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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday
Autoren: Monica McInerney
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Zeitunterschied durcheinandergebracht. Sie hatte gedacht, Irland wäre zeitlich hinter New York, nicht vor. Aber es hat ja auch so funktioniert, oder? Ich bin ja immerhin mit Juliet, Myles und Eliza zum Flughafen gekommen. Nicht dass sie mit mir gesprochen hätten. Aber du wirst ihnen doch die Wahrheit sagen, Maggie, oder? Ich hätte das in dem Moment gerne getan, aber ich wusste ja nicht, wie lange wir das hier durchziehen müssen.«
    Maggie starrte ihn an. Das musste der schlimmste Jetlag aller Zeiten sein. »Gabriel, es tut mir leid, aber ich habe überhaupt keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Tut mir leid, ich vergesse, dass du eben erst aus dem Flieger gestiegen bist. Warum gehen wir nicht ein wenig nach draußen, und ich erkläre dir da alles?«
    Sie gingen durch den kleinen Park, setzten sich auf eine Bank neben dem Tor. Dicht nebeneinander. Es war warm, der Himmel diesig.
    Gabriel fing an. »Dann lass mich von Anfang an beginnen. Wir waren in Dublin, und dann sind wir zurück nach Donegal gefahren …«
    Das war ihr doch alles bekannt. »Und dann sind wir ins Haus gegangen, und alle haben …«
    Er unterbrach sie. »Du hast etwas vergessen.«
    »Ach ja?«
    »Dass ich dich dann endlich geküsst habe. Was ich tun wollte, seit ich dich das erste Mal gesehen habe.«
    Hätte er sie doch nicht daran erinnert. Sie tat, als hätte sie das nicht gehört, und fuhr fort. »Und dann sind wir ins Haus gegangen, und Miranda hat erzählt, dass deine Freundin angerufen hätte.«
    »Und du hast perfekt reagiert. Besonders die Ohrfeige. Ganz toll.«
    Ganz toll? War er etwa auch noch sarkastisch? »Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht ohrfeigen sollen.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Das war das i-Tüpfelchen. Selbst wenn wir vorher geprobt hätten, auf die Idee wäre ich nicht gekommen.«
    »Das i-Tüpfelchen?« Wie konnte er damit so locker umgehen?
    »Selbst Leo hat entsetzt ausgesehen, und er wusste schließlich, dass alles Theater war. O Maggie, das tut mir leid. Das hätte ich natürlich als Erstes fragen sollen. Hast du mit Leo über Sadie sprechen können? Über die Tagebücher?«
    Sie erzählte es ihm, wenn sie auch nicht verstand, warum ihn das noch interessierte. Sein Job war schließlich erledigt.
    »Und hat er’s gut aufgenommen? War er nicht zu aufgebracht?«
    »Nein, das, was danach passiert ist, hat ihn viel mehr aufgebracht.« Sie schilderte Gabriel Leos Versuche mit der Kamera und welche Folgen das gehabt hatte.
    Gabriel war sofort Feuer und Flamme. »Ein schwenkbares Stativ? Das ist brillant. Aber was macht man dann mit den Anschlusskabeln? Das ist nicht leicht zu …«
    Sie musste dieses merkwürdige Beisammensein zu einem würdigen Abschluss bringen. »Gabriel, was willst du wirklich hier?«
    »Ich dachte, du hättest vielleicht Lust, mit mir essen zu gehen. Mir hat die Vorstellung nicht gefallen, dass du ganz allein in deinem Apartment hockst, besonders nach allem, was geschehen ist. Ein paar Straßen weiter gibt es ein tolles vietnamesisches Restaurant. Da kann man sogar draußen sitzen. Es wird dir gefallen.«
    »Und Susanna hat nichts dagegen?«
    Er lächelte. »Oh, sie hat getobt, aber ich habe gesagt, dass sie sich damit abfinden muss, dass es dich gibt.«
    »Ich finde das nicht sehr lustig.«
    Gabriels Lächeln erstarb. Plötzlich hatte er etwas begriffen. »Maggie, du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass es Susanna gibt?«
    »Etwa nicht?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Du hast keine Freundin namens Susanna?«
    »Natürlich nicht. Glaubst du etwa, ich hätte dich sonst geküsst?«
    »Manche Männer tun so was.«
    »Ich bin aber nicht manche Männer.«
    »Aber was ist mit dem Anruf? Mit allem, was du danach gesagt hast?«
    »Das war die Schwester meines Mitbewohners. Gina. Ich hatte sie gebeten anzurufen. Weißt du das denn nicht mehr? Ich hatte dir doch in Dublin erzählt, dass ich eine Lösung gefunden hätte.«
    »Aber von einer Freundin hast du nichts gesagt.«
    »Ich wusste ja auch nicht, was Gina einfallen würde. Ich hatte sie lediglich gebeten, anzurufen und zu sagen, dass es hier eine Krise gäbe. Sie hat sich da ein wenig zu sehr in diese Freundinnen-Sache hineingesteigert. Also musste ich improvisieren. Ich weiß nicht einmal mehr, was ich in dem Moment gesagt habe.«
    »Dass du gehofft hättest, du könntest das mit uns beiden weiterlaufen lassen. Mit Susanna und mir.«
    »Wirklich?« Er musste sich das Lachen verbeißen. »Kein Wunder, dass du mich geohrfeigt hast.
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