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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte
Autoren: Torsten Fink
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ihn.
    »Biredh? Hat dir das Feuer den letzten Rest Verstand verbrannt?«
    Maru sah sich verblüfft um. Wohin war Biredh nur verschwunden? Und wie war er eigentlich auf die Insel gelangt? Ihr lief ein seltsames Kribbeln über den Rücken. Sie hatte das Gefühl, dass es auf diese Fragen keine Antwort gab, zumindest keine, die sie verstehen würde.
    »Rede schon, Kröte, mit wem hast du hier zu schwätzen? Und wie hast du das hier überlebt?« Es regnete Asche. Widerwillig löste sich Maru von den Gedanken an den blinden Erzähler. Sie zuckte mit den Achseln. »Vielleicht die Haut der Erwachten, Tasil«, antwortete sie, obwohl sie selbst daran zweifelte. Biredh hatte das zwar behauptet, aber sie hatte sich schon mehrfach verletzt, ohne dass die Haut irgendetwas für sie getan hätte. Sie hatte heilende Wirkung, das hatte sie am eigenen Leib erfahren, aber verhindern konnte sie Verwundungen nicht.
    »Die Haut, mag sein, die Haut«, murmelte Tasil. »Ich habe sie gesehen«, fügte er dann hinzu.
    »Wen?«
    »Die Erwachte, die Zermalmerin, die Städtezerstörerin. Das Untier, das mir mein Gold geraubt hat, deine Awathani.«
    »Ich hörte sie brüllen.«
    »Oh ja, gebrüllt hat sie. Ich nehme an, dass noch in Ulbai die Mauern gezittert haben bei diesem Laut.«

    »Ist sie tot?«, fragte Maru.
    »Tot? Nein, dieses Ungeheuer erfreut sich bester Gesundheit. Ich habe sie vom Ufer aus gesehen. Sie war draußen im Fluss. Aber dann ist sie verschwunden.«
    »Du hast recht, Tasil. Sie ist fort.« Jetzt, da sie darauf achtete, spürte Maru die Anwesenheit der großen Seeschlange wieder. Aber sie war weit entfernt und schwach. Und der kalte Zorn, den sie immer gefühlt hatte, war nicht mehr zu spüren.
    »Und du hast den Daimon getötet, Kröte?«, fragte Tasil und scharrte mit dem Fuß in der Asche, etwa dort, wo Utukku zuletzt gestanden hatte.
    Maru nickte. Und dann kamen ihr plötzlich wieder die Tränen. Sie konnte es nicht verhindern. »Erstaunlich«, murmelte Tasil, und dann trat er wütend gegen einen verkohlten Ast. »Das heißt, wir werden nicht an den Schatz aus dem Fenn gelangen! Und wir werden nicht an das Gold kommen, das mit unserem Kahn im Schwarzen Dhanis versunken ist. Und ich nehme an, dass die, die nicht davongelaufen sind, den Schatz am Damm inzwischen eingesammelt haben. Glaubst du, Immit Uschparu erinnert sich noch an das Silber, das er mir versprochen hat?«
    »Er ist doch tot, Tasil«, erwiderte Maru.
    »Das weiß ich, Kröte«, sagte Tasil verbittert. »Diese Frage war nicht ernst gemeint. Ich wollte dir nur klarmachen, in welcher Lage wir sind.«
    »Wir?«
    Tasil starrte sie an. Dann sagte er nachdenklich: »Wenn wir schnell sind, können wir vielleicht zurück in die Stadt. Wir können im Haus des Richters das Wichtigste einpacken und verschwinden. Ich habe dort noch ein oder zwei Dinge versteckt, die ich nicht missen möchte. Oder glaubst du, ich lasse das Silber zurück, das ich hier unter Lebensgefahr gewonnen habe?«
    Maru sah etwas zu ihren Füßen liegen. Sie hob es auf. Es war
das Heft des Hakul-Dolches. Die Klinge war verschwunden. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. Immer noch segelten Ascheflocken durch die Luft. Ein leichter Wind kündigte den nahenden Morgen an. »Utukku – woher kanntest du ihn?«
    »Den Daimon? Er kam zu mir, gestern am Fluss, als ich auf dich und dieses verfluchte Weib gewartet habe. Ist es nicht erstaunlich, dass dies erst gestern war? Es kommt mir vor, als seien viele Wochen seither vergangen.«
    »Du hast einen Handel mit ihm geschlossen?«
    »Er hat mir viele aufschlussreiche Dinge erzählt. Auch über dich, Kröte. Es scheint, dass du ihn schon eine Weile kanntest. Und das hast du mir verheimlicht.« Er schüttelte den Kopf. »Warum hast du ihm nicht einfach gegeben, was er wollte?«
    »Du kanntest seine Absichten nicht«, sagte sie langsam. Konnte sie ihm einen Vorwurf machen? Der Daimon hatte ihm Gold versprochen. Das war eben Tasil. Wenn er nicht wusste, wie hoch der Preis dafür war, warum sollte er so ein Angebot ausschlagen?
    »Er hat etwas von Rache gefaselt, davon, die Akkesch zu töten. Aber das meiste musste ich raten. Er hatte eine seltsame Art zu reden«, meinte Tasil.
    »Du wusstest , was er vorhatte? Und du hast ihm trotzdem geholfen?« Maru schauderte plötzlich vor dem Mann, den sie Onkel nennen sollte.
    Tasil zuckte mit den Schultern. »Was gehen mich die Akkesch und ihre Händel an? Der Daimon kam zu mir und bot mir viel Gold. Warum sollte ich
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