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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday
Autoren: Monica McInerney
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dann den Namen aussuchen?«, fragte Miranda.
    »Ihr könnt Vorschläge machen«, sagte Clementine. »Wenn es ein Mädchen wird, möchte ich, dass es Mums Namen als Zweitnamen bekommt. Wenn es ein Junge wird, Dads Namen. Faraday ist schwierig, dazu passt kaum ein Vorname.«
    »Ich hole ein Buch aus der Bibliothek, und dann können wir …«
    »Entschuldigung.«
    »… ja abstimmen …«
    »Entschuldigung.« Ihr Vater klopfte auf den Tisch. Sie schwiegen und sahen ihn an. »Das ist also jetzt schon beschlossene Sache, oder wie? Clementine erzählt uns seelenruhig, dass sie ein Kind bekommt, dass hier in den nächsten zig Jahren alles auf den Kopf gestellt wird, und ihr nehmt das alles so hin und streitet euch schon darüber, wer den Namen aussuchen und wer die Windeln wechseln darf?«
    Fünfmal Nicken.
    »Als wäre es so simpel? So unkompliziert?«
    Juliet sprach für sie alle. »Genau so simpel ist es auch, Dad.«
    Clementine ging zu ihm. Nicht ganz bis zu ihm, aber fast. »Es tut mir leid, wenn ich dich enttäuscht habe. Aber ich finde nicht, dass es so schrecklich ist. Es ist doch wunderbar, meinst du denn nicht?« Sie lächelte. Das breite, offene Lächeln, das sie alle hatten. »Ein Baby im Haus, das wird doch toll, oder?«
    »Das wird es, Dad.« Juliet sprach mit sanfter Stimme. »Das wird schon klappen. Das kriegen wir schon hin. Wir wissen doch, wie.«
    Er schloss die Augen. Sie warteten. Sie waren in den letzten acht Jahren oft genug in die Küche oder das Wohnzimmer gekommen und hatten gesehen, wie ihr Vater im Geiste Gespräche mit ihrer Mutter führte, um zu wissen, dass er seiner Frau jetzt nicht nur ein Stoßgebet schickte. Er sandte ihr ein Notsignal. Wenig später öffnete er wieder die Augen.
    »Unter einer Bedingung.«
    Clementine wartete.
    »Ich möchte auf gar keinen Fall Windeln wechseln. Ich habe bei euch fünf so viele Windeln gesehen, dass ich für den Rest meines Lebens bedient bin.«
    Clementine trat vor und streckte die Hand aus. »Abgemacht.«
    Er schlug ein.

2
    Schon vor Clementines großer Verkündigung hatte der Haushalt der Faradays streng nach Plan funktioniert. Es war eine Idee ihres Vaters. Es gab Aufgabenpläne für die Mahlzeiten, fürs Putzen, Waschen und Einkaufen. Jede Aufgabe wurde auf einer Liste eingetragen, mit einem Kästchen, das nach Erledigen anzukreuzen war. Die Aufgabenpläne änderten sich von Woche zu Woche, und jeden Sonntagabend wurde der neue Plan an die Wand neben dem Kühlschrank gehängt. Außerdem gab es monatliche Zusammenkünfte, bei denen diskutiert wurde, was wem am Herzen lag, und die Arbeitspläne revidiert wurden.
    Miranda hatte einst protestiert, dass es bei ihnen wie in einer Kaserne zuginge, und hatte heftig auf eine neue, entspanntere Einstellung im Hause Faraday gedrängt. Juliet hatte genauso heftig dagegengehalten, dass das bei Miranda nur heißen könnte, dass sie sich vor der Arbeit drücken wollte. Miranda hatte wiederum dagegengehalten, dass ein Heim ein Hort der Ruhe und des Friedens und kein Arbeitshaus sein sollte.
    Clementines Neuigkeiten verlangten nach einer erneuten Revision. Ohne große Diskussion. Leo entwarf anhand mathematischer Berechnungen einen neuen Plan und teilte die Pflichten zwischen ihnen genau auf. Alle mussten der Reihe nach kochen, putzen und waschen. Er inbegriffen.
    »Aber Juliet kocht doch so gerne«, stöhnte Miranda, als sie sah, dass sie dienstags eingeteilt war. »Ich möchte sie keinesfalls um ihr abendliches Vergnügen bringen.«
    »Auch Juliet muss einen Abend freihaben. Außerdem möchte ich, dass keine meiner Töchter das Haus verlässt, ohne mehr als eine Fähigkeit erlernt zu haben. Ich möchte, dass ihr alle vielseitige und vielversprechende Talente werdet.«
    »Und wieso muss Clementine dann bloß Staub wischen und abtrocknen?«, fragte Sadie.
    »Schon mal daran gedacht, dass ihr Bauch anschwellen wird?«, fragte Eliza gelangweilt, ohne von ihrem Sportmagazin aufzusehen. »Sie wird sich in ein paar Monaten doch kaum noch rühren können. Dad plant nur voraus.«
    »Ich bin übrigens auch hier und höre zu, nur zu eurer Information«, sagte Clementine. »Dad, Sadie hat recht. Ich bin schwanger, nicht krank. Ich übernehme gerne auch die Gartenarbeit oder das Staubsaugen.«
    »Der Plan bleibt, wie er ist. Ich will nicht, dass du dir zu viel zumutest.«
    Miranda blickte mit angewidertem Gesicht auf den Dienstplan. »Eines sag ich euch, wenn ich in die große weite Welt ziehe, werde ich niemals mehr auch nur
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