Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
entspannend wirken.«
    Das wäre eigentlich ein sehr guter Ratschlag, käme er nicht von einem Mädchen, das zumeist schlimmer stinkt als die Mannschaft.
    Abenteurer zu sein, bedeutet, frei zu sein, eigene Entscheidungen treffen zu können. Womit ich sagen will: Falls jemand dieses Journal gefunden hat und sich nun wundert, warum es nicht länger in meinem Besitz ist, möge er bitte bedenken: Dass ich vom Krähennest in die gierigen Fluten hinabgesprungen bin, ist ebenso wahrscheinlich wie die Möglichkeit, dass ich auf heldenhafte Weise gestorben bin.

In der Spanne eines Atemzugs erloschen sämtliche Farben, erstarben alle Geräusche mit dem Wind.
    Das Grün des Ozeans, das Knattern der Segel, der Salzgeruch der Luft, all das verschwand aus Lenks Wahrnehmung. Die Welt verging in Finsternis und ließ nur den großen Mann mit der ledrigen Haut vor ihm übrig, ihn und das Schwert, das er mit beiden Händen umklammerte.
    Der Mann öffnete den Mund zu einem lautlosen Schrei und griff an. Lenk riss das Schwert hoch, als der Krummsäbel seines Feindes herabsauste.
    Die Klingen trafen sich in einem Funkenregen. Ihr Klirren erweckte Lenks Sinne wieder zum Leben. Er nahm viele Dinge gleichzeitig wahr: die Größe des Hünen, die Flüche, die über die tätowierten Lippen sprudelten, den Gestank von Schweiß und das Blut auf dem Holz unter ihren Füßen.
    Der Mann grinste und stieß irgendwelche Laute zwischen seinen gelben Zähnen hervor; Lenk beobachtete jede Zuckung seines Mundes, konnte jedoch keine Worte hören. Aber ihm blieb keine Zeit, sich zu wundern. Er sah, wie der Mann mit der freien Hand eine kleinere, bedrohlich wirkende Klinge zückte und damit nach Lenks Rippen stieß.
    Ihre stählerne Umarmung brach. Lenk sprang zurück. Mit den Fersen stieß er gegen etwas Fleischiges, Festes und Regloses und kam zum Stehen.
    Sieh nicht hin, befahl er sich. Nicht jetzt.
    Er konzentrierte sich ausschließlich auf den Säbel seines Widersachers, der erneut auf ihn herabsauste. Lenk sprang zur Seite und beobachtete, wie die Klinge sich in die feuchten Bohlen grub und dort stecken blieb. Dann bemerkte er, wie die Augen des Mannes zuckten, als dieser seinen Fehler erkannte, und registrierte den kurzen Moment, als vergebliche Hoffnung aufflackerte.
    Und erstarb.
    Lenk griff an und ließ sein Schwert in einem blitzenden Bogen hinabsausen. Seine Sinne kehrten mit schmerzender Langsamkeit zurück; er hörte den Widerhall des Schreis seines Gegners, fühlte, wie klebriger Lebenssaft über sein Gesicht spritzte, schmeckte den kupfernen Geschmack auf seinen Lippen. Er blinzelte, und als er wieder hinsah, kniete der Mann vor seinem abgetrennten Arm und richtete den Blick von dem blutenden Stumpf auf den jungen Mann vor sich.
    Noch nicht.
    Lenks Schwert blitzte erneut auf, fraß sich tief durch Fleisch und glitt wieder hinaus. Erst als er die Spitze der Waffe ruhig auf die Planken richtete, als sein Widersacher zur Seite fiel und reglos verharrte, gestattete er sich, den Anblick in sich aufzunehmen.
    Die Augäpfel des Piraten zitterten wie Pudding, leuchteten grellweiß gegen seine ledrige dunkle Haut. Sie sahen wie gestohlen aus, als sie einen Ausdruck annahmen, der zu dem Gesicht eines kleineren, furchtsameren Mannes zu gehören schien. Lenk erwiderte den Blick seines Feindes, sah die Reflexion seines eigenen starren Blicks in dem Weiß der Augen des anderen, bis das Licht darin in einem einzigen seufzenden Atemzug erlosch.
    Er strich sich eine Locke seines silberfarbenen Haares aus den Augen, fuhr mit der Hand über sein Gesicht und wischte sich Schweiß und eine andere Substanz von der Stirn. Seine zitternden Finger waren blutverschmiert.
    Lenk holte tief Luft.
    Während dieses Atemzugs endete der Kampf. Das Gebrüll der Piraten, die sich zurückzogen, und die zögerlichen kurzen Schlachtrufe der Seeleute wurden vom Wind davongetragen. Der Stahl, der im Licht der schamlos starrenden Sonne geblitzt hatte, lag jetzt in schlaffen Händen auf den Planken. Der Gestank wurde von der Brise fortgetragen, hinauf zu den Segeln, und lockte die gierigen Möwen, ihm zu folgen.
    Die Toten blieben zurück.
    Sie waren überall, hatten aufgehört, Menschen zu sein. Jetzt waren sie Abfall, bildeten auf dem Deck zahlreiche Hindernisse aus ausgeblutetem Fleisch und zertrümmerten Knochen. Zwischen den Piraten lagen die Seeleute, die sie mit in den Tod genommen hatten. Einige umarmten ihre Feinde mit totenstarren Gliedmaßen. Die meisten lagen auf dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher