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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
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sein darf, eine Kapitulation als geeignetes Mittel vorzuschlagen, um Eure inneren Organe eisenfrei zu halten?«
    Die Mutterkralle wurde ihrem Namen bis jetzt gerecht, denn sie widerstand allen Versuchen, sie aus dem Rumpf zu lösen. Sämtliche Bemühungen, sie mit Schwertern auszuhebeln, hatten mit dem Bruch der Klingen geendet. Die Seeleute, die sie noch hätten lösen können, als die Klippenaffen angriffen, waren die Ersten gewesen, die getötet oder schwer verletzt worden waren. Alle Versuche, die Kralle aus dem Holz zu entfernen, hatten sich als fruchtlos entpuppt.
    Was Argaol offensichtlich nicht daran hindert, es weiter zu versuchen, dachte Lenk.
    »Das könnt Ihr gern tun!«, brüllte Argaol seinem Widersacher zu, »aber nur, wenn ich Euch ermuntern darf, Euch Euren besagten Vorschlag geradewegs in den …«
    Sein zweifellos vulgäres Ansinnen ging in dem Ächzen des Holzes der Gischtbraut unter, als Argaol das Ruder scharf einschlug und sein Schiff wie eine Sichel durch das Wasser schnitt. Die Mutterkette sang in metallischer Panik, spannte sich an und zerrte die Kettenhexe neben ihre Beute. Ein kollektiver Schrei der Überraschung antwortete diesem Manöver, als die Mannschaft auf das Deck stürzte. Lenks Schrei verwandelte sich in ein ersticktes Knurren, als Katarias eher bescheidenes Gewicht auf ihm landete.
    Es verschlug ihm den Atem und raubte ihm die Sinne. Als diese wiederkehrten, nahm er verschiedene Dinge gleichzeitig wahr: das vom Blut klebrige Deck unter ihm, die Schreie der wütenden Möwen über ihm und das Stöhnen der Seeleute, die sich wieder aufrappelten.
    Und sie.
    Ihr Geruch drang ihm langsam in die Nase, ein neuer Duft, der den Gestank nach Verwesung überlagerte. Er schmeckte ihren Schweiß auf der Zunge, roch das Blut, das aus den wenigen Kratzern auf ihrem Oberkörper sickerte, und fühlte ihre warme, feuchte Haut auf seiner. Das alles drang wie ein berauschendes Gift durch sein schmutziges Wams in seine Haut.
    Als er die Augen öffnete, begegnete er ihrem eindringlichen Blick. In den grünen Tiefen spiegelte sich sein schlaffer Kiefer. Er konnte nicht wegsehen.
    »Das ist kaum des Lobes wert, Kapitän!«, rief der Steuermann der Kettenhexe und zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Darf man vielleicht erwähnen, dass auch der zarteste Kuss von Lady Vernunft Eure Notlage lindern könnte?«
    »Sag mal …« Kataria verzog verwirrt das Gesicht. »Reden die alle so?«
    »Klippenaffen sind Wahnsinnige«, antwortete er murmelnd.
»Ihre Mütter saufen Tinte, während die Kinder in ihrem Bauch heranwachsen, deshalb kommen sie alle tätowiert und vollkommen verrückt zur Welt.«
    »Ach was! Wirklich?«
    »Khetashe! Ich weiß es nicht!«, knurrte er, stieß Kataria von sich und stand auf. »Aber wenn sie sich in wenigen Augenblicken entscheiden, uns erneut zu entern, werden sie uns überrennen, uns die Gedärme herausschneiden und sie uns in die Nase oder andere Körperöffnungen schieben!« Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß. »Das heißt, sie werden mich umbringen. Dich würden sie wohl eher, wie sie schon sagten …«
    »Schon klar!«, fauchte sie. »Ich habe sie gehört. Aber dazu kommt es nur, falls sie entern.«
    »Und wieso glaubst du, sie würden darauf verzichten?« Er deutete vage in Richtung der Mutterkette. »Solange dieses Ding in unserem Schiff steckt, können sie uns einen Besuch abstatten, wann immer es ihnen beliebt!«
    »Dann machen wir es los!«
    »Wie denn? Dieses Ding kann man nicht losmachen!«
    »Gariath könnte es.«
    »Gariath könnte so einiges!«, fuhr Lenk sie an und warf einen finsteren Blick zu der Treppe, die zum Unterdeck des Schiffes führte. »Er könnte zum Beispiel herauskommen und uns helfen, statt darauf zu warten, dass wir alle verrecken; aber da er es nicht getan hat, kann er von mir aus genauso gut an seiner eigenen Kotze ersticken!«
    »Ich hoffe, du bist nicht beleidigt, dass ich nicht vorhabe, herumzuhocken und mit dir auf den Tod zu warten.«
    »Sehr gut! Zu warten brauchst du auch nicht! Lauf einfach nach vorn, dann hast du es schneller hinter dir!«
    »Typisch Mensch!«, spottete sie und zeigte einen langen Eckzahn. »Du gibst auf, bevor die Leichen an den Bäumen baumeln und sie düngen.«
    »Was soll das denn heißen?«, brüllte er sie an. Aber noch bevor sie etwas erwidern konnte, hob er seufzend die Hand.
»Einen Moment. Tun wir … tun wir einfach so, als würde unser Tod nicht unmittelbar bevorstehen, und denken wir einen
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