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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday
Autoren: Monica McInerney
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Sadie.
    »Das dritte Mal? In einer Woche?« Miranda zog eine Augenbraue hoch. »Wirklich? Das war mir gar nicht bewusst. Oh-oh. Es ist Morgen. Ihr ist übel. Zählen wir also zwei und zwei zusammen, und was haben wir da? S-c-h-w-a-n-g-e-r-schaft!«
    Wenigstens eine der Schwestern hätte jetzt lachen müssen. Clementine hätte es entrüstet abstreiten müssen. Leo hätte Miranda rügen und Miranda ihm eine Retourkutsche geben müssen.
    Aber es herrschte Stille.
    Da wusste Juliet Bescheid. Lag es an Clementines Gesichtsausdruck? Daran, dass sich ihre Stirn nicht wirklich klamm oder heiß angefühlt hatte? Daran, dass dieser David seit Wochen das einzige Gesprächsthema war? Was immer es war, Juliet konnte sich nicht zügeln.
    »Clementine? Hat Miranda recht? Bist du etwa schwanger?«
    Leo lachte. »Juliet, um Himmels willen. Sie ist doch erst sechzehn …«
    »Ja.«
    »… Jahre alt.« Er schluckte. »Clementine, sag bitte, dass sich dieses Ja auf meine Aussage über dein Alter bezieht, nicht …«
    »Ich bin schwanger, Dad.«
    »O Gott, Allmächtiger.«
    In der Küche war es mucksmäuschenstill. Keine Tasse klirrte, kein Besteck klapperte, keine Zeitung raschelte. Clementine saß am einen Ende des Tischs, ihre vier Schwestern und ihr Vater saßen ihr gegenüber und starrten sie entgeistert an.
    Sie wirkte gefasst, obwohl sie die Hände zu Fäusten geballt hatte. In ihrem weiß-rosa gestreiften Schlafanzug sah sie noch kindlicher aus. Ihr Pferdeschwanz hatte sich gelöst, und das lange Haar fiel ihr wild um die Schultern. »Ich bin im dritten Monat. Ich war gestern beim Arzt.«
    Irgendjemand holte laut Luft.
    Leos Stimme war sehr leise. »Wer, Clementine? Wie?«
    Sie warf ihrem Vater einen vernichtenden Blick zu. »Dad, bitte, es ist von David.«
    »David?«
    »David Simpson. Ihr Freund«, sagte Sadie.
    »Seit wann hast du einen Freund?« Leo sah Clementine an, als säße eine Fremde an seinem Tisch.
    Juliet antwortete an ihrer Stelle. »Sie ist seit ein paar Monaten mit ihm zusammen. Er spielt in dem Theaterstück mit.«
    Leo sah sich um. »Warum weiß ich davon nichts?«
    »Du warst beschäftigt.«
    »Oh, also das wäre ja wohl einen kleinen Ausflug nach Denkland wert gewesen, oder? ›Entschuldige, Dad, aber wir wollten dir eben sagen, dass sich deine sechzehnjährige Tochter durch die Gegend schläft …‹«
    »Dad!« Juliet und Miranda sprachen gleichzeitig.
    Clementine blieb ruhig. »Ich habe mich nicht durch die Gegend geschlafen. Ich habe mit David geschlafen. Und zwar nur mit David.«
    »Wer ist dieser David überhaupt?«
    »Er spielt in dem Stück den Piratenkönig.«
    Leo stand abrupt auf. »Das ist natürlich etwas anderes. Dann ist ja alles in Ordnung. Joho-ho und’ne Buddel voll Rum, und übrigens, Mr. Faraday, hab ich auch Ihre Tochter dazu gebracht, sich von mir schwängern zu lassen.«
    »Wir haben es zusammen getan, Dad. David hat mich zu gar nichts gebracht .«
    »Aber ihr seid doch noch Kinder.« Leo stellte sich hinter seinen Stuhl und stützte die Hände auf die Rückenlehne. Seine Knöchel waren weiß. »Das fasse ich nicht. Und ich habe geglaubt, es würde jetzt endlich ein wenig besser. Jetzt, wo zwei von euch Arbeit haben, zwei studieren, und du bist so gut in der Schule, Clementine. Endlich liegen einmal wieder gute Zeiten vor uns …«
    Clementine stand auch auf. »Wir sprechen von einem Baby, Dad, nicht vom Atomkrieg.«
    »Du bist sechzehn, Clementine. Sechzehn . Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, was auf dich zukommt? Jahrelang nur Windeln und schlaflose Nächte. Babys sind die Hölle. Ich weiß schließlich, wovon ich spreche, ich hatte ja fünf.«
    »Ganz herzlichen Dank.«
    »Wir waren zu zweit, eure Mutter und ich. Wir haben uns geliebt, und wir wollten euch alle fünf, also dreht mir nicht das Wort im Mund herum. Aber es war hart. Es ist doch schon zu zweit hart, wie soll es denn erst sein, wenn man allein ist?«
    »Du hast dich in den letzten acht Jahren doch auch prima geschlagen.«
    Leos Miene erstarrte. »Du willst doch meine Situation nicht mit deiner vergleichen. Was ist bloß in dich gefahren, Clementine?«
    »Offenkundig ja wohl David«, sagte Miranda.
    Leo stieß den Stuhl laut an den Tisch. »Das reicht, Miranda. Raus.«
    »Nein.«
    »Was heißt hier ›nein‹?«
    »Ich will das auf gar keinen Fall verpassen. Das müssen wir alle hören. Falls Clementine will, gehe ich natürlich, aber sonst bleibe ich hier.«
    »Clementine?«
    »Bleib, Miranda. Ich will, dass ihr
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