Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
die sie in ihr Haar geflochten hatte, verwiesen unübersehbar auf ihre shictische Herkunft.
    Der riesige mit Pelz bezogene Bogen, den sie auf dem Rücken trug, und die knappen Lederfetzen, die ihren festen, kleinen Busen bedeckten und ihre muskulöse Leibesmitte freiließen, waren ebenfalls ein Hinweis auf ihre wilden Sitten.
    »Du warst ebenso überrascht wie alle anderen, als sie an Bord aufgetaucht sind«, erwiderte Lenk. Ein ungutes Gefühl
durchströmte ihn, und er sah sich auf Deck um. »Ebenso wie Denaos, wo wir gerade davon sprechen. Wohin ist er verschwunden ?«
    »Tja …« Sie tippte erneut mit der Pfeilspitze gegen ihr Kinn, während sie das Deck musterte. »Wenn du eine Urinspur findest und ihr folgst, kauert er vermutlich an ihrem Ende.«
    »Wohingegen man nur dem Gestank folgen muss, um dich aufzuspüren?«, konterte er und riskierte ein schiefes Grinsen.
    »Falsch«, erwiderte sie unbeeindruckt. »Um mich zu finden, brauchst du nur nach dem klaren Sieger zu suchen.« Sie schob eine Haarlocke unter das Lederband um ihre Stirn und blickte auf den Leichnam zu Lenks Füßen. »Was ist das? Dein erster heute?«
    »Der zweite.«
    »Sieh an, sieh an.« Ihr Lächeln war ebenso unerfreulich wie die rot gefärbten Pfeile in ihrer Hand. Ihre Eckzähne waren so spitz und lang wie die von Blut glänzenden Pfeilspitzen. »Dann habe ich gewonnen.«
    »Das hier ist kein Spiel.«
    »Das sagst du nur, weil du verlierst.« Sie schob die blutigen Pfeile wieder in den Köcher zurück. »Welche Rolle spielt das schon? Sie sind tot und wir nicht. Ich finde diese Situation ausgesprochen positiv.«
    »Der letzte hat sich an mich angeschlichen.« Er versetzte der Leiche einen Fußtritt. »Er hätte mir fast den Bauch aufgeschlitzt. Und dabei habe ich dir ausdrücklich gesagt, du sollst mir den Rücken freihalten.«
    »Was? Wann denn?«
    »In dem Moment, als wir an Deck kamen.« Er zählte es an den Fingern ab. »Dann, als alle anfingen zu schreien: ›Piraten, Piraten!‹. Und dann noch einmal, als ich merkte, dass jemand mir möglicherweise ein Stück Stahl in die Nieren rammen könnte. Kommt dir irgendetwas davon bekannt vor?«
    »Vage.« Sie kratzte sich den Hintern. »Ich meine, ich erinnere
mich nicht an die genauen Worte, aber an dein Gejammer schon.« Mit einem strahlenden Grinsen kam sie einer scharfen Erwiderung zuvor. »Fech! Du hast mir alles Mögliche gesagt: ›Halt mir den Rücken frei, halt ihm den Rücken frei, jag ihm einen Pfeil in den Rücken.‹ Rücken freihalten, Menschen erschießen. Ich hab’s kapiert.«
    »Ich sagte, erschieß die Klippenaffen !« Als er ihren verständnislosen Blick sah, seufzte er und trat erneut gegen den Leichnam. »Die hier! Die Piraten! Du sollst nicht unsere Menschen erschießen!«
    »Hab ich auch nicht«, antwortete sie feixend. »Noch nicht.«
    »Hast du etwa vor, damit anzufangen?«, erkundigte er sich.
    »Wenn mir die anderen ausgehen, vielleicht.«
    Lenk warf einen Blick über die Reling und seufzte ein drittes Mal.
    Dazu dürfte es wohl nicht so bald kommen.
    Die Mannschaft der Kettenhexe stand an der Reling ihres Schiffes an den klirrenden Kettenbrücken und schien sich vor Eifer kaum zurückhalten zu können. Trotzdem entern sie uns nicht, dachte Lenk und kniff die Augen zusammen. Er zählte mindestens doppelt so viele höhnische, gierige Gesichter von Piraten wie panische Mienen der Besatzung der Gischtbraut. Die Säbel der Piraten glänzten heller als jeder Stock oder Knüppel, mit denen sich ihre Opfer bewaffnet hatten.
    Dennoch blieben sie auf ihrem Schiff und gaben sich damit zufrieden, der Gischtbraut gierige Blicke zuzuwerfen und gelegentlich Bemerkungen herüberzurufen, was ihre Pläne mit Kataria anging, ungeachtet ihres eher geringen Brustumfanges. Die Absicht, ihre schmalen Hüften »mit einem riesigen Hammer zu zerquetschen«, wurde dabei mehr als einmal lautstark geäußert.
    An jedem anderen Tag hätte sich Lenk die Zeit genommen, über die Bedeutung dieser Redewendung nachzusinnen,
in diesem Moment jedoch beschäftigte ihn eine ganz andere Frage. »Worauf warten sie?«
    »Jetzt gerade?«, knurrte Kataria. Ihre angelegten Ohren verrieten, dass sie die Bemerkungen sehr gut gehört und offenbar ihre Bedeutung entschlüsselt hatte. »Vermutlich darauf, dass ich ihnen einen Pfeil in die Gurgel schieße.«
    »Sie könnten uns mit Leichtigkeit überwältigen«, murmelte Lenk. »Warum greifen sie nicht an, solange sie noch im Vorteil sind?«
    Sie warf ihm einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher