Büchern - und auf der Anklagebank! -, ›Ich war verwirrt, wahnsinnig, ich wusste nicht, was ich tat, ich war völlig von Sinnen.‹ Aber so ist es gar nicht. Ich war sehr bei Sinnen. Ich sah alles mit perfekter Klarheit. Ich sah Armitage an. Er hatte ein nettes Gesicht. Wirkte schrecklich besorgt.« Sie lächelte. »Aber ich fragte mich, was er zu dieser Nachtzeit auf dem Dach machte, warum er durch ein Fenster einstieg, und dann konnte ich es mir plötzlich denken.
    Er zog seinen Handschuh aus und tastete mit einem Finger an ihrem Hals nach dem Puls. ›Die ist hinüber‹, sagte er. Ich reichte ihm feierlich meine Waffe, den Schürhaken, mit dem klebrigen Ende voraus, und er griff automatisch danach, und als ihm klar wurde, was er getan hatte, ließ er ihn fallen, als sei er glühend heiß. Ich packte ihn und warf ihn aus dem Fenster. Wir hörten, wie er zwei Stockwerke weiter
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