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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers
Autoren: Wilken Constanze
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Revolte der Poggios gegen die Republik Lucca, und Vincente di Poggio und Lorenzo Totti töteten den gonfaloniere Girolamo Vellutelli. 1524 verhängte der bischöfliche Vikar den Kirchenbann über den Bürgermeister, weil der einen Kirchenvertreter verhaftet hatte. Der Papst vermittelte in der Angelegenheit. 1525 verbot die Luccheser Regierung die Einführung von Büchern Luthers, ordnete die Verbrennung seiner Schriften an, und es kam zum Aufstand der Poggios, die sich tatsächlich eine Woche lang im Castello von Lucchio verbarrikadierten.
    Flamini, der päpstliche Geheimsekretär, und Alberto Mari sind Fiktion. Eine Verschwörung, in der Clemens seinen Sohn mit Hilfe von Lucchesern in Florenz, das er von Rom aus wie eine Kolonie verwaltete, an die Macht bringen wollte, ist nicht belegt, doch es gab wiederholt Versuche des Papstes, seinen Sohn durch Mittelsmänner an die Macht zu bringen. Alessandro war einer der meistgehassten Medici, und als er am fünfzehnten Juli 1531 in Florenz an die Macht kam, war dies ein Tag der Trauer für die Bürger. Alessandro löste die Republik auf und demütigte die Florentiner. Als sein Vater Clemens am fünfundzwanzigsten September 1534 starb, zündeten die Florentiner Freudenfeuer an. Die Wut des Pöbels auf den Papst, der ihnen den »Sacco di Roma« gebracht hatte, war so groß, dass dessen Leiche mehrmals aus dem Grab gerissen und geschändet wurde.
    Fernando de Avalos, Markgraf von Pescara (1490-1525), ist eine der tragischsten und zwiespältigsten Figuren im Ringen um Italien. Entscheidend für den Roman ist seine belegte Integrität dem Kaiser gegenüber. Charles de Bourbon, Connétable Frankreichs (1490-1527), gehörte zu den hervorstechendsten Feldherren seiner Zeit. Seine Familie besaß eines der größten Herzogtümer Frankreichs. Durch einen Streit mit Franz I. verlor Bourbon Ämter und Vermögen und schlug sich auf die Seite des Kaisers. Er wurde beim Ansturm auf Rom von einer Arkebusenkugel getötet, von der Benvenuto Cellini behauptete, sie abgefeuert zu haben.
    Die wechselhaften Verhandlungen und diplomatischen Kapriolen darzulegen, die zum Sacco di Roma führten, sprengt auch hier den Rahmen (eine der besten Darstellungen bietet The Sack of Rome 1527 von Judith Hook und Patrick Collinson, Palgrave Macmillan 2004). Diese Verwüstung Roms wurde bereits von den Zeitgenossen als das schrecklichste Ereignis seit dem Überfall der Goten auf Rom beschrieben. Die Zahl der Toten belief sich auf über dreißigtausend, was in der damaligen Zeit der Auslöschung einer Großstadt gleichkam. Unvorstellbar grausam waren die Frevel, die von den Söldnern begangen wurden, nicht zu vergessen die nachfolgende Pestepidemie, die danach auch Florenz und Lucca heimsuchte. Mit Zynismus muss man das Schicksal von Clemens betrachten, dem Verursacher des Leids, der sich mit seinem Gefolge in die Engelsburg flüchtete, später nach Orvieto floh, sich mit Karl V. aussöhnte und diesen am 24. Februar 1530 in Bologna krönte. Auf Porträts nach dem »Sacco di Roma« ist Clemens nur noch mit Bart zu sehen, den er sich aus Trauer über das Schicksal Roms hatte stehen lassen, ein Schicksal, das allein seiner Politik zuzuschreiben war.
    Natürlich war die Renaissance auch die Zeit herausragender Künstler und Wissenschaftler. Jacopo da Pontormo (1494-1557), den ich Beatrices Porträt malen ließ, mag stellvertretend für diese Hochkultur der italienischen Kunst stehen. Pontormo, von Vasari als eigenbrötlerisch und attraktiv geschildert, schuf einen ganz eigenen Manierismus und einfühlsame Porträts.
    Sizilien gehörte neben Neapel zum aragonesischen Hoheitsgebiet. Nach der Eroberung durch Karl V. lehnte sich der sizilianische Kleinadel bald gegen die spanische Herrschaft und die Einführung der Inquisition auf. Die Rebellion der Sizilianer gegen die Fremdherrschaft mündete 1647 in einen Volksaufstand in Palermo. Sizilien war die Kornkammer Italiens, doch auch Maulbeerbäume wurden hier angepflanzt.

Glossar
    anziani : Ältestenrat oder Großer Rat in Lucca. Die zehn Mitglieder
wurden aus den Terzieren (Bezirken) der Republik
gewählt. arista : Schweinebraten
attendente : Adjutant
balia : Amme
boschetto : kleine Baumgruppe
caldarrostaio : Kastanienverkäufer
condottiere : Söldnerführer, der aufgrund eines Anwerbevertrags
( condotta ) militärisch für
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