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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers
Autoren: Wilken Constanze
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Schomberg, wobei Giberti auf der Seite der Franzosen stand und Schomberg Karls Politik unterstützte.
    Karl V. stand nach 1518 ganz unter dem Einfluss seines italienischen Kanzlers Mercurino Gattinara (1465-1530), der die Politik von Karls Großvater, Kaiser Maximilian I., weiterführte: Einigung der christlichen Welt unter kaiserlicher Führung, Wiedergewinnung Italiens, Kaiserkrönung in Rom und Schutz der Kirche, wobei das Papsttum den imperialen Ansprüchen der Habsburger entgegenstand.
    Ziel von Gattinaras Italienpolitik war es, die alten Reichslehen, die sich verselbstständigt hatten, wieder ganz der Oberhoheit des Kaisers zu unterstellen, um das antike Imperium unter Karl wieder aufleben zu lassen. Zu diesen Reichslehen gehörten: Savoyen, Mailand, Ferrara, Mantua und die Stadtstaaten Padua, Bologna, Genua, Siena, Florenz und Lucca. Venedig tendierte mehr zu Frankreich und zur Schweiz und wurde als Störfaktor gesehen. In der Religionskrise drängte Gattinara auf Ausgleich und Kirchenreform, weil ein zu weltlicher Papst die Einheit der Christenheit gefährdete. Karl hatte, genau wie Clemens, große Finanznöte und wollte nicht einsehen, dass die italienischen Staaten ausgeblutet waren. Einen italienischen Gesandten mit Bitten um Ermäßigung der Abgaben schickte Karl 1523 ungehört fort. Gattinara sah die Problematik ebenfalls nicht und setzte auf Freundschaft mit England, doch das fühlte sich durch die wachsende Habsburger Macht bedroht und schloss sich Frankreich und dem Papst an, was letztlich zur Schlacht bei Pavia führte.
    Lucca hatte sich 1369 seine Unabhängigkeit vom Kaiser erkauft und war seitdem ghibellinisch. Allerdings war der Kirchenstaat mächtig und im täglichen Leben immer präsent, weshalb die Luccheser darauf bedacht waren, sich die Sympathien des Papstes nicht zu verscherzen. Die Luccheser waren stolz auf ihre unabhängige Republik und auf den Reichtum, den sie durch den Seidenhandel erworben hatten. 1272 hatte ein Luccheser die erste Zwirnmaschine erfunden, doch das Monopol für den Seidenhandel verlor Lucca im fünfzehnten Jahrhundert an Florenz, Bologna und Venedig. Lucchesische Seide war trotzdem für Jahrhunderte ein Markenprodukt und wurde genau wie die edlen Gewebearten Lampas, Samite, Damast, Samt und Brokat nach ganz Europa exportiert. Regiert wurde die lucchesische Republik von dem Ältestenrat, den anziani , dem gonfaloniere und einer Reihe von Ministerien. Natürlich war die Compagnia Mercantile eine der wichtigsten Institutionen. Die Compagnia der Luccheser Kaufleute stiftete Kirchen und Hospitäler wie das Spedale di San Lucca und hatte Vertretungen in zahlreichen ausländischen Städten. (Eine detaillierte Darstellung Luccas zur Zeit der Medici siehe Catalogo della mostra a cura di Isa Belli Barsali: I palazzi dei mercanti nella libera Lucca del’500. Immagine di una città-stato al tempo dei Medici , Lucca 1980.)
    San Frediano, der Konvent von Beatrices Familie, gehörte 1525 tatsächlich zu den wichtigsten Konventen der Stadt und stand der Reformation nahe. Führende Luccheser Familien wie die Buonvisis und Cenamis gingen in diese Kirche. San Romano dagegen war streng konservativ, und die Dominikaner verteidigten ihre Position gegenüber den canonici lateranensi von San Frediano. Anhänger von San Romano waren unter anderem die Familien Balbani, Burlamacchi, Arnolfini, Poggio, Mansi und Bottini. Jan van Eyck (1390-1441) malte die berühmte »Arnolfini-Hochzeit«, die die Verbindung von Giovanna Cenami und Giovanni Arnolfini dokumentiert.
    Schon früh begannen die führenden Luccheser Familien, sich Sommerresidenzen in Luccas fruchtbarem Umland, dem contado , errichten zu lassen. Die Einteilung des Umlands in Pfarrbezirke, pagi , geht auf römische Zeiten zurück und wurde durch die geographischen Gegebenheiten bestimmt. Tatsächlich stehen in Matraia noch heute die Palazzina Guinigi und die Palazzina Chiariti sowie die Villa Guinigi. In Gragnano befinden sich die Villa Arnolfini und die Villa Tegrimi, in Marlia liegt die Villa Reale der Buonvisi-Familie, in San Colombano die Villa Antelminelli, um nur einige zu nennen.
    Die Familien Rimortelli und Buornardi sowie der Marchese Connucci und seine Familie sind fiktive Personen und Namen. Da Sesto, Quilici und Poggio sind historisch belegte Namen, wobei die Romanfiguren wiederum fiktional sind. 1522 gab es tatsächlich eine
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