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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday
Autoren: Monica McInerney
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werden musste, und sagte weder Juliet, dass sie endlich einmal etwas anderes aus Gehacktem machen, noch Clementine, dass sie sich nicht so anstellen und ihr Gehacktes essen sollte. Er hatte neulich nicht einmal bemerkt, dass Juliet probeweise während der Woche ein Brathuhn gemacht hatte, was eigentlich ihr seltener sonntäglicher Luxus war.
    Wenn es in Denkland nicht gut lief, schwirrte er wie eine Hummel durchs Haus, bot überall Hilfe an, die nicht benötigt wurde, und stand ihnen nur im Weg herum. Wirklich frustriert war er, wenn er die Eisentür zum Schuppen so laut zuschlug, dass sie es alle über ihre Popmusik hinweg hören konnten, er dann in die Küche kam, den Ofen oder Herd ausschaltete und verkündete, dass ihm die Decke auf den Kopf fallen und er sie nun alle fünf zum Essen ausführen würde. Normalerweise landeten sie dann am Strand und aßen Fish und Chips an einem der Picknicktische beim Meer. Für einen Restaurantbesuch reichte das Geld nie.
    »Morgen, alle miteinander.« Clementine kam in die Küche, noch im Schlafanzug, ihr Schulblazer darüber, das lange dunkle Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
    Vier Stimmen antworteten in einem harmonischen Singsang: »Morgen, Clementine.«
    Clementine hatte sich kaum hingesetzt, da stand sie schon wieder auf, schob ihren Stuhl weg und stürmte ins Bad am Ende des Flurs. Eliza und Juliet sahen einander an. Miranda las. Sadie sah aus, als würde ihr selbst schlecht.
    Clementine kam mit weißem Gesicht und einem Waschlappen zurück. »Tut mir leid.«
    Juliet sah sich ihre kleine Schwester genau an. Clementine war immer blass – sie alle fünf waren blass -, aber an jenem Morgen sah sie wirklich kränklich aus. »War dir übel?«
    Clementine nickte.
    Juliet führte sie sanft zu einem Stuhl und legte ihr die Hand auf die Stirn. Sie erinnerte sich noch daran, selbst auf diesem Stuhl gesessen zu haben, ihre Mutter hatte vor ihr gestanden, ihre Hand kühl und lindernd. Juliet hatte sich daraufhin gleich besser gefühlt. »Temperatur hast du jedenfalls nicht, Clemmie. Das muss wohl ein Virus sein.«
    »Arme Clemmie«, sagte Miranda. Als sich Sadie vorbeugte, um nach der Zuckerdose zu greifen, verzog Miranda angeekelt das Gesicht und wedelte mit den Händen vor der Nase herum. »Von Sadies Alkoholausdünstungen muss einem ja schlecht werden. Wann bist du denn nach Hause gekommen, Sadie? Ich habe nicht den Eindruck, dass du dein Studium ernst genug nimmst, junge Frau.«
    »Du bist nur eifersüchtig, weil ich ein Sozialleben habe und du nicht«, sagte Sadie und schaufelte sich drei Löffel Zucker in ihren Tee.
    »Ich habe sogar ein ganz außergewöhnliches Sozialleben. Daneben habe ich aber auch ein ganz außergewöhnliches Arbeitsleben, im Gegensatz zu euch beiden Faulenzern. Gott sei Dank habe ich mich gegen ein Studium entschieden. Seht euch beide doch mal an. Ihr verwandelt euch ja vor unseren Augen in Hippies.«
    »Ich bin kein Hippie«, sagte Sadie.
    »Was wäre daran so falsch?«, fragte Eliza.
    »Gar nichts, es macht keinen Unterschied, ob man Hippie ist oder als alter, stinkender Hund vor dem Kamin rumgammelt. Nur, dass ich nicht so enden will.«
    »Du hältst dich wohl für vollkommen, Miranda«, sagte Sadie. »Dabei bist du das gar nicht. Du bist total oberflächlich. Du hast doch bloß Make-up und Klamotten im Kopf …«
    »Und Parfum«, sagte Miranda. »Vergiss Parfum nicht. Außerdem interessiere ich mich am Rande für Illustrierte, für falsche Komplimente und Männer, die mir Drinks spendieren.«
    Juliet unterbrach. »Willst du ein wenig Toast, Clemmie?«
    »Nein danke, ich schenk mir das Frühstück.«
    »Du machst doch nicht wieder Diät, Clementine?«, fragte Miranda. »Lastet schon der Druck deiner künftigen Berühmtheit auf dir?«
    Clementine rang sich ein Lächeln ab. »So in der Art.«
    »Geht mit den Theaterproben alles glatt?«, fragte Juliet. Clementine war in den Wochen zuvor jeden Abend sehr spät von den Abschlussproben gekommen, die noch zusätzlich zu den Proben am Wochenende stattfanden. Clementine hatte bei einem Theaterstück in ihrer Schule eine Statistenrolle als Pirat, außerdem wurde sie im Programmheft als Assistentin der Bühnenbildnerin genannt. Das hatte Juliet sehr gefreut. Clementines Interessen lagen eigentlich auf wissenschaftlichem und nicht auf künstlerischem Gebiet, und sie war sonst auch kaum für außerschulische Aktivitäten zu begeistern. Vor zwei Wochen hatte Juliet dann den wahren Grund für diese
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