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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
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Rücken, die Augen zu den Göttern gerichtet, die keine Antworten auf die Fragen wussten, die auf ihren Lippen erstorben waren.
    Irritierend.
    Der Gedanke mochte eine Untertreibung sein, vielleicht sogar eine Beleidigung, aber er hatte schon viele Tote in seinem Leben gesehen, von denen etliche nicht annähernd so friedlich abgetreten waren. Er hatte schon häufig seine zitternden Hände vor die Augen gehoben, Blut von seinem Schwert gewischt, so wie jetzt auch. Und er war sicher, dass der Atemzug, den er jetzt tat, nicht der letzte war, der mit dem Ruch des Todes erfüllt war.
    »Außerordentliche Glückwünsche sollten Euch für eine solch blutige Tat entboten werden, werter Herr!«
    Lenk wirbelte beim Klang der Stimme mit erhobenem Schwert herum. Der Pirat, der auf der Reling der Gischtbraut stand, schien jedoch alles andere als beeindruckt zu sein, dem breiten, bananengelbe Zähne entblößenden Grinsen auf seinem Gesicht nach zu urteilen. Er streckte einen langen tätowierten Arm aus und verbeugte sich formvollendet.
    »Es ist das einzige Vergnügen der Mannschaft der Kettenhexe , mich selbst eingeschlossen, sich auf eine angemessene
Erwiderung für«, der Pirat pausierte und deutete auf den menschlichen Abfall, »unsere weniger glücklichen Besatzungsmitglieder zu freuen, eine Erwiderung, die aus angemessener Wut und einem sie entsprechend untermalenden Gemetzel besteht.«
    »Was?« Lenk blinzelte. »Wie bitte?«
    Hätte er Zeit und Geistesgegenwart besessen, die geschraubte Ausdrucksweise des Tätowierten zu verarbeiten, hätte er, so versicherte er sich, zweifellos mit einer passenderen Erwiderung reagiert.
    »Vergesst meine Worte nicht, werter Herr. Ich werde bald zurückkehren, um sie Euch in Eure Haut zu ritzen.«
    Der Pirat ließ sich wie ein außergewöhnlich eloquenter Affe auf alle viere fallen und hangelte sich geschickt an einer Kette entlang, die über dem Spalt aufgewühlten Meeres zwischen den beiden Schiffen schaukelte. Lenk stellte fest, dass er nur einer von vielen tätowierten Überlebenden war, die über die Reling und die Ketten zu ihrem eigenen Schiff zurückflohen.
    »Klippenaffen«, murmelte der junge Mann und spie beim Anblick der tätowierten Massen auf das Deck.
    Ihr Koloss von einem Schiff teilte offenbar ihre Vorliebe für diese Art von Schmuck. Sein Name war in fetten blutroten Buchstaben auf den schwarzen Rumpf gepinselt, scharf wie mit dem Messer gezogen: Kettenhexe . Und in ebenso drohender Manier waren unter dem Namen primitive Zeichnungen von Schiffen verschiedener Größen aufgemalt, jedes von einem triumphierenden roten Kreuz durchzogen.
    Bis auf eines, das mit seinen Masten eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Gischtbraut aufwies.
    »Gierige kleine Bastarde«, knurrte er und kniff die Augen zusammen. »Sie haben schon ein Plätzchen für uns ausgesucht.«
    Er blinzelte. Diese Erkenntnis wog schwer und überkam ihn ganz plötzlich. Er hatte angenommen, die Piraten wären einfache Freibeuter, und die Gischtbraut wäre nur ein unglückseliges
Opfer. Diese spezielle Zeichnung jedoch, die offenbar bereits etliche Tage zuvor auf den Rumpf gepinselt worden war, ließ auf etwas anderes schließen.
    »Khetashe«, fluchte Lenk. »Sie haben uns aufgelauert.«
    »Tatsächlich?« Die Stimme hinter ihm klang, als versuchte sie feminin zu sein, schien aber von dieser Vorstellung selbst nicht wirklich überzeugt.
    Lenk drehte sich um und bereute es augenblicklich. Schlanke Hände in fingerlosen Lederhandschuhen zogen gerade einen Pfeil aus der Brust eines Mannes. Lenk hätte mittlerweile an das Geräusch, mit dem eine Pfeilspitze aus Fleisch gezogen wurde, gewöhnt sein sollen, zuckte aber dennoch unwillkürlich zusammen.
    Irgendwie wollte es einem nicht gelingen, sich an Kataria zu gewöhnen.
    »Denn wenn das wirklich ein Hinterhalt war«, sagte die hellhäutige Kreatur, während sie den Pfeil prüfend betrachtete, »war das ein ziemlich armseliger Versuch.« Sie bemerkte seinen unbehaglichen Blick und schenkte ihm ein Grinsen, während sie sich mit der blutigen Pfeilspitze ans Kinn tippte. »Andererseits haben sich Menschen noch nie sonderlich geschickt bei solchen Dingen angestellt.«
    Die Ohren waren immer das Erste, was ihm an Kataria auffiel: diese langen, spitzen Schläuche aus blassem Fleisch, die unter den schmutzig blonden Locken hervorlugten und von drei tiefen Kerben gefurcht waren. Sie zuckten und zitterten, als führten sie ein Eigenleben. Diese Ohren und die langen Federn,
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